Würfelwelt 72
Das Vermächtnis 4
(Der Bund von Torn)
v. Christel Scheja
Meine Schwester hatte recht. Wenn ich der Nachfolger meines Vaters werden wollte,
mußte ich auch Entschlossenheit und Mut
zeigen, selbst in scheinbar ausweglosen Situationen wie dieser.
Ich lächelte Kymarah an. Sie hatte mir den richtigen Weg gewiesen, und so erhob ich
mich und stieg über die Knochen hinweg.
Kymarah folgte mir langsam. Schon bald ergriff ich wieder ihre Hand und zog sie
sanft hinter mir her.
Es war inzwischen so hell, dass wir weitere Einzelheiten erkennen konnten. Der Himmel
verfärbte sich bereits rot, und die ersten Strahlen der Sonne blitzten über den Horizont. Irgendwie schien es, als würden auch die Scheren des Skorpions wieder zucken.
Wir stellten nun auch fest, dass über jedem Höhleneingang in unserer Nähe ein Symbol
in die Felsen geschlagen war. Ich blickte Kymarah fragend an, "Welchen Eingang
sollen wir nehmen, denn immerhin sind die Zeichen nicht ohne Grund da, oder?"
"Nichts geschieht ohne Grund." Kymarah runzelte die Stirn. Es war die Aufgabe der
Frauen, sich mit magischen Dingen zu beschäftigen und das Wissen darum weiterzugeben. Meine
Mutter und die Sham al'Udr hatten sie schon darin unterwiesen, bevor sie
in den Tempel gegangen war..
Meine. Schwester berührte kurz entschlossen die Stickerei auf meinem Stirntuch. "Hier,
die r'talis. Die sich ewig häutende Echse. Ich denke, das Zeichen unseres Stammes wird
uns Glück bringen!"
Ich lachte. "Du hast Recht! Denn gerade hier und jetzt müssen wir auf unsere Überlieferungen verlassen!" Ich streifte meinen Burnus ab'und reichte um ihr. "Vielleicht kannst
du ihn brauchen."
Tatsächlich streifte Kymarah sich das Tuch
über und lächelte mich dankbar an. Ich zog erstaunt eine Augenbraue hoch, denn der
Stoff hatte wieder dieselbe reine Farbe wie bei meinem Aufbruch angenommen und der
Schmutz aus den Höhlen war verschwunden. Vielleicht sollte ich meine Schwester
wenn alles vorüber war, einmal bitten, mir alles zu erklären, doch jetzt hatten wir nicht
mehr die Zeit dazu.
Rasch kletterten wir über einige Steine und an Vorsprüngen hinauf zu der Höhle. Die
verwitterten Überreste einer Treppe waren eine große Hilfe für uns, denn gerade als
von unten wieder das shik, srrik erklang, erreichten wir den Vorsprung,
Ich lachte erleichtert auf. "Das war gerade noch rechtzeitig, findest du nicht?"
"Ja, das stimmt!" entgegnete Kymarah verlegen. "Ich hatte nur nicht damit gerechnet,
dass er so schnell erwachen würde."
Sie beobachtete wie ich das Toben der Kreatur im Kessel. Plötzlich griffen die Zangen
des Skorpions in ein Loch und zerrten etwas ans Licht des Tages. Der Stachel zuckte vor
und bohrte sich zielstrebig in die nackte Brust eines haarlosen, kleinen Geschöpfes.
Sein Zetern und Keckem verstummte
schlagartig. Während sich der Skorpion mit seiner Beute davonmachte, stieß ich zischend die Luft aus und wischte mir den Schweiß von der Stirn. "Das ist eines der Wesen, die mich an diesen Ort verschleppten", erklärte ich. "Sie wollten mich dem Skorpion opfern, glaube ich. Und sie beherrschen die Ranken, die mich fesselten."
Kymarah schob sich eine lange Strähne ihres Haares aus dem Gesicht. "Die Flussleute
nennen die Wesen da Q'dro Nyan – kleine Plage. Diese Biester bevölkern die Ufer und
bestehlen die Bauern und Fischer aber eigentlich sind die harmlos und flüchten immer, wenn man sie aufscheucht. Einige halten sie sich sogar als Haustiere, und im
Tempel werden sie an die Schlangen verfüttert,"
Schlangen! Das war ein gutes Stichwort .Ich sah meine Schwester ernst an.
"Du hast auch
einen Biß am Hals'."
'"Ja.. '' antwortete sie gedehnt, so als sei sie ganz weit fort. "Nichts schlimmes, nur ein
Teil meiner Prüfung." Kymarah war dabei blass geworden. "Lass uns hier nicht noch
mehr Zeit vertrödeln und jetzt endlich in die Höhle gehen!" sagte sie schroff.
Ich nickte verärgert. Mit meiner Schwester stimmte etwas nicht. Ich beschloss jedoch,
sie nicht weiter zu fragen» wenn ich auch nicht verstand warum, denn zwischen uns
hatte es nie Geheimnisse gegeben.
(Der Bund von Torn)
v. Christel Scheja
Meine Schwester hatte recht. Wenn ich der Nachfolger meines Vaters werden wollte,
mußte ich auch Entschlossenheit und Mut
zeigen, selbst in scheinbar ausweglosen Situationen wie dieser.
Ich lächelte Kymarah an. Sie hatte mir den richtigen Weg gewiesen, und so erhob ich
mich und stieg über die Knochen hinweg.
Kymarah folgte mir langsam. Schon bald ergriff ich wieder ihre Hand und zog sie
sanft hinter mir her.
Es war inzwischen so hell, dass wir weitere Einzelheiten erkennen konnten. Der Himmel
verfärbte sich bereits rot, und die ersten Strahlen der Sonne blitzten über den Horizont. Irgendwie schien es, als würden auch die Scheren des Skorpions wieder zucken.
Wir stellten nun auch fest, dass über jedem Höhleneingang in unserer Nähe ein Symbol
in die Felsen geschlagen war. Ich blickte Kymarah fragend an, "Welchen Eingang
sollen wir nehmen, denn immerhin sind die Zeichen nicht ohne Grund da, oder?"
"Nichts geschieht ohne Grund." Kymarah runzelte die Stirn. Es war die Aufgabe der
Frauen, sich mit magischen Dingen zu beschäftigen und das Wissen darum weiterzugeben. Meine
Mutter und die Sham al'Udr hatten sie schon darin unterwiesen, bevor sie
in den Tempel gegangen war..
Meine. Schwester berührte kurz entschlossen die Stickerei auf meinem Stirntuch. "Hier,
die r'talis. Die sich ewig häutende Echse. Ich denke, das Zeichen unseres Stammes wird
uns Glück bringen!"
Ich lachte. "Du hast Recht! Denn gerade hier und jetzt müssen wir auf unsere Überlieferungen verlassen!" Ich streifte meinen Burnus ab'und reichte um ihr. "Vielleicht kannst
du ihn brauchen."
Tatsächlich streifte Kymarah sich das Tuch
über und lächelte mich dankbar an. Ich zog erstaunt eine Augenbraue hoch, denn der
Stoff hatte wieder dieselbe reine Farbe wie bei meinem Aufbruch angenommen und der
Schmutz aus den Höhlen war verschwunden. Vielleicht sollte ich meine Schwester
wenn alles vorüber war, einmal bitten, mir alles zu erklären, doch jetzt hatten wir nicht
mehr die Zeit dazu.
Rasch kletterten wir über einige Steine und an Vorsprüngen hinauf zu der Höhle. Die
verwitterten Überreste einer Treppe waren eine große Hilfe für uns, denn gerade als
von unten wieder das shik, srrik erklang, erreichten wir den Vorsprung,
Ich lachte erleichtert auf. "Das war gerade noch rechtzeitig, findest du nicht?"
"Ja, das stimmt!" entgegnete Kymarah verlegen. "Ich hatte nur nicht damit gerechnet,
dass er so schnell erwachen würde."
Sie beobachtete wie ich das Toben der Kreatur im Kessel. Plötzlich griffen die Zangen
des Skorpions in ein Loch und zerrten etwas ans Licht des Tages. Der Stachel zuckte vor
und bohrte sich zielstrebig in die nackte Brust eines haarlosen, kleinen Geschöpfes.
Sein Zetern und Keckem verstummte
schlagartig. Während sich der Skorpion mit seiner Beute davonmachte, stieß ich zischend die Luft aus und wischte mir den Schweiß von der Stirn. "Das ist eines der Wesen, die mich an diesen Ort verschleppten", erklärte ich. "Sie wollten mich dem Skorpion opfern, glaube ich. Und sie beherrschen die Ranken, die mich fesselten."
Kymarah schob sich eine lange Strähne ihres Haares aus dem Gesicht. "Die Flussleute
nennen die Wesen da Q'dro Nyan – kleine Plage. Diese Biester bevölkern die Ufer und
bestehlen die Bauern und Fischer aber eigentlich sind die harmlos und flüchten immer, wenn man sie aufscheucht. Einige halten sie sich sogar als Haustiere, und im
Tempel werden sie an die Schlangen verfüttert,"
Schlangen! Das war ein gutes Stichwort .Ich sah meine Schwester ernst an.
"Du hast auch
einen Biß am Hals'."
'"Ja.. '' antwortete sie gedehnt, so als sei sie ganz weit fort. "Nichts schlimmes, nur ein
Teil meiner Prüfung." Kymarah war dabei blass geworden. "Lass uns hier nicht noch
mehr Zeit vertrödeln und jetzt endlich in die Höhle gehen!" sagte sie schroff.
Ich nickte verärgert. Mit meiner Schwester stimmte etwas nicht. Ich beschloss jedoch,
sie nicht weiter zu fragen» wenn ich auch nicht verstand warum, denn zwischen uns
hatte es nie Geheimnisse gegeben.
Uwe Vitz - 22. Mai, 06:25
