Würfelwelt 616

Schwanensee 8
gefunden bei www.internet-maerchen.de)

Version Kamil Bednár
(Würfelweltmäßig bearbeitet von Uwe Vitz)
Bund von Torn
Vor 200 Jahren

"Die Wirklichkeit ist aber schöner als der Traum. Auch dein Name klingt heute schöner als gestern.”
Er hatte gar nicht bemerkt, dass sie aus dem Saal hinausgetanzt waren und in eine Nebenkemenate gelangten, von wo aus man durch die hohen Fenster den Steinernen Hain in der Ferne sehen konnte. "Mir war, als seien wir einander dort gestern begegnet",
sagte der Prinz und zeigte zu dem finsteren Wald hin.
"Gefällt dir der Wald?"
"Er sieht gespenstisch aus", sagte Odile, und in ihrer Stimme tönte etwas Grimmiges.
Sie ließen sieh auf einem Diwan nieder, um auszuruhen.
Sie schwiegen, doch ihre Augen sprachen.
Die des Prinzen von Liebe und die ihren - wovon ihre Augen sprachen, das war schwer zu sagen.
Der Prinz glaubte, sie sprächen auch von Liebe, doch vielleicht glänzten sie nur so - sie glichen fast glühendem schwarzem Pech, das aufzuspritzen und einen zu verbrennen droht.
Als wäre in einen eisigen Brunnen ein schwarzer Stern hineingefallen, solche Augen hatte sie.
Und der schwarze Fächer, mit dem sie sich Luft zufächelte, war wie ein schwarzer Windhauch in tiefer Nacht in einem düsteren Walde.
Die Königin und Baron Rotenbart beobachteten den Prinzen und Odile, solange sie nicht in der nebenl iegenden Kemenate ihren Blicken entschwanden.
Der Baron hörte nicht auf der Königin Komplimente zu machen und ihr Schmeicheleien zu sagen.
Aber immer, wenn er sich verneigte und man ihm nicht ins Gesicht sehen konnte, verzog sich sein Mund zu einer grausamen Grimasse.
Und immer, wenn er sich wieder aufrichtete, hatte sein Gesicht den Ausdruck eines ergebenen Dieners.
"Meine Tochter hat lange Jahre von einem solchen Bräutigam geträumt, wie es Euer Sohn ist, Hoheit", sagte der Baron mit honigsüßer Stimme.
"Mein Sohn träumte bisher von keinem Mädchen", bemerkte die Königin.
"Am liebsten ritt er auf Jagd in die Wälder."
"Wie jeder wahre Held", lächelte der Baron.
"Aus ihnen könnte wahrlich ein glückliches Paar werden."
Der Hofmeister trat mit einem bedeutsamen Lächeln heran.
"Befehlen Eure Hoheit, dass ich das Fest beende, wenn schon alles..."
"...alles in der Tasche ist!" beendete statt seiner der Hofnarr den Satz, der sich natürlich wieder in fremde Gespräche mischen wollte.
Doch der Baron fasste es als Scherz auf.
"Ihr habt einen witzigen Spaßmacher, Eure Hoheit" lächelte er nachsichtig, und alle atmeten erleichtert auf, dass er sich nicht gekränkt fühlte.
Der Narr nützte das aus.
"Es kommt darauf an, wessen Tasche wir meinen", legte er mit messerscharfer Stimme los.
"Eine Tasche ist nicht wie die andere."
"Richtig", nickte der Baron, aber gleich bedauerte er es, denn er ahnte nicht, was der Narr nun sagen würde.
Der fügte nämlich noch hinzu:
"Ebenso ist auch ein Bart nicht wie der andere."
Die Königin machte ein finsteres Gesicht, und der Baron wurde so ernst, dass es einen geradezu fröstelte.
"Scher dich weg, Narr!" fuhr ihn der Hofmeister an.
Der Baron lächelte wieder ganz leicht.
"Eure Hoheit möge verzeihen", sagte er mit einer tiefen Verbeugung zur Königin,
"ich vergaß, dass ein Hofnarr um jeden Preis über alles spaßen muss!"
Für den Hofmeister war dies ein Zeichen, zu lachen.
Und die Königin atmete auf; die Gefahr eines Skandals, den der Narr mit seinem losen Mundwerk fast heraufbeschworen hatte, war gebannt.
"Es geht ja nicht um uns, Baron", sagte die Königin und lächelte ebenfalls.
“ Die Hauptsache ist, dass die beiden es ernst meinen."
Und alle drei wandten ihren Blick in die Richtung, wo der Prinz sich mit Odile unterhielt.
Das Fest ging seinem Ende zu.
Die Musiker spielten das letzte Stück.
"Bitte, noch einen letzten Tanz", bat der Prinz die schwarze Schöne.
Odile hörte auf, sich mit ihrem schwarzen Fächer die heiße Stirn zu kühlen, und erhob sich.
Sie warf einen Blick zum Fenster hinaus, dorthin, wo in der schaurigen Dunkelheit der Nacht der Steinerne Hain lag.
"Dort ist es jetzt sicher recht traurig", sagte sie, doch aus ihrer Stimme klang kein Mitleid.
"Ihr habt Euch dort Eure Schwäne erträumt, Prinz, vielleicht eben deshalb, weil es dort so viele unheimliche Schatten gibt."

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