Würfelwelt 1547

Johann August Apel:
Der Freischütz. Eine Volkssage
Gefunden bei: http://www.goethezeitportal.de/wissen/enzyklopaedie/carl-maria-von-weber/carl-maria-von-weber-freischuetz-illustrationen-von-ramberg.html
Quelle: Gespensterbuch. Hrsg. von Johann August Apel und Friedrich Laun [d.i. Friedrich August Schulze]. Tl. 1. Leipzig : Göschen 1810.

Würfelweltmäßige Bearbeitung von Uwe Vitz

Der Freischütz 7
(Erste Ebene vor 306 Jahren)


Vater Bertram war mit Wilhelm zufrieden, aber dieser ging den ganzen Tag in stiller Verzweiflung umher, und selbst Käthchens Liebkosungen vermochten nicht, ihn aufzuheitern.
Auch am Abend saß er noch ganz stumm und bemerkte kaum, dass der Förster mit Rudolf in ein ziemlich lebhaftes Gespräch geraten war, bis ihn endlich jener aus seiner Betäubung weckte.

“ Das darfst du nun so wenig dulden als ich, Wilhelm “ - rief er dem Träumenden zu -
“ dass jemand unsrem Altvater Kuno solche Dinge nachsagt, wie Rudolf eben. Haben die Engel damals ihm und dem armen unschuldigen Menschen beigestanden, wie wir es in den Schriften vieler Göttergläubiger auf dieser Ebene lesen, so ist dies keine Teufelskunst. Die lass' ich meinem Urvater nicht nachsagen. Er starb sanft und selig auf seinem Bette unter Kindern und Enkeln, aber wer Teufelskünste treibt, mit dem nimmt's niemals ein gutes Ende, wie ich selbst angesehen habe, als ich noch in der Nähe von Zentahr die Jagdkunst gegen allerlei magische Wesen lernte. “

Oh, erzählt doch, wie das war “, rief Rudolf, und die andern stimmten bei.

“ Schlimm genug war es” - fuhr der Förster fort -” es graut mir noch, wenn ich daran denke. Da war damals in Zentahr ein junger Mensch, Georg hieß er, ein verwogener, wilder Bursch, sonst aber brav und flink, der war ein starker Liebhaber von der Jagd, und so oft er konnte, kam er zu uns. Er wär' auch ein tüchtiger Jäger geworden, aber er war zu flüchtig und schoss daher oft neben weg. Einmal, wie wir ihn damit aufzogen, vermaß er sich hoch, er wolle bald besser schießen als alle Jäger und es solle ihm kein Wild entgehen, weder in der Luft noch im Gebüsch. Aber er hielt schlecht Wort. Ein paar Tage drauf pocht uns früh ein unbekannter Jäger heraus, und sagt an, draußen auf der Straße liege ein Mensch halb tot und ohne Hilfe. Wir Burschen machen uns gleich auf und hinaus, da liegt der Georg überall blutig und zerkratzt, als wär' er unter wilden Katzen gewesen, sprechen konnte er nicht, denn er war ganz besinnungslos und gab kaum ein Lebenszeichen von sich. Wir trugen ihn gleich ins Haus, und einer meldet' es in Zentahr, wo er auch bald abgeholt wurde. Da hat er denn vor seinem Ende ausgesagt, dass er mit einem alten Bergjäger habe Zauberpfeile herstellen wollen, die allezeit treffen, und weil er etwas dabei versehen, habe ihn ein Teufel so zugerichtet, dass er's mit seinem Leben bezahlen müsse. “

“ Was hatte er denn versehen “- fragte Wilhelm bebend - “ kann der Fürst des Bösen denn nicht auch Gutes bringen?” “

“ Niemals “ - erwiderte der Förster -” Ich weiß wohl, manche schwatzen davon, dass sie den Fürsten des Bösen mit Geschick überlistet hätten, aber ich bleibe dabei, wer sich mit ihm einlässt ist verloren. “

Wilhelm schöpfte etwas freier Atem.
“ Hat denn der Georg nicht erzählt, was ihn so übel zugerichtet? “fragte er den Förster.

“ Freilich “- antwortete dieser - “vor Gericht hat er's ausgesagt. Er war mit dem Bergjäger auf einen Kreuzweg gegangen; da hatten sie mit einem blutigen Degen einen Kreis gemacht und den mit Totenschädeln und Knochen kreuzweise belegt. Draufhatte der Bergjäger Georg unterrichtet, was er zu tun habe. Der Bergjäger gab Georg dreizehn Sklaven und einen Zaubersamen. Die dreizehn Sklaven sollte Georg dem Fürsten des Bösen opfern und ihr Blut über den schwarzen Samen fließen lassen. Dann sollte ein Schwarzer Baum in der Dunkelheit heranwachsen, dessen Früchte Zauberpfeile seien, diese Pfeile sollte er pflücken. Nicht mehr und nicht weniger als dreizehn, einer über oder unter diese Zahl, wenn die Erste Sonne aufging, so wär' er verloren. Dafür müssten aber auch zehn von seinen Pfeilen unfehlbar treffen, und nicht mehr als drei würden fehlen.
Georg hatte nun den Dolch schon in der Hand um die unglücklichen Sklaven zu ermorden.
Aber im letzten Augenblick schreckte er vor der Untat zurück.
Da verfluchte ihm der Bergjäger und Georg stürzte bewusstlos zu Boden.
Erst in Zenthar ,unter den Händen der Ärzte und dem Zuspruch der Priester, sei er wie aus einem Traum erwacht. “

“ Die Götter mögen jeden Menschen bewahren vor solchen Schlingen des Bösen - “sagte die Försterin .

“ Der Georg war also ein übler Schurke?” - fragte Rudolf weiter.

“ Das will ich nicht grade behaupten “- versetzte der Förster - “denn es heißt: Richtet nicht. Aber das bleibt doch immer ein schwerer Frevel, wenn der Mensch sich in Dinge einlässt, wo der Böse leicht an ihn kommen und ihm an Leib und Seele verderblich werden kann. Der Feind kommt wohl von selbst, ohne dass der Mensch ihn ruft, oder ein Pakt mit ihm schließt. Doch Macht gewinnt er erst über uns, wenn wir uns seiner Dienste bedienen. Ein echter Jäger braucht das auch nicht, du hast es nur erst erprobt, Wilhelm, ein guter Bogen und gute Wissenschaft, da braucht der Jäger keine Zauberpfeile und trifft doch, wohin er soll. Ich möcht' auch um keinen Preis einen solchen Pfeil abschießen, denn der Feind ist ein arger Schalk und könnte mir einmal die Pfeile nach seinem Ziel führen, statt nach dem meinen.”







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