Würfelwelt 51

Der mißratene Zombie
" Im Kaisereich von Munukutu gelten für Zauberer und Hexen strenge Gesetze,
sie müssen sechs Jahre lang bei einem Meister lernen und sechs Prüfungen bestehen,
ehe sie dem Handwerk der Zauberei nachgehen dürfen,
damit durch ihre Kunst kein Unheil herbei gerufen werde.
Dieses Gesetz des Gehörnten Kaisers ist sehr weise.
Denn durch falsch angewandte Magie oder leichtfertig herauf beschworne Geister
, kann so eine eine üble Gefahr entstehen.
Nun lebte jedoch einst, im Haus des berühmten Zauberers Zabok, ein ganz besonders uneinsichtiger Schüler.
Obwohl der große Zauberer ihm mit viel Geduld die Gesetze der Magie erklärte,
dachte sich der Jüngling Alopu, dass die Warnungen und Mahnungen des Meisters nur Tricks
seinen, um ihn von den großen Geheimnissen der Magie fern zu halten.
Nun steht das Haus des Zauberers am Meer der Kaiser. So dass Schiffe aus Ramala und Mongia leicht
den nahen Hafen anlaufen können und manch ein Schiff bringt natürlich eine Bitte um Hilfe an den großen Magier Zabok, von diesen Kontinenten.

Allein durch sein berühmtes Zauberhaus ist Zabok schon überall auf dieser Ebene bekannt.
Jenes Haus hat sechs Eingänge, aber nur einen Ausgang.
Manch einer, der dieses Haus gegen den Willen des Zauberers betrat,
irrt jetzt noch darin umher, ohne eine Chance zu haben, je zu entkommen.
Dabei ist jenes Haus nicht größer als die kleinste Hütte in eurem Dorf.
Wenn die Bitte um Hilfe seiner würdig und der Lohn groß genug ist, macht sich Zabok auf um wieder einmal,
eine große Tat zu vollbringen. Zum Beispiel heilte er eine Drachenprinzessin im Kaiserreich von Hykno,
einmal von einem Heuschnupfen.
Doch für Alopu war dies alles Kleinkram.
Er wollte endlich einen richtigen, großen Zauber erleben.
Alopu sehnte sich nach gefährlichen Zaubereien.
Als sein Meister wieder einmal auf einer Geschäftsreise war,
ergab sich unglücklicherweise eine Gelegenheit.

Alopu hatte zwar genug über Zauberei gelernt um sich selber
große Dinge zu trauen, aber zu wenig um die herbei gerufenen Mächte gebührend zu fürchten.
Ganz in der Nähe von Zaboks Haus befindet sich das alte Dorf der Leopardenmenschen.
In jener Gegend von Munukutu verehren die Menschen den Menschen den Leoparden als ihr Totem und
die Leopardenmenschen als Priester des Leopardengeistes.
Die Leopardenmenschen ihrerseits schützen die normalen Sterblichen vor Feinden.
Dies muss man wissen um zu begreifen welchen Frevel Alopu beging.
Ein Mann des Leopardenvolkes war gestorben,
nach uralten Ritualen wurde er begraben. Alopu hörte davon
und eilte zu dem Grab.

Als Zauberlehrling war es auch seine Aufgabe den Haushalt für den Meister zu führen,
aber als Meister der Magie würde er sich dafür einfach einen Sklaven herbei zaubern
und was für einen Sklaven!
Alopu streute ein besonderes Pulver auf das Grab und sprach Worte,
die ihn sein Meister für den Notfall und nur für einem absoluten Notall beigebracht hatte.
Ein leises Stöhnen drang aus der Tiefe, dann hörte der zitternde Alopu das Geräusch von Händen
welche sich durch das Erdreich gruben, bis der Tote sich aus dem Grab erhob und ihn anstarrte.
Der Leopardenmensch hatte im Tod rein menschliche Gestalt.
Alopu grinste. Der Zombie sah nicht einmal besonders schaurig aus.
Der Kerl war ja auch erst vor kurzen gestorben.
Aus ihm würde bestimmt ein guter Sklave werden.

Gleich sein erster Zombie war eine richtige Meisterleistung, dachte Alopu.
Das Leopardenfell und die Amulette, die der Zombie trug, störten Alopu nicht weiter.
` Los geh und hole Wasser. ´ befahl der Jüngling dem Toten.
Aber der tote Mann kicherte nur. Er kicherte?!
Nun, Alopu wußte nicht viel über Zombies,
aber dass sie nicht verrückt herum kichern sollten, war ihm schon klar.
Anscheinend hatte er doch irgendetwas falsch gemacht.
Ra mochte ihm jetzt beistehen, er hatte einen
verrückten Zombie erschaffen!
Bisher hatte Alopu nicht einmal gewusst, dass so etwas möglich war.
Was würde jetzt geschehen?
Alopu dachte, der tote Mann wolle ihn packen und in das Grab zerren.
Entsetzt lief er davon.

Aber der Zombie blieb bei seinem Grab stehen
und kicherte nur munter vor sich hin.
Als sich Alopu noch einmal umdrehte,
sah er erleichtert, wie der Untote Richtung Leopardendorf davon trottete.
Als Meister Zabok von seiner Reise zurückkehrte,
verschwieg Alopu ihm lieber sein stümperhaftes Zauberwerk.
Aber nur all zu bald hörte er draußen wildes Geschrei.
Ein Blick aus der Tür heraus, zeigte ihm eine Horde Leopardenmenschen,
welche fauchend um das Haus des Zauberers sprangen. Sie sahen gar nicht menschlich aus.
Obwohl sie ihre Leopardengestalt angenommen und ihre Krallen ausgefahren hatten,
gingen sie aufrecht.
Alopu sah den blanken Haß in ihren Augen und er ahnte wem dieser Hass galt.
` Was ist das für ein Lärm? ´ , fragte Meister Zabok.
` Die Leopardenmenschen Meister. ´, erwiderte Alopu ängstlich.
` Was hat sie nur so rasend gemacht? Ich muss sie fragen. ´
` Sie werden Euch zerreißen Meister! ´ , rief Alopu verzweifelt.
` Hast du vergessen wer ich bin? ´ , fragte der Zauberer lachend.
` Sie werden es nicht wagen, mir auch nur ein Haar zu krümmen, denn sie fürchten meine Flüche. ´
Ehe Alopu noch irgendetwas einwenden konnte, trat Zabok hinaus aus seinen magischen Haus und
begrüßte die Leopardenmenschen freundlich.
Diese heulten jedoch auf, so als habe er ihnen einen schweren Schlag versetzt.

` Aber meine lieben Nachbarn, was hat euch so erbost? ´ , fragte der Zauberer lächelnd.
Da fauchten die Leopardenmenschen wütend und einige wollten sich sogar auf Zabok stürzen,
aber andere hielten sie zurück.
Stattdessen trat der Häuptling der Leopardenmenschen vor und knurrte leise:
` Willst du uns auch noch verspotten, Hexer?
Reicht es dir nicht, dich gegen unsere Toten zu verfreveln und uns große Schande zu bereiten? ´
` Ich weiß nicht wovon du spricht. ´ , erwiderte der Zauberer erstaunt.
` Oh du verruchter Heuchler, aber ich werde deinem schlechten Gedächtnis gerne helfen. ´ ,
sprach der Häuptling zornig.

` Vor einer Woche ist ein Mann in unserem Dorf gestorben,
wir hatten ihn nach alten Ritualen begraben,
aber am nächsten Tag kehrte er zurück.
Wir feierten begeistert seine Auferstehung,
denn wir dachten es sei ein Wunder.
Nur sein ständiges Gekicher ging bald auf die Nerven.
Aber dann bemerkten wir, dass er weder essen noch trinken wollte.
Auch sahen wir die Maden, welche schon angefangen hatten, ihn zu vertilgen,
in seinem Mund und der genau Betrachter fand bald,
das eine oder andere Anzeichen von Verwesung an ihn.
Da war unser Schrecken groß.
Er war ein Zombie geworden.
Offenbar zu irgendeiner verrückten Abart eines Zombies.
Seine Familie redete ihm gut zu,
doch in sein Grab zurück zu kehren, aber er hörte nicht zu, er kicherte nur!
Dies war schon schrecklich genug.
Aber offenbar ist er zu einem sehr unternehmungslustigen Zombie geworden.
Er erscheint bei jeder Feier,
jeder Hochzeit,
ja bei seiner Familie, sogar zu jeden Essen.
Dabei kichert er die ganze Zeit,
während sein Körper immer mehr verwest.
Warst du schon einmal auf einer Hochzeit, Zauberer,
auf der ein halb verwester Zombie zwischen den Hochzeitsgästen tanzt?
Oder kennst du das Gefühl, wenn dein jüngster Sohn seine erste Beute geschlagen hat
und du wartest darauf, dass die immer mehr verwesende Leiche zur Tür herein spaziert kommt?
Es ist unerträglich!
Unser Medizinmann beschwor einen Djinn, um den Schrecken zu bannen.
Aber der Djinn berichtete ihn nur, dass dieser Zombie durch Zauberei entstanden sei,
welche von dem Bewohner eines nahen magischen Hauses bewirkt worden sei.
Es gibt nur ein magisches Haus in dieser Gegend, deins!! ´

` Ich fürchte ´ sprach der Zauberer da,` mein Schüler hat dieser Unheil angerichtet. ´
Alopu saß ängstlich im Haus und hätte sich gewiß gerne in eine Maus verwandelt,
um sich in einem Loch zu verbergen.
Aber diese Macht besaß er nicht,
außerdem gab es kein Loch in dem ihn sein Meister nicht gefunden hätte.
So kam er gesenkten Hauptes heraus, als Meister Zabok nach ihn rief.

` Oh, du Elender, schändlich hast du mein Vertrauen missbraucht,
dafür sollte ich dich mit einer schweren Krankheit bestrafen. ´
` Ach überlasst das Bestrafen ruhig uns. ´ bat der Häuptling der Leopardenmenschen.
` Wir werden ihn zerreißen und du verbannst diesen kichernden Zombie aus unserem Dorf. ´
` So einfach geht das nicht. ´ erklärte der Zauberer verzweifelt
. ` Dieser Narr hat den Toten mit einem uralten Zauber,
um Hilfe in einer schweren Notlage gebeten.
Aber er war in keiner Not.
Der Verstorbene hat die Beschwörung erhört und wandelt nun so lange auf dieser Ebene,
bis er den Toren aus der Not gerettet hat, die es nie gab. ´
` Sollen wir bis ans Ende aller Zeiten diesen kichernden Zombie ertragen?´,
fragte der Häuptling entsetzt.
` Nicht doch, es gibt noch andere Lösungen. ´ , beschwichtigte Zabok.
` Man könnte ihn in sein Grab mit Ketten fesseln
oder einen großen Stein auf sein Grab werfen,
man kann den Körper auch verbrennen oder den Toten enthaupten. ´
` Er ist ein Blutsverwandte von mir, alles was ihn tue, werden die Ahnen einst auch mit mir machen. ´
erklärte der Häuptling.
` Nun, man kann auch warten, bis er genug von den Lebenden hat und ganz von selbst müde wird
und in sein Grab zurückehrt.´
` Wie lange dauert das? ´
` Vielleicht einen Tag, eine Woche, einen Monat, ein Jahr, ein Jahrzehnt oder sogar ein Jahrhundert. ´
` Solange können wir ihn im Dorf nicht ertragen. ´
` Das ist nicht nötig, ich werde einen Zauber sprechen,
der ihn zwingt bei meinem Schüler überall hinzu folgen
und diesen Unwürdigen werde ich sogleich davon jagen.
Er soll mit dem Zombie über diese Ebene wandern,
bis er seine Schuld gesühnt. ´
Und so geschah es, der arme Alopu muss seitdem mit dem kichernden Zombie zusammen,
durch alle Länder dieser Ebene reisen,
bis der Zombie eines Tages genug vom Leben hat und so müde wird,
dass er in sein Grab zurückehrt.
Ich begegnete den beiden im Emirat von Zalad. Mancher wird nun meinen,
dass Alopu zu hart für sein Vergehen bestraft wurde
. Aber Zauberer haben nun einmal eine besondere Verantwortung.
Natürlich will jeder junge Mensch seine Kräfte erproben,
auch ein Zauberer.
Es gibt jedoch Grenzen, die niemand übertreten darf und
wenn es jemand doch tut, muss dieser jemand eben die Folgen tragen.
Ach, worüber soll ich euch jetzt noch etwas erzählen?
Ah, meine kleinen Freunde, warum wollen die Kinder immer
Geschichten über die Löwenmenschen von Munukutu hören?
Es sind wilde und manchmal recht grausame Geschöpfe.
Es ist ein großes Glück für alle Völker dieser Ebene,
dass der Gehörnte Kaiser sie streng beherrscht;
denn sie haben immer Hunger nach Fleisch.
Es gibt auch wirklich genug Geschichten über Löwenmänner,
die unvorsichtige Mädchen aus den Dörfern raubten
oder Löwenfrauen, die unvorsichtige Männer fraßen.
Aber wenn es euer Wunsch ist, werde ich euch euch eine solche Erzählung vortragen,
welche im Reich der Löwenmenschen spielt. "

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