Würfelwelt 612
Schwanensee 4
gefunden bei www.internet-maerchen.de
Version Kamil Bednár
(Würfelweltmäßig bearbeitet von Uwe Vitz)
Bund von Torn
Vor 200 Jahren
"Der Steinerne Hain hat einen Herrn?"
"Den Rotbart", bejahte sie, "oh, wenn du wüsstest, wie böse und grausam er ist. "Du bist also kein Schwan?" freute sich der Prinz.
"Aber wie kommt es, dass ich dich in deiner wahren Gestalt sehe?"
"Wir dürfen uns jede Nacht in Menschenkinder verwandeln. Aber dann sind wir doppelt unglücklich, wenn uns wieder der weiße Zauber umfängt. Unsere Hände erstarren plötzlich und umhüllen sieh mit Federn, der Hals streckt sich, und wir verwandeln uns in Schwäne. Und ich trage, zum letzten Schutz vor dem Dämon, statt meines Haares eine goldene Krone auf dem Kopf Der Rotbart lacht darüber schadenfroh - warte nur bis zum Herbst, wenn das Laub der Eichen verwelkt, und du wirst sein schneidendes, wüstes Lachen hören."
"Du Ärmste", sagte der Prinz ergriffen. "Womit könnte ich dir nur helfen? Wie sehr hat es mich zu dir hingezogen."
"Auch mich hat ein seltsamer Zauber erfasst, Prinz", gestand die Schwanenkönigin. "Als du mit dem Bogen nach mir zieltest, da war es, als berührte mich deine Hand. Und als du am Ufer des Sees deinen Blick auf mich richtetest, war es, als würde deine Hand mich streicheln. Ich wusste, du wirst mir nacheilen. Niemals fliegen wir so langsam. Und noch niemand hat gesehen, wie wir uns aus den Schwänen in Mädchen verwandeln."
"Und ich ... auch ich fühlte, dass ich dir folgen musste. Mir war, als hätte ich dich schon von jeher gekannt... Wie heißt du? Ich will dich beim Namen nennen ..." "Odette, mein Prinz."
"Odette! Meine Odette!" wiederholte der Prinz. "Nun brauchst du nichts mehr zu fürchten. Ich bin hier, bei dir, und niemals werde ich dich mehr verlassen." "Vergeblich versprichst du es, Prinz", sagte Odette traurig. "In einer Weile verwandeln wir uns wieder in Schwäne, und du hast keine Flügel."
"Ich werde dich befreien, Odette!"
"Du bist machtlos gegen den Zauber, Prinz."
"Steht es denn nicht in menschlicher Macht, die dunklen Kräfte zu überwinden?"
"Das schon, mein Prinz, doch du müsstest du..." und Odette stockte.
"Was müsste ich? Ich werde alles tun!" versprach der Prinz feurig.
"Du müsstest mir das Kostbarste geben, was die Menschen zu geben haben, die Liebe", flüsterte Odette und senkte die Augen.
"Aber ich liebe dich ja!" rief der Prinz mit leuchtenden Augen und drückte ihre Hand. Doch Odette lächelte nur traurig. "Noch kommt der morgige Tag, lieber Prinz, und du wirst andere schöne Mädchen sehen, reiche Mädchen aus edlen Familien, und du wirst unter ihnen wählen, und mich wirst du vergessen "
Ich will keine andere als dich, Odette!" rief der Prinz aus. "Ich werde dich mit meiner Liebe retten!"
Und er wollte sie fest in seine Arme schließen. Doch da wurde aus dem Mädchen vor seinen Augen ein weißes Trugbild, sie schwand dahin wie ein Nebelhauch. Der Prinz wandte sich um, er rief. Er sah sie nicht, sie antwortete ihm nicht. Er war allein inmitten des schweigenden Waldes. Ganz in der Nähe hörte er Menschenstimmen. Und zwischen den Eichen tauchten Gestalten auf. Es war Benno und das Jagdgefolge des Prinzen.
"Hier bist du, Prinz!" jubelten sie. "Wir fürchteten schon, dich nicht mehr zu finden." Zu ihrer Überraschung fuhr der Prinz sie an: "Seid ruhig, ich will hören, was mir mein weißer Schwan sagt!" Sie glaubten, er habe den Verstand verloren. Doch der Prinz hörte tatsächlich eine leise Mädchenstimme. Und während seine Gefährten dachten, er verwechsele den Mond mit dem Schwan, streichelte ein zarter Hauch von Worten seine Wange:
"Ich möchte morgen eine der Wachskerzen auf dem strahlenden Leuchter sein, damit meine heißen Tränen zu deinen tanzenden Füßen hinabtropfen können, wenn du beim Tanze andere Mädchen in deinen Armen halten wirst..."
Dann hörte der Prinz nichts mehr, und vergeblich sah er sich nach allen Seiten um.
gefunden bei www.internet-maerchen.de
Version Kamil Bednár
(Würfelweltmäßig bearbeitet von Uwe Vitz)
Bund von Torn
Vor 200 Jahren
"Der Steinerne Hain hat einen Herrn?"
"Den Rotbart", bejahte sie, "oh, wenn du wüsstest, wie böse und grausam er ist. "Du bist also kein Schwan?" freute sich der Prinz.
"Aber wie kommt es, dass ich dich in deiner wahren Gestalt sehe?"
"Wir dürfen uns jede Nacht in Menschenkinder verwandeln. Aber dann sind wir doppelt unglücklich, wenn uns wieder der weiße Zauber umfängt. Unsere Hände erstarren plötzlich und umhüllen sieh mit Federn, der Hals streckt sich, und wir verwandeln uns in Schwäne. Und ich trage, zum letzten Schutz vor dem Dämon, statt meines Haares eine goldene Krone auf dem Kopf Der Rotbart lacht darüber schadenfroh - warte nur bis zum Herbst, wenn das Laub der Eichen verwelkt, und du wirst sein schneidendes, wüstes Lachen hören."
"Du Ärmste", sagte der Prinz ergriffen. "Womit könnte ich dir nur helfen? Wie sehr hat es mich zu dir hingezogen."
"Auch mich hat ein seltsamer Zauber erfasst, Prinz", gestand die Schwanenkönigin. "Als du mit dem Bogen nach mir zieltest, da war es, als berührte mich deine Hand. Und als du am Ufer des Sees deinen Blick auf mich richtetest, war es, als würde deine Hand mich streicheln. Ich wusste, du wirst mir nacheilen. Niemals fliegen wir so langsam. Und noch niemand hat gesehen, wie wir uns aus den Schwänen in Mädchen verwandeln."
"Und ich ... auch ich fühlte, dass ich dir folgen musste. Mir war, als hätte ich dich schon von jeher gekannt... Wie heißt du? Ich will dich beim Namen nennen ..." "Odette, mein Prinz."
"Odette! Meine Odette!" wiederholte der Prinz. "Nun brauchst du nichts mehr zu fürchten. Ich bin hier, bei dir, und niemals werde ich dich mehr verlassen." "Vergeblich versprichst du es, Prinz", sagte Odette traurig. "In einer Weile verwandeln wir uns wieder in Schwäne, und du hast keine Flügel."
"Ich werde dich befreien, Odette!"
"Du bist machtlos gegen den Zauber, Prinz."
"Steht es denn nicht in menschlicher Macht, die dunklen Kräfte zu überwinden?"
"Das schon, mein Prinz, doch du müsstest du..." und Odette stockte.
"Was müsste ich? Ich werde alles tun!" versprach der Prinz feurig.
"Du müsstest mir das Kostbarste geben, was die Menschen zu geben haben, die Liebe", flüsterte Odette und senkte die Augen.
"Aber ich liebe dich ja!" rief der Prinz mit leuchtenden Augen und drückte ihre Hand. Doch Odette lächelte nur traurig. "Noch kommt der morgige Tag, lieber Prinz, und du wirst andere schöne Mädchen sehen, reiche Mädchen aus edlen Familien, und du wirst unter ihnen wählen, und mich wirst du vergessen "
Ich will keine andere als dich, Odette!" rief der Prinz aus. "Ich werde dich mit meiner Liebe retten!"
Und er wollte sie fest in seine Arme schließen. Doch da wurde aus dem Mädchen vor seinen Augen ein weißes Trugbild, sie schwand dahin wie ein Nebelhauch. Der Prinz wandte sich um, er rief. Er sah sie nicht, sie antwortete ihm nicht. Er war allein inmitten des schweigenden Waldes. Ganz in der Nähe hörte er Menschenstimmen. Und zwischen den Eichen tauchten Gestalten auf. Es war Benno und das Jagdgefolge des Prinzen.
"Hier bist du, Prinz!" jubelten sie. "Wir fürchteten schon, dich nicht mehr zu finden." Zu ihrer Überraschung fuhr der Prinz sie an: "Seid ruhig, ich will hören, was mir mein weißer Schwan sagt!" Sie glaubten, er habe den Verstand verloren. Doch der Prinz hörte tatsächlich eine leise Mädchenstimme. Und während seine Gefährten dachten, er verwechsele den Mond mit dem Schwan, streichelte ein zarter Hauch von Worten seine Wange:
"Ich möchte morgen eine der Wachskerzen auf dem strahlenden Leuchter sein, damit meine heißen Tränen zu deinen tanzenden Füßen hinabtropfen können, wenn du beim Tanze andere Mädchen in deinen Armen halten wirst..."
Dann hörte der Prinz nichts mehr, und vergeblich sah er sich nach allen Seiten um.
Uwe Vitz - 31. Jan, 03:49
