Würfelwelt 647
Tristan und Isolde 4
( Märchenwelt Britannien)
( Eine Sage aus England)
Text kopiert bei www.garten-literatur.de)
Siehe auch: Gottfried von Strassburg, Tristan und Isolde / Liebestränke
Die Frauen nahmen nun Tristan mit auf die Burg. Als der Truchsess wiederum die Hand der Königstochter zu fordern wagte, wurde sie ihm
verweigert, und die Königin verkündete, dass der Drachentöter sich am dritten Tage dem Truchsess zum Kampfe stellen werde.
Indessen waren die Frauen treulich besorgt, den vom Kampf ermatteten Helden zu stärken.
Da fügte es der Zufall, dass die junge Isolde, während Tristan schlief, sein Schwert in die Hand nahm, und sie erschrak, weil sie eine
Scharte entdeckte. Sie holte eilends den Splitter, den man in Morolts Wunde gefunden hatte, herbei, und siehe, er passte genau.
Nun war der Besieger ihres geliebten Oheims in ihrer Hand, und sie empfand glühenden Hass gegen Tristan.
"Dieser ist Tristan, der Mörder deines Bruders'', rief sie der Mutter, die herein trat, in wilder Erregung zu und hob den Arm, um den
Schlafenden mit dem Schwerte zu durchbohren. Die Königin aber ermahnte sie, dass man Tristan Schutz für Leib und Leben zugesichert
habe. Da ließ die schöne Isolde das Schwert fallen und brach in bittere Tränen aus.
Gütig redete ihr die Mutter zu und gab zu bedenken, dass Isolde, wenn Tristan tot wäre, dem Truchsess als Siegespreis verfallen sei.
Da verbarg die schöne Isolde ihren Hass, und als Tristan erwachte, ließen sich die beiden Frauen nichts anmerken und redeten
freundlich mit ihm.
Nun berichtete der Held von der Botschaft, um deretwillen er nach Irland gekommen war.
"Seit meiner Rückkehr aus Irland habe ich zu Tintajol das Lob der blonden Isolde gesungen, und ich bin hierher gesandt, um für meinen
Herrn, König Marke, um die Hand der Königstochter zu freien.''
Und auf den Rat der Mutter nahm Isolde die Werbung an.
Der Zweikampf fand nicht mehr statt, weil der Truchsess sich aus Feigheit zurückzog. Da gab auch der König seine Einwilligung zur
Vermählung seiner Tochter mit König Marke, und die blonde Isolde zog zu Schiff, von Tristan und ihrer Freundin Brangäne begleitet, in
König Markes Land.
Die Königin aber, die das Glück ihrer Tochter für alle Zeiten sichern wollte, hatte ihrer Nichte Brangäne einen Liebestrank
anvertraut, den diese Marke und Isolde nach vollzogener Vermählung zu trinken geben sollte.
"Niemand darf zugleich mit ihnen beiden von dem Minnetrank genießen", hatte sie das Mädchen ermahnt.
Eines Tages, während der Überfahrt, saß Tristan in Isoldes Schiffsgemach und erzählte ihr von König Marke und dem Hof zu Tintajol. Da
geschah es, dass Tristan nach einem Trunk begehrte, und da Brangäne nicht im Gemache anwesend war, bot eine Dienerin ihm das Gefäß mit
dem Liebestrank, den sie für Wein hielt. Tristan reichte den Becher in ritterlicher Weise zuerst der Königstochter, die zaudernd
trank, dann genoss auch Tristan davon.
Als Brangäne dazukam und den Becher geleert fand, brach sie in bittere Klagen aus. Was half es, dass sie das Gefäß ergriff und ins
Meer schleuderte!
Schon spürten Tristan und Isolde die Wirkung des Zaubers, und beide fühlten, dass sie zusammen nur ein Herz besäßen,
und wagten doch aus Scham und Zweifel nicht, sich die seltsame Wandlung einzugestehen.
Wohl versuchte Tristan, den schweren Kampf zu bestehen, um der Treue, der Pflicht und der Ehre zu genügen, aber die Liebe zu Isolde
brannte heiß in seinem Herzen. Blickte er ihr in die Augen, so waren alle festen Vorsätze dahin.
Nicht anders erging es Isolde. Auch sie lag in Liebesbanden. Bald vermochte sie an nichts anderes mehr zu denken als an Tristan.
In dem quälenden Widerstreit zwischen Verlangen und Pflichtgefühl siegte die Liebe, und noch ehe Isolde in Markes Land kam, hatte sie
dem zukünftigen Gatten die Treue gebrochen.
Brangäne erzählte den beiden von dem Zaubertrank und versprach ihnen ihre Hilfe und Verschwiegenheit.
( Märchenwelt Britannien)
( Eine Sage aus England)
Text kopiert bei www.garten-literatur.de)
Siehe auch: Gottfried von Strassburg, Tristan und Isolde / Liebestränke
Die Frauen nahmen nun Tristan mit auf die Burg. Als der Truchsess wiederum die Hand der Königstochter zu fordern wagte, wurde sie ihm
verweigert, und die Königin verkündete, dass der Drachentöter sich am dritten Tage dem Truchsess zum Kampfe stellen werde.
Indessen waren die Frauen treulich besorgt, den vom Kampf ermatteten Helden zu stärken.
Da fügte es der Zufall, dass die junge Isolde, während Tristan schlief, sein Schwert in die Hand nahm, und sie erschrak, weil sie eine
Scharte entdeckte. Sie holte eilends den Splitter, den man in Morolts Wunde gefunden hatte, herbei, und siehe, er passte genau.
Nun war der Besieger ihres geliebten Oheims in ihrer Hand, und sie empfand glühenden Hass gegen Tristan.
"Dieser ist Tristan, der Mörder deines Bruders'', rief sie der Mutter, die herein trat, in wilder Erregung zu und hob den Arm, um den
Schlafenden mit dem Schwerte zu durchbohren. Die Königin aber ermahnte sie, dass man Tristan Schutz für Leib und Leben zugesichert
habe. Da ließ die schöne Isolde das Schwert fallen und brach in bittere Tränen aus.
Gütig redete ihr die Mutter zu und gab zu bedenken, dass Isolde, wenn Tristan tot wäre, dem Truchsess als Siegespreis verfallen sei.
Da verbarg die schöne Isolde ihren Hass, und als Tristan erwachte, ließen sich die beiden Frauen nichts anmerken und redeten
freundlich mit ihm.
Nun berichtete der Held von der Botschaft, um deretwillen er nach Irland gekommen war.
"Seit meiner Rückkehr aus Irland habe ich zu Tintajol das Lob der blonden Isolde gesungen, und ich bin hierher gesandt, um für meinen
Herrn, König Marke, um die Hand der Königstochter zu freien.''
Und auf den Rat der Mutter nahm Isolde die Werbung an.
Der Zweikampf fand nicht mehr statt, weil der Truchsess sich aus Feigheit zurückzog. Da gab auch der König seine Einwilligung zur
Vermählung seiner Tochter mit König Marke, und die blonde Isolde zog zu Schiff, von Tristan und ihrer Freundin Brangäne begleitet, in
König Markes Land.
Die Königin aber, die das Glück ihrer Tochter für alle Zeiten sichern wollte, hatte ihrer Nichte Brangäne einen Liebestrank
anvertraut, den diese Marke und Isolde nach vollzogener Vermählung zu trinken geben sollte.
"Niemand darf zugleich mit ihnen beiden von dem Minnetrank genießen", hatte sie das Mädchen ermahnt.
Eines Tages, während der Überfahrt, saß Tristan in Isoldes Schiffsgemach und erzählte ihr von König Marke und dem Hof zu Tintajol. Da
geschah es, dass Tristan nach einem Trunk begehrte, und da Brangäne nicht im Gemache anwesend war, bot eine Dienerin ihm das Gefäß mit
dem Liebestrank, den sie für Wein hielt. Tristan reichte den Becher in ritterlicher Weise zuerst der Königstochter, die zaudernd
trank, dann genoss auch Tristan davon.
Als Brangäne dazukam und den Becher geleert fand, brach sie in bittere Klagen aus. Was half es, dass sie das Gefäß ergriff und ins
Meer schleuderte!
Schon spürten Tristan und Isolde die Wirkung des Zaubers, und beide fühlten, dass sie zusammen nur ein Herz besäßen,
und wagten doch aus Scham und Zweifel nicht, sich die seltsame Wandlung einzugestehen.
Wohl versuchte Tristan, den schweren Kampf zu bestehen, um der Treue, der Pflicht und der Ehre zu genügen, aber die Liebe zu Isolde
brannte heiß in seinem Herzen. Blickte er ihr in die Augen, so waren alle festen Vorsätze dahin.
Nicht anders erging es Isolde. Auch sie lag in Liebesbanden. Bald vermochte sie an nichts anderes mehr zu denken als an Tristan.
In dem quälenden Widerstreit zwischen Verlangen und Pflichtgefühl siegte die Liebe, und noch ehe Isolde in Markes Land kam, hatte sie
dem zukünftigen Gatten die Treue gebrochen.
Brangäne erzählte den beiden von dem Zaubertrank und versprach ihnen ihre Hilfe und Verschwiegenheit.
Uwe Vitz - 7. Mär, 05:50
