Würfelwelt 48
Die Ebene der Sechs Türme
Uwe Vitz
Odbays Erzählungen
( Nach afrikanischen Märchen und Mythen)
Bibliographie: Fischer-Taschenbuch-Verlag, Friedrich Becker: Afrikanische Märchen
Heyne, Jan Knappert, Lexikon der afrikanischen Mythologie
Weltbild Verlag, Märchen der Völker: Afrika
" INDABA! Kommt zusammen und hört zu, ihr Leute aus Nuka.
Odbay ist wieder einmal zu euch gekommen, um euch Neuigkeiten aus der Ebene zu berichten
und euch mit alten Sagen zu ermahnen, die Tabus und die heiligen Gesetze zu achten.
Viel habe ich euch zu berichten.
Manch Seltsames und Wunderbares habe ich gehört und gesehen.
Oh, womit soll ich nur anfangen, meine Freunde?
Gewiss habt ihr schon von der unglücklichen Prinzessin Nwamaka gehört.
Die Trommeln haben euch von ihr berichtet, trotzdem sehe ich Neugier in euren Augen.
Ja, von Dorf zu Dorf und Trommel zu Trommel wurde die Geschichte immer ein bißchen verändert.
Aber ich kann euch die Geschichte erzählen, so wie sie mir die Zofe der schönen Prinzessin Nwamaka berichtete.
Bei Ra und Nub, ich will euch die Geschichte erzählen, so wie sie mir von ihr berichtet wurde.
Kein Wort werde ich fort lassen und kein Wort hinzufügen. Sowahr ich Odbay heiße. "
Die unglückliche Prinzessin Nwamaka
" Einst lebten in Zaranda die Kinder der Sterne,
bis Mutter Nub und Vater Ra, sie mit dem großen Feuer Muatamkulo zerstörten.
Die Sternenkinder waren vollkommen.
Sie kannten weder Hass,
Angst, Verlangen noch Lust.
Nun waren die Sternenkinder große Magier und forschten nach Dingen,
die den Menschen verboten sind.
Sie erschufen sich künstliche Wesen und wollten auf andere Ebenen der Würfelwelt vordringen.
Auch nach ihrer Vernichtung blieben die künstlichen Wesen und seltsamen Geräte der Sternenkinder auf dieser Ebene zurück.
Diese Wesen flohen aus dem verwüsteten Gebiet, wo die Sternenkinder vernichtet worden waren.
Noch immer nennt man es, das ` Dunkle Land´.
Die Wesen leben heute in dem verwunschenen Reich Munukutu.
Über sie herrscht der Gehörnte Kaiser, dessen wahres Angesicht niemand kennt.
Das Reich Munukuto umfaßt beinahe die gesamte Nordhälfte Zarandas.
Nun liegt hier im Süden auch das Land Sabhal, welches man das Königreich der Frauen nennt.
Dort versammelten sich vor einigen Wochen die edelsten Prinzen aus allen Ländern dieser Ebene,
um um die Hand der schönen, aber sehr eigensinnigen Prinzessin Nwamaka anzuhalten.
Die Königin von Sabhal hatte es überall verbreiten lassen, dass ihre Tochter heiraten würde.
Für viele jüngere Brüder von Kronprinzen, ist es eine verlockende Idee,
an der Seite einer mächtigen Königin über ein großes Reich zu herrschen.
Verlockender als von seinem älteren Bruder,
nach dessen Krönung getötet zu werden,
wie es zum Wohle des Reiches in vielen Ländern geschieht.
So drängten sich die jungen Prinzen in den Palast der Königin.
Und bei Mutter Nub, Nwamaka ist eine Schönheit.
Ihre Haut, schwarz wie das Ebenholz, ihre kräftigen roten Lippen, ihre süße Nase und die dunklen Augen
können jeden Mann um den Verstand bringen.
Ja, ich habe die Prinzessin selbst gesehen, als ich die Freier mit alten Legenden unterhielt.
Doch oh weh, die stolze Prinzessin sah mit peinlicher Gleichgültigkeit auf die Freier herab.
` Geliebte Tochter ´, mahnte Königin Makana. ` Denke an deine Pflichten gegenüber unserem Volk. ´
` Ich denke an meine Pflicht.´ , sagte die Prinzessin spöttisch.
` Keiner dieser armen Tölpel wäre dem Volk von Sabhal als Prinzgemahl zuzumuten. ´
` Du denkst an niemanden, nur an dich selbst und deine Wunschträume. ´, rief die Königin verzweifelt.
Es war der letzte Tag des Festes, die meisten Prinzen waren schon wieder abgereist und
die enttäuschte Königin hatte jede Hoffnung auf einen Ehemann, für ihre störrische Tochter aufgegeben.
Die Königin war so wütend über die ungehorsame Tochter, dass sie sich selbst einen Tag lang einschloss,
um ihren Ärger zu verarbeiten.
An diesen Tag fuhr ein seltsames Schiff über die Innere See und landete an der Küste Sabhals.
Es hatte weder Segel noch Ruder und ein seltsam großer runder Kopf als Galeonsfigur,
sollte wohl eine Art Schlange oder Fisch darstellen.
Niemals zuvor hatte jemand in Sabhal ein solches Schiff gesehen.
Natürlich versammelte sich rasch eine große Anzahl von Schaulustigen.
Plötzlich wurde eine Treppe vom Rumpf des Schiffes herab gelassen.
Ein wunderschöner Jüngling stieg diese Treppe herab.
Ihn folgten sechs Diener, von denen jeder so gekleidet war als wäre er selbst ein König.
Jeder dieser Diener trug eine Schale mit Gold und Edelsteinen.
Der Jüngling teilte den Leuten mit, dass er ein König aus Munukutu sei und sie
ihm zum Palast der Königin geleiten sollten, wo er um die Hand der Prinzessin anhalten wolle.
So wie er es gewünscht hatte geschah es.
Die Prinzessin war entzückt von seiner vornehmen Art und den kostbaren Geschenken.
` Ich bin ein König aus dem Reich Munukutu, allerschönste Nwamaka.
Wenn du mich heiratest, wirst du in einem Schloß aus reinen Gold wohnen und von goldenen Tellern essen.
´ ` Ich würde dich gerne heiraten. ´ , sprach die Prinzessin.
` Aber meine Mutter sucht einen Prinzgemahl, der mit mir über Sabhal herrschen soll,
wenn du schon König in Munukutu bist, kannst du gewiß nicht immer hier in Sabhal sein. ´
` Deine Mutter wird bestimmt noch einige Jahre ihr Reich regieren können. ´, erwiederte der fremde Jüngling.
` Wenn sie einmal sterben sollte, werden wir schon große Söhne haben,
die dann an meiner Stelle über mein kleines Königreich in Munukutu herrschen können.
Außerdem achtet der Gehörnte Kaiser ja darauf, dass alles seine Ordnung in Munukutu hat.
So wird es wohl keine Probleme geben, wenn wir viele Jahre später, als Königin und Prinzgemahl nach Sabhal zurückehren. ´ Schon hatte Nwamaka keine Bedenken mehr den unbekannten König zu heiraten.
Sofort schickte sie einen Diener mit der guten Botschaft zu ihrer Mutter.
Die Königin war glücklich über diese Nachricht und begab sich zusammen mit ihren Ehegatten in den großen Festsaal des Palastes.
Erstaunt sah sie den fremden Jüngling neben ihrer Tochter ,
etwas Unheimliches ging von ihm aus
. Sicher er sah prächtig aus, durchaus einer Königin würdig und doch war da etwas Unmenschliches in seiner Art
sich zu bewegen und zu sprechen.
Da bat der König aus Munukutu auch schon feierlich um die Hand der Prinzessin.
Die Königin erbat sich einen Tag Bedenkzeit, denn sie erschrack sehr, als sie auch noch hörte,
dass der Jüngling aus Munukutu stamme.
Sie zog sich mit ihren Ehemann in ihre Gemächer zurück, um sich zu beraten.
` Ich bin über die Wahl unserer Tochter ganz und gar nicht glücklich ´, sagte die Königin zu ihren Gatten.
` Auch ich fürchte um unsere Tochter. ´, antwortete der Prinzgemahl.
` Denn heißt es nicht, dass die Bewohner Munuktus nicht vom großen Lebensbaum abstammen?
Sie sollen doch ganz anders sein, als alle anderen Völker der Ebene.
Wie soll sich unsere Tochter nur bei ihnen zu recht finden? ´
So flehten die Eltern schließlich ihre Tochter an,
auf diese Heirat zu verzichten.
Nwamaka war jedoch fest entschlossen, auch gegen den Willen ihrer Eltern,
den fremden Mann zu heiraten.
Sie drohte sogar damit, sich umzubringen, wenn sie den König aus Munukutu nicht heiraten könne.
Das königliche Paar erschrack heftig, üb
er den Starrsinn seiner Tochter und willigte schweren Herzens
in die Hochzeit ein. Der Sohn Nubs überquerte den Himmel und versankt hinter dem Nordrand unserer Ebene,
die Tochter Ras stieg hinter dem Westrand empor und schon wurde die Hochzeit mit großen Prunkt gefeiert.
Während Nwamaka vor Glück strahlte, sah man unter den Gästen, die traurigen Gesichter derer,
die die Prinzessin abgewiesen hatte.
Kaum war das Hochzeitsritual von der Hohen Priesterin vollzogen,
da nahmen die Prinzessin und ihr Gemahl auch schon Abschied von den besorgten Eltern.
Ihr Gemahl führte sie zu seinem seltsamen Schiff.
Sein Gefolge und ihre Zofe kletterten nach den beiden an Bord.
Lautlos legte das Schiff ab und fuhr über die Innere See Richtung Munukutu davon.
Ehrfurchtsvoll bildeten die Diener ein Spalier, während der König mit seiner Braut auf dem Vorderdeck stand.
` Wo ist dennn der Rest der Besatzung? ´ , fragte Nwamaka erstaunt.
` Unsere Schiffe brauchen keine Besatzung, Diener zu unserem persönlichen Wohl reichen aus. ´ , antwortete der König.
Etwas in seiner Stimme ließ Nwamaka erschauern. In dieser Nacht, als sie neben ihn lag, in der königlichen Kabine, fühlte sie,
als er in sie eindrang, wie kalt und glitschig sein Körper war.
Nwamaka schrie und der König gab einen seltsamen, unmenschlichen Laut von sich, ehe er von ihren Körper abrutschte.
Am nächsten Morgen war die Prinzessin sehr verstört, während ihr Bräutigam, sie mit einem seltsamen Lächeln empfing.
` Wollen wir zusammen speisen? ´ , fragte er das unglückliche Mädchen.
` Gerne Liebster. ´ , sagte sie.
Da trug ihr ein Diener eine goldene Schale voller Fliegenlarven vor die Nase.
Nwamaka schrie vor Ekel auf, doch der König lächelte nur und schüttelte in sanften Tadel seinen schönen Kopf,
ehe er mit seiner entsetzlich langen Zunge, die plötzlich aus seinen Mund schoß; die Larven rasch vertilgte.."
" Ja, so erzählt man es sich in Sabhal, denn so berichtete es die Zofe,
welche der König mit dem nächsten Schiff aus Munukutu zurück schickte.
Die Weisen berichten uns, dass es in Munukutu sowohl menschliche als auch nichtmenschliche Königreiche gibt.
Die bekanntesten Reiche sind die der Schlangenanbeter, der Krokodilmenschen, der Löwenmenschen,
der Hyänenmenschen, der Leopardenmenschen und der Froschmenschen.
Die Froschmenschen leben in der Namenlosen Stadt.
Seit Jahrhunderten haben sie sich nicht mehr um den Rest der Ebene gekümmert,
aber wer weiß?
Vielleicht hat der Gehörnte Kaiser dem König der Froschmenschen befohlen,
die Prinzessin für ihren Stolz zu bestrafen.
Aber auch ein so eifriger Erzähler wie ich wird hungrig.
Bringt mir doch etwas Brot, ein bisschen Ziegenkäse und ein wenig Palmwein,
wenn ihr wollt, dass ich eure Großzügigkeit in allen Dörfern Zarandas verbreite.
Ja, selbst vor den Bewohnern Munukutus werde ich ein Loblied auf euch singen.
Ha, was sagst du da, du mickriger Sechsberger?
Du wirst mir nichts geben?
Weil du die Geschichte noch nie zuvor von jemand anderen gehört hast?
Ach, du glaubst also nur was du mindestens sechsmal gehört hast?
So soll fünfmal ein armer Erzähler verhungern, nur wegen deines Unglaubens?
Aber auch dich kann ich zufrieden stellen. Ich werde dir eine Geschichte erzählen,
die du und alle anderen schon mindestens sechsmal gehört haben
und doch ist es eine jener Geschichten, die man immer wieder gerne hört.
Und du Sechsberger kannst aus ihr lernen, wozu übermäßiger Geiz und Unglauben führen. "
Uwe Vitz
Odbays Erzählungen
( Nach afrikanischen Märchen und Mythen)
Bibliographie: Fischer-Taschenbuch-Verlag, Friedrich Becker: Afrikanische Märchen
Heyne, Jan Knappert, Lexikon der afrikanischen Mythologie
Weltbild Verlag, Märchen der Völker: Afrika
" INDABA! Kommt zusammen und hört zu, ihr Leute aus Nuka.
Odbay ist wieder einmal zu euch gekommen, um euch Neuigkeiten aus der Ebene zu berichten
und euch mit alten Sagen zu ermahnen, die Tabus und die heiligen Gesetze zu achten.
Viel habe ich euch zu berichten.
Manch Seltsames und Wunderbares habe ich gehört und gesehen.
Oh, womit soll ich nur anfangen, meine Freunde?
Gewiss habt ihr schon von der unglücklichen Prinzessin Nwamaka gehört.
Die Trommeln haben euch von ihr berichtet, trotzdem sehe ich Neugier in euren Augen.
Ja, von Dorf zu Dorf und Trommel zu Trommel wurde die Geschichte immer ein bißchen verändert.
Aber ich kann euch die Geschichte erzählen, so wie sie mir die Zofe der schönen Prinzessin Nwamaka berichtete.
Bei Ra und Nub, ich will euch die Geschichte erzählen, so wie sie mir von ihr berichtet wurde.
Kein Wort werde ich fort lassen und kein Wort hinzufügen. Sowahr ich Odbay heiße. "
Die unglückliche Prinzessin Nwamaka
" Einst lebten in Zaranda die Kinder der Sterne,
bis Mutter Nub und Vater Ra, sie mit dem großen Feuer Muatamkulo zerstörten.
Die Sternenkinder waren vollkommen.
Sie kannten weder Hass,
Angst, Verlangen noch Lust.
Nun waren die Sternenkinder große Magier und forschten nach Dingen,
die den Menschen verboten sind.
Sie erschufen sich künstliche Wesen und wollten auf andere Ebenen der Würfelwelt vordringen.
Auch nach ihrer Vernichtung blieben die künstlichen Wesen und seltsamen Geräte der Sternenkinder auf dieser Ebene zurück.
Diese Wesen flohen aus dem verwüsteten Gebiet, wo die Sternenkinder vernichtet worden waren.
Noch immer nennt man es, das ` Dunkle Land´.
Die Wesen leben heute in dem verwunschenen Reich Munukutu.
Über sie herrscht der Gehörnte Kaiser, dessen wahres Angesicht niemand kennt.
Das Reich Munukuto umfaßt beinahe die gesamte Nordhälfte Zarandas.
Nun liegt hier im Süden auch das Land Sabhal, welches man das Königreich der Frauen nennt.
Dort versammelten sich vor einigen Wochen die edelsten Prinzen aus allen Ländern dieser Ebene,
um um die Hand der schönen, aber sehr eigensinnigen Prinzessin Nwamaka anzuhalten.
Die Königin von Sabhal hatte es überall verbreiten lassen, dass ihre Tochter heiraten würde.
Für viele jüngere Brüder von Kronprinzen, ist es eine verlockende Idee,
an der Seite einer mächtigen Königin über ein großes Reich zu herrschen.
Verlockender als von seinem älteren Bruder,
nach dessen Krönung getötet zu werden,
wie es zum Wohle des Reiches in vielen Ländern geschieht.
So drängten sich die jungen Prinzen in den Palast der Königin.
Und bei Mutter Nub, Nwamaka ist eine Schönheit.
Ihre Haut, schwarz wie das Ebenholz, ihre kräftigen roten Lippen, ihre süße Nase und die dunklen Augen
können jeden Mann um den Verstand bringen.
Ja, ich habe die Prinzessin selbst gesehen, als ich die Freier mit alten Legenden unterhielt.
Doch oh weh, die stolze Prinzessin sah mit peinlicher Gleichgültigkeit auf die Freier herab.
` Geliebte Tochter ´, mahnte Königin Makana. ` Denke an deine Pflichten gegenüber unserem Volk. ´
` Ich denke an meine Pflicht.´ , sagte die Prinzessin spöttisch.
` Keiner dieser armen Tölpel wäre dem Volk von Sabhal als Prinzgemahl zuzumuten. ´
` Du denkst an niemanden, nur an dich selbst und deine Wunschträume. ´, rief die Königin verzweifelt.
Es war der letzte Tag des Festes, die meisten Prinzen waren schon wieder abgereist und
die enttäuschte Königin hatte jede Hoffnung auf einen Ehemann, für ihre störrische Tochter aufgegeben.
Die Königin war so wütend über die ungehorsame Tochter, dass sie sich selbst einen Tag lang einschloss,
um ihren Ärger zu verarbeiten.
An diesen Tag fuhr ein seltsames Schiff über die Innere See und landete an der Küste Sabhals.
Es hatte weder Segel noch Ruder und ein seltsam großer runder Kopf als Galeonsfigur,
sollte wohl eine Art Schlange oder Fisch darstellen.
Niemals zuvor hatte jemand in Sabhal ein solches Schiff gesehen.
Natürlich versammelte sich rasch eine große Anzahl von Schaulustigen.
Plötzlich wurde eine Treppe vom Rumpf des Schiffes herab gelassen.
Ein wunderschöner Jüngling stieg diese Treppe herab.
Ihn folgten sechs Diener, von denen jeder so gekleidet war als wäre er selbst ein König.
Jeder dieser Diener trug eine Schale mit Gold und Edelsteinen.
Der Jüngling teilte den Leuten mit, dass er ein König aus Munukutu sei und sie
ihm zum Palast der Königin geleiten sollten, wo er um die Hand der Prinzessin anhalten wolle.
So wie er es gewünscht hatte geschah es.
Die Prinzessin war entzückt von seiner vornehmen Art und den kostbaren Geschenken.
` Ich bin ein König aus dem Reich Munukutu, allerschönste Nwamaka.
Wenn du mich heiratest, wirst du in einem Schloß aus reinen Gold wohnen und von goldenen Tellern essen.
´ ` Ich würde dich gerne heiraten. ´ , sprach die Prinzessin.
` Aber meine Mutter sucht einen Prinzgemahl, der mit mir über Sabhal herrschen soll,
wenn du schon König in Munukutu bist, kannst du gewiß nicht immer hier in Sabhal sein. ´
` Deine Mutter wird bestimmt noch einige Jahre ihr Reich regieren können. ´, erwiederte der fremde Jüngling.
` Wenn sie einmal sterben sollte, werden wir schon große Söhne haben,
die dann an meiner Stelle über mein kleines Königreich in Munukutu herrschen können.
Außerdem achtet der Gehörnte Kaiser ja darauf, dass alles seine Ordnung in Munukutu hat.
So wird es wohl keine Probleme geben, wenn wir viele Jahre später, als Königin und Prinzgemahl nach Sabhal zurückehren. ´ Schon hatte Nwamaka keine Bedenken mehr den unbekannten König zu heiraten.
Sofort schickte sie einen Diener mit der guten Botschaft zu ihrer Mutter.
Die Königin war glücklich über diese Nachricht und begab sich zusammen mit ihren Ehegatten in den großen Festsaal des Palastes.
Erstaunt sah sie den fremden Jüngling neben ihrer Tochter ,
etwas Unheimliches ging von ihm aus
. Sicher er sah prächtig aus, durchaus einer Königin würdig und doch war da etwas Unmenschliches in seiner Art
sich zu bewegen und zu sprechen.
Da bat der König aus Munukutu auch schon feierlich um die Hand der Prinzessin.
Die Königin erbat sich einen Tag Bedenkzeit, denn sie erschrack sehr, als sie auch noch hörte,
dass der Jüngling aus Munukutu stamme.
Sie zog sich mit ihren Ehemann in ihre Gemächer zurück, um sich zu beraten.
` Ich bin über die Wahl unserer Tochter ganz und gar nicht glücklich ´, sagte die Königin zu ihren Gatten.
` Auch ich fürchte um unsere Tochter. ´, antwortete der Prinzgemahl.
` Denn heißt es nicht, dass die Bewohner Munuktus nicht vom großen Lebensbaum abstammen?
Sie sollen doch ganz anders sein, als alle anderen Völker der Ebene.
Wie soll sich unsere Tochter nur bei ihnen zu recht finden? ´
So flehten die Eltern schließlich ihre Tochter an,
auf diese Heirat zu verzichten.
Nwamaka war jedoch fest entschlossen, auch gegen den Willen ihrer Eltern,
den fremden Mann zu heiraten.
Sie drohte sogar damit, sich umzubringen, wenn sie den König aus Munukutu nicht heiraten könne.
Das königliche Paar erschrack heftig, üb
er den Starrsinn seiner Tochter und willigte schweren Herzens
in die Hochzeit ein. Der Sohn Nubs überquerte den Himmel und versankt hinter dem Nordrand unserer Ebene,
die Tochter Ras stieg hinter dem Westrand empor und schon wurde die Hochzeit mit großen Prunkt gefeiert.
Während Nwamaka vor Glück strahlte, sah man unter den Gästen, die traurigen Gesichter derer,
die die Prinzessin abgewiesen hatte.
Kaum war das Hochzeitsritual von der Hohen Priesterin vollzogen,
da nahmen die Prinzessin und ihr Gemahl auch schon Abschied von den besorgten Eltern.
Ihr Gemahl führte sie zu seinem seltsamen Schiff.
Sein Gefolge und ihre Zofe kletterten nach den beiden an Bord.
Lautlos legte das Schiff ab und fuhr über die Innere See Richtung Munukutu davon.
Ehrfurchtsvoll bildeten die Diener ein Spalier, während der König mit seiner Braut auf dem Vorderdeck stand.
` Wo ist dennn der Rest der Besatzung? ´ , fragte Nwamaka erstaunt.
` Unsere Schiffe brauchen keine Besatzung, Diener zu unserem persönlichen Wohl reichen aus. ´ , antwortete der König.
Etwas in seiner Stimme ließ Nwamaka erschauern. In dieser Nacht, als sie neben ihn lag, in der königlichen Kabine, fühlte sie,
als er in sie eindrang, wie kalt und glitschig sein Körper war.
Nwamaka schrie und der König gab einen seltsamen, unmenschlichen Laut von sich, ehe er von ihren Körper abrutschte.
Am nächsten Morgen war die Prinzessin sehr verstört, während ihr Bräutigam, sie mit einem seltsamen Lächeln empfing.
` Wollen wir zusammen speisen? ´ , fragte er das unglückliche Mädchen.
` Gerne Liebster. ´ , sagte sie.
Da trug ihr ein Diener eine goldene Schale voller Fliegenlarven vor die Nase.
Nwamaka schrie vor Ekel auf, doch der König lächelte nur und schüttelte in sanften Tadel seinen schönen Kopf,
ehe er mit seiner entsetzlich langen Zunge, die plötzlich aus seinen Mund schoß; die Larven rasch vertilgte.."
" Ja, so erzählt man es sich in Sabhal, denn so berichtete es die Zofe,
welche der König mit dem nächsten Schiff aus Munukutu zurück schickte.
Die Weisen berichten uns, dass es in Munukutu sowohl menschliche als auch nichtmenschliche Königreiche gibt.
Die bekanntesten Reiche sind die der Schlangenanbeter, der Krokodilmenschen, der Löwenmenschen,
der Hyänenmenschen, der Leopardenmenschen und der Froschmenschen.
Die Froschmenschen leben in der Namenlosen Stadt.
Seit Jahrhunderten haben sie sich nicht mehr um den Rest der Ebene gekümmert,
aber wer weiß?
Vielleicht hat der Gehörnte Kaiser dem König der Froschmenschen befohlen,
die Prinzessin für ihren Stolz zu bestrafen.
Aber auch ein so eifriger Erzähler wie ich wird hungrig.
Bringt mir doch etwas Brot, ein bisschen Ziegenkäse und ein wenig Palmwein,
wenn ihr wollt, dass ich eure Großzügigkeit in allen Dörfern Zarandas verbreite.
Ja, selbst vor den Bewohnern Munukutus werde ich ein Loblied auf euch singen.
Ha, was sagst du da, du mickriger Sechsberger?
Du wirst mir nichts geben?
Weil du die Geschichte noch nie zuvor von jemand anderen gehört hast?
Ach, du glaubst also nur was du mindestens sechsmal gehört hast?
So soll fünfmal ein armer Erzähler verhungern, nur wegen deines Unglaubens?
Aber auch dich kann ich zufrieden stellen. Ich werde dir eine Geschichte erzählen,
die du und alle anderen schon mindestens sechsmal gehört haben
und doch ist es eine jener Geschichten, die man immer wieder gerne hört.
Und du Sechsberger kannst aus ihr lernen, wozu übermäßiger Geiz und Unglauben führen. "
Uwe Vitz - 6. Feb, 19:13
