Würfelwelt 619
Schwanensee 11
gefunden bei www.internet-maerchen.de
Version Kamil Bednár
(Würfelweltmäßig bearbeitet von Uwe Vitz)
Bund von Torn
Vor 200 Jahren
Inzwischen hatte der Prinz den See erreicht, doch von den Schwänen fand er keine Spur. Er lief zur Waldlichtung, und schon wollte er aufschreien vor Freude, Odette in menschlicher Gestalt zu sehen. Doch es war nicht Odette.
Nur eine ihrer Freundinnen.
Und nach ihr tauchte eine weitere auf, dann wieder eine weitere, und schon bald war das ganze Gefolge hier, für kurze Zeit vom Schwanenzauber befreit.
Sie waren bezaubernd schön, doch keine war wie Odette.
Sie hatten langes Haar, doch kein so goldenes. Sie tanzten doch keine von ihnen bewegte sich mit so schwebender Anmut wie Odette.
Der Prinz beobachtete sie mit unruhigem Herzen.
Er wartete unentwegt auf ihre Königin.
Schließlich konnte er es nicht mehr aushalten und lief zu den Tänzerinnen hin.
Er hatte sie erschreckt. Der Tanz verwandelte sich in ein wirres Durcheinander, und die Mädchen flüchteten zum See, wo sie sich in Schwäne verwandelten.
Eine nach der andern glitt vom Ufer auf den Wasserspiegel, wie ein weißes Segelschiff ins Wasser gleitet, und sie schwammen fort in die silbern schimmernde Dämmerung.
Haben sie ihre Königin verloren? fragte sich der Prinz.
Doch da sah er sie.
Sie eilte durch den Wald den Mädchen nach, als wollte sie sich nicht verspäten.
Auf dem goldenen Haar strahlte die goldene Krone.
Der ganze Wald schien von dem Strahlenglanz dieses Goldes erleuchtet zu sein.
"Odette!" rief er aus und sprang ihr mit ausgestreckten Armen in den Weg. Sie blieb stehen und rang nach Atem.
"Ich bin mich von dir verabschieden gekommen", sagte sie, "weil du mir teuer bist."
"Können wir denn nicht für immer beisammen bleiben?" schluchzte der Prinz auf
"Kannst du mir nicht verzeihen, dass ich mich geirrt habe?"
"Du hättest nicht schwören sollen, Prinz."
"Ich glaubte, dir zu schwören."
"Sie hatte einen anderen Namen."
"Aber er war dem deinen so ähnlich."
"Einen ähnlichen, aber nicht den gleichen. Du hättest nicht vergessen sollen."
"Ich glaubte, ich hätte von dir nur geträumt und wäre dir in Wirklichkeit erst auf dem Fest begegnet." "Einem Trug hast du deinen Glauben geschenkt."
"Ich weiß ja nicht einmal, wer jene andere ist."
"Es ist die Teufelshexe, eine mächtige Dämonin und Verbündete des Rotbarts. Gewiss hast du begriffen, dass Baron Rotenbart niemand anderer war als Rotbart, der Dämon des Steinernen Haines."
"Arme Odette, welch Leid habe ich dir zugefügt!"
"Ich habe euch aus der trostlosen Dunkelheit durch das Fenster beobachtet und mit Entsetzen gefühlt, dass Rotbart siegen würde. Jetzt strahlen beide vor Freude, dass sie unser Glück vernichtet haben." "Nein, sie haben es nicht vernichtet, Odette!" rief der Prinz aus.
"Ich habe gefehlt, doch nicht so sehr, dass es ein Verrat wäre. Mein Herz war verwirrt durch diese Ähnlichkeit, es war, als sähe ich dich in einem Zauberspiegel."
"Du hast gefehlt, Prinz", sagte Odette traurig und wandte sich zum Gehen.
"Ich bin irre geworden, aber aus Liebe zu dir", sprach der Prinz mit eindringlicher Stimme und hielt sie zurück.
"Sie war dir so unglaublich ähnlich, auch wenn sie schwarzes Haar hatte statt deines goldenen und dunkle Augen statt deiner blauen. Ich sah dich doppelt, so wie wir manchmal den Mond doppelt sehen, einmal am Himmel und ein zweites Mal im Spiegel des Sees. So sah ich dich einmal in Wirklichkeit und ein zweites Mal in meinem Herzen. Vergib mir."
"Ich habe dir bereits vergeben", lächelte sie mit Tränen in den Augen.
"Doch ich muss dich verlassen. Nur eine treue und reine Liebe konnte den Zauber brechen und mich erlösen."
"Meine Liebe zu dir ist treu und rein!" beteuerte der Prinz, und die Bäume bebten vor Mitleid, so verzweifelt klang seine Stimme.
"Ich muss fort... teurer Prinz", flüsterte sie.
"Ich werde mich wieder in einen Schwan verwandeln, doch nun schon für immer."
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Version Kamil Bednár
(Würfelweltmäßig bearbeitet von Uwe Vitz)
Bund von Torn
Vor 200 Jahren
Inzwischen hatte der Prinz den See erreicht, doch von den Schwänen fand er keine Spur. Er lief zur Waldlichtung, und schon wollte er aufschreien vor Freude, Odette in menschlicher Gestalt zu sehen. Doch es war nicht Odette.
Nur eine ihrer Freundinnen.
Und nach ihr tauchte eine weitere auf, dann wieder eine weitere, und schon bald war das ganze Gefolge hier, für kurze Zeit vom Schwanenzauber befreit.
Sie waren bezaubernd schön, doch keine war wie Odette.
Sie hatten langes Haar, doch kein so goldenes. Sie tanzten doch keine von ihnen bewegte sich mit so schwebender Anmut wie Odette.
Der Prinz beobachtete sie mit unruhigem Herzen.
Er wartete unentwegt auf ihre Königin.
Schließlich konnte er es nicht mehr aushalten und lief zu den Tänzerinnen hin.
Er hatte sie erschreckt. Der Tanz verwandelte sich in ein wirres Durcheinander, und die Mädchen flüchteten zum See, wo sie sich in Schwäne verwandelten.
Eine nach der andern glitt vom Ufer auf den Wasserspiegel, wie ein weißes Segelschiff ins Wasser gleitet, und sie schwammen fort in die silbern schimmernde Dämmerung.
Haben sie ihre Königin verloren? fragte sich der Prinz.
Doch da sah er sie.
Sie eilte durch den Wald den Mädchen nach, als wollte sie sich nicht verspäten.
Auf dem goldenen Haar strahlte die goldene Krone.
Der ganze Wald schien von dem Strahlenglanz dieses Goldes erleuchtet zu sein.
"Odette!" rief er aus und sprang ihr mit ausgestreckten Armen in den Weg. Sie blieb stehen und rang nach Atem.
"Ich bin mich von dir verabschieden gekommen", sagte sie, "weil du mir teuer bist."
"Können wir denn nicht für immer beisammen bleiben?" schluchzte der Prinz auf
"Kannst du mir nicht verzeihen, dass ich mich geirrt habe?"
"Du hättest nicht schwören sollen, Prinz."
"Ich glaubte, dir zu schwören."
"Sie hatte einen anderen Namen."
"Aber er war dem deinen so ähnlich."
"Einen ähnlichen, aber nicht den gleichen. Du hättest nicht vergessen sollen."
"Ich glaubte, ich hätte von dir nur geträumt und wäre dir in Wirklichkeit erst auf dem Fest begegnet." "Einem Trug hast du deinen Glauben geschenkt."
"Ich weiß ja nicht einmal, wer jene andere ist."
"Es ist die Teufelshexe, eine mächtige Dämonin und Verbündete des Rotbarts. Gewiss hast du begriffen, dass Baron Rotenbart niemand anderer war als Rotbart, der Dämon des Steinernen Haines."
"Arme Odette, welch Leid habe ich dir zugefügt!"
"Ich habe euch aus der trostlosen Dunkelheit durch das Fenster beobachtet und mit Entsetzen gefühlt, dass Rotbart siegen würde. Jetzt strahlen beide vor Freude, dass sie unser Glück vernichtet haben." "Nein, sie haben es nicht vernichtet, Odette!" rief der Prinz aus.
"Ich habe gefehlt, doch nicht so sehr, dass es ein Verrat wäre. Mein Herz war verwirrt durch diese Ähnlichkeit, es war, als sähe ich dich in einem Zauberspiegel."
"Du hast gefehlt, Prinz", sagte Odette traurig und wandte sich zum Gehen.
"Ich bin irre geworden, aber aus Liebe zu dir", sprach der Prinz mit eindringlicher Stimme und hielt sie zurück.
"Sie war dir so unglaublich ähnlich, auch wenn sie schwarzes Haar hatte statt deines goldenen und dunkle Augen statt deiner blauen. Ich sah dich doppelt, so wie wir manchmal den Mond doppelt sehen, einmal am Himmel und ein zweites Mal im Spiegel des Sees. So sah ich dich einmal in Wirklichkeit und ein zweites Mal in meinem Herzen. Vergib mir."
"Ich habe dir bereits vergeben", lächelte sie mit Tränen in den Augen.
"Doch ich muss dich verlassen. Nur eine treue und reine Liebe konnte den Zauber brechen und mich erlösen."
"Meine Liebe zu dir ist treu und rein!" beteuerte der Prinz, und die Bäume bebten vor Mitleid, so verzweifelt klang seine Stimme.
"Ich muss fort... teurer Prinz", flüsterte sie.
"Ich werde mich wieder in einen Schwan verwandeln, doch nun schon für immer."
Uwe Vitz - 8. Feb, 03:50
