Würfelwelt 39
Der Ring des Zauberers
( Die Ebene der Sechs Türme)
von Uwe Vitz
Mathul steckte sich den Ring an den Finger.
Sogleich flog ein Djinn herbei, um seinen Befehlen zu lauschen.
„ Verrate mir den Namen des Geisterkönigs. „,befahl der Zauberer.
“ Menschlein, das darf ich nicht. „ sagte der Djinn.
„ Ich bin nur ein Djinn der Sechsten Stufe;
der Geisterkönig ist der einzige Djinn der Ersten Stufe auf dieser Ebene.
Niemals dürfte ich etwas gegen seinen Willen tun. „
“ Ich gebe dich aber erst frei, wenn du mir verrätst, wie ich dieses Geheimnis erfahren kann. „
„ Menschlein, du gierst nach Geheimnissen, die dir nur schaden können. „
„ Ich bin der mächtigste Magier in Baranya, und bald bin ich der Mächtigste auf dieser Ebene. „
“ Du bist anmaßend, Menschlein.
Du solltest den Geisterkönig fürchten, anstatt nach seinen Geheimnissen zu suchen. „
“ Ich fürchte nichts. „
“ Gut, Menschlein, so will ich dir verraten,
wie du den geheimen Namen meines Meisters erfahren kannst du bist ja so mutig und klug..“
„ Sprich Djinn. „
“ Oh größter Zauberer dieses Stadtviertels,
so höre denn, was ich kleiner, unwichtiger Djnn dir zu berichten habe. „
“ Werde nicht unverschämt. „
“ Wie du weißt, befindet sich das Reich meines Meisters nah am Ostrand der Ebene,
es ist vom Fluss des Todes eingeschlossen,
den man nur mit einem fliegenden Teppich überwinden kann.
Dort findest du unter einem von sechs würfelförmigen Felsen eine Höhle.
In der Höhle steht eine Säule aus purem Gold, auf der kannst du dem Namen meines Meisters lesen. „
“ Wie betrete ich diese Höhle? „
“ Rufe dreimal das Wort ` Tod´, und jeder der Felsen wird sich öffnen. "
“ Auch unter den anderen fünf Felsen sind Höhlen? „
“ Selbstverständlich. „
„ Was geschieht, wenn ich die falsche Höhle betrete? „
“ Natürlich wartet dort der Tod auf anmaßende Menschlein wie dich. „
Da verfluchte Mathul den Djinn und befahl ihm, sogleich zu verschwinden.
So sah also die Falle der Djinns für Menschen aus,
die versuchten den geheimen Namen des Geisterkönigs zu erfahren.
Mathul seufzte auf.
Der Weg zum Ebenenherrscher war eben doch lang und beschwerlich.
Voller Grimm erinnerte er sich an die sechs Jahre, während er auf der Inselfestung des ` Magischen Quadrates«
im Bitteren Meer in Westania als Adept gedient hatte.
Man hatte es abgelehnt, ihn zum ` Meister des Magischen Quadrates´ zu ernennen ,
weil Mahul angeblich die nötige Reife fehlte.
So hatte man ihm zum Trost den Ring gegeben, mit dem man rangniedere Djinns herbeirufen konnte.
Ha, wenn er erst den Namen des Geisterkönigs kannte,
würde er nicht länger nur ein unwichtiger Adept sein,
der den Befehlen der Meister sogar in seiner eigenen Heimatstadt gehorchen mußte,
-nein, diese Zeiten würden bald endgültig vorbei sein.
Er würde der nächste Großmeister des`Magischen Quadrates ´ werden und natürlich auch Sultan über die ganze Ebene.
Aber selbstverständlich dachte Mathul gar nicht daran,
sich für diese großen Ziele selbst in Gefahr zu bringen.
“ Glotzauge, komm her. „sagte Mathul in das Goblinphon.
Ein Rohr, welches direkt in den Keller führte.
Ein besonders abstoßender Goblin betrat mit schlürfenden Schritten den Raum..
“ Ja, Meister. „ fragte die elende Kreatur ängstlich.
Nun, der Goblin hatte auch allen Grund, Mathul zu fürchten
. Der Zauberer erinnerte sich lächelnd an die Vorgänger dieses Goblins:
Sie hatten seine Wünsche nicht erfüllen können, und alle waren sie eines grausamen Todes gestorben.
Dafür reichte die Macht seines Ringes aus.
Bisher hatte dieser Goblin Glück gehabt:
Er war geschickter rund klüger, als man ihm ansah.
“ Bringe mir einen Straßenjungen. „ befahl der Zauberer.
“ Jawohl Meister. „
Das Schattenviertel hatte sich seinen Namen redlich verdient,
schließlich lebten hier die Schatten von Baran, der Hauptstadt des Sultanats Baranya.
Es waren Schatten, die man durchaus fürchten konnte.
Meuchelmörder, Diebe, Vampire, Werwölfe und andere Wesen, die man besser nicht beschrieb,
hatten sich hier angesiedelt, denn der Glanz der prächtigsten Stadt Sahurias zog viele Schatten an.
Einer von ihnen war Mathul, der verruchte Zauberer gewesen;
zwei andere Schatten trafen sich derweil an einem ebenso finsteren Ort des Schattenviertels,
wie Mathuls Festung, nämlich in der Höhle der Werwölfe.
“ Für seine verdammte Zauberei hat Mathul zweien
meiner besten Fährtensucher das Fell über die Ohren gezogen. „
klagte Omar, der Leitwolf, der Stadtwölfe bitter.
„ Sehr bedauerlich. „ sagte Kerim, der Meuchelmörder nachdenklich;
dabei schnitt er sich mit seinem scharfen Dolch die Fingernägel.
“ Mathul ist ein mächtiger Zauberer.
Im Augenblick beherrscht er das Schattenviertel;
sogar die Vampire fürchten ihn. „, knurrte der Leitwolf.
“ Man muss den Mächtigen fürchten, bis ein noch Mächtigerer kommt. „,
zitierte Kerim einen geläufigen Spruch im Schatten Schattenviertel.
“ Oder bis er eines plötzlichen Todes stirbt. „
“ Ach, würde denn jemand für Mathuls plötzlichen Tod gut bezahlen? „ fragte Kerim scheinbar unbeteiligt.
“ Sehr gut sogar. „
Der Goblin Glotzauge öffnete mürrisch die Tür
und musterte misstrauisch den Jüngling,
der die Glocke geschlagen hatte.
Der Junge sah viel zu unschuldig und freundlich aus,
als dass er in das Schattenviertel gepasst hätte.
Irgendetwas verbarg sich also hinter diesem netten Gesicht.
„ Was willst du? „ knurrte der Goblin .
“ Ach, meine armen Eltern sind todkrank, und der Arzt verlangt ein Vermögen für die Behandlung, also suche ich Arbeit. „
„ Wieso ausgerechnet hier? „
“ Oh, Meister Mathul gilt als ein mächtiger Mann, und er hat einen sehr guten Ruf. „
Glotzauge nickte.
Mathul hatte in der Tat einen ganz besonderen Ruf.
Sinnlose Grausamkeit, wahnsinnige Experimente und sehr gefährliche Beschwörungen,
die immer für den größtmöglichen Schaden sorgten, hatten ihn bekannt gemacht.
“ Das stimmt natürlich.
Aber bist du auch geschickt genug, um einem so großen und edlen Zauberer zu dienen? „ fragte der Goblin ernst.
“ Verlangst du eine Prüfung? „
„ Natürlich, schließlich darf doch kein Unwürdiger Meister Mathul dienen.
Weisst du, der Meister kann sehr ärgerlich werden..“
“ Was soll ich tun? „
“ Der Meister schläft gerade in seinem Gemach.
Schleiche doch dort hinein und ziehe den Ring von seinem Finger, dass wäre ein annehmbarer Geschicklichkeitsbeweis. „
“ Ich werde es versuchen. „
Kerim hatte zwar gehört, dass Goblins dumm sind,
aber für so blöd hätte er die hässlichen Kreaturen nie gehalten.
Dieser Goblinsklave hatte ihm bereitwillig den Weg zu seinem schlafenden Meister gewiesen.
Kerim würde den Goblin später über seine Dummheit aufklären,
ehe er ihn tötete.
Aber zuerst mußte der Zauberer sterben.
Vielleicht war er ja auf irgendeine Art und Weise magisch mit dem Goblin verbunden
und würde dessen Tod spüren.
Bei Magiern ging der Meuchelmörder lieber auf Nummer Sicher.
Der Meuchelmörder schlich absolut lautlos die Treppe zu Mathuls Schlafzimmer herauf,
ein leichtes Flimmern vor der Tür warnte ihn jedoch.
Ein Djinn bewachte den Eingang zu dem Schlafzimmer.
Mathul war vorsichtig.
Kerim hatte er aber gar nicht anderes erwartet;
unvorsichtige Narren überlebten im Schattenviertel nicht lange.
Er zog ein Blatt Papier hervor, auf dem ein einziger Satz stand, und legte es vor sich auf den Boden.
“ He, du da . Stimmt es, dass Djinns nicht lesen können? „, fragte er.
Sogleich wurde der Djinn sichtbar.
Er hatte die Gestalt eines gehörnten Teufels angenommen.
“ Dummer Mensch, ich werde dich für deine Frechheit zerschmettern. „
“ Trotzdem kannst du nicht lesen. „
“ Menschenwurm, ich werde dir deinen dummen Zettel schon vorlesen, ehe ich dich töte. „
Der Djinn schwebte entschlossen heran.
Sein Dämonengesicht zeigte tödliche Entschlossenheit.
“ Wir Djinns sind viel gebildeter als ihr Menschen. „
“ Beweise es und halte keine langen Reden. „, erwiderte Kerim unerschrocken.
Der Djinn hob den Zettel auf und las laut:
„ Ra ist unser Gott, Salemon ist sein Prophet- ah, du hast mich betrogen, Mensch! „
Sogleich zuckte ein Blitz aus der Ewigkeit heran,
und der Djinn verschwand in einer Lichtwolke,
die sich rasch auflöste.
Jedes Kind wusste, dass es den Djinns verboten war,
den Namen des Propheten und des Einen Gottes auszusprechen. Zum
Glück war es nur ein Djinn der Sechsten Stufe gewesen.
Solche Geisterwesen waren noch recht leicht zu überlisten.
Kerim hob den Zettel auf und ging zur Tür.
Sicher hatte der Zauberer einen Alarmmechanismus an der Tür angebracht
- für den Fall, dass diese von einem Eindringling geöffnet wurde.
Selbst Mathul war nicht so dumm, sich auf einen Djinn der Sechsten Stufe zu verlassen,
Aber Kerim war natürlich auch nicht so dumm, einfach die Tür zu öffnen.
Lächelnd verwandelte er sich in eine Nebelwolke,
die durch den Türschlitz quoll
und im Schlafzimmer des Zauberers wieder ihre natürliche Gestalt annahm.
Niemand in Baran ahnte, das Kerim, der Meuchelmörder, ein viele Jahrhunderte alter Vampir war.
Dieses kleine Geheimnis und die damit verbundenen Vampirfähigkeiten machten Kerims Beruf oft sehr viel leichter.
Neugierig sah sich der Vampirmeuchelmörder in dem Schlafzimmer des Zauberers um.
Tatsächlich, spinnfadendünne Seilchen hingen am Griff der Tür und waren mit einer
winzigen kleinen Glocke verbunden, die an der Wand über dem Schlafenden hing.
Kerim zog seinen Dolch und holte zum tödlichen Wurf aus.
„ Vorsicht, Meister! „ rief da die Stimme des Goblins.
Kerim fuhr herum, aber von dem Goblin war nichts zu sehen;
die Stimme war aus einem seltsamen Rohr an der Wand gekommen.
Mathul riss die Augen auf und richtete sich kerzengerade in seinem Bett auf.
Der Zauberer deutete mit seinem Ringfinger auf den Meuchelmörder und befahl:
„ Herbei Djinn, vernichte diesen Eindringling! „
Kerim schleuderte seinen Dolch und traf genau die Kehle des Zauberers.
Mathul sank sterbend in sein Bett zurück
Kerim hatte gerade noch Zeit, sich über seinen Triumph zu freuen,
bevor der Djinn herbei flog und den letzten Befehl des Zauberers ausführte.
Ein Flammenstrahl aus dem Mund des Djinns verwandelte den Mann,
der Meuchelmörder und Vampir in einem gewesen war,
in einen sehr einfachen Haufen Asche.
Der Goblin Glotzauge betrat das Schlafzimmer des Zauberers
mit einem Handbesen und einer Kehrschaufel.
Sorgfältig fegte er die Überreste des Meuchelmörders zusammen und schüttete die Asche zu dem anderen Abfall.
Dann untersuchte er die Leiche des Zauberers und zog ihr den Ring vom Finger.
Dieser Ring passte sowieso besser zu Glotzauge als zu dem Verstorbenen.
Der Goblin rief seinen Djinn herbei,
der die Leiche Mathuls verschwinden ließ.
Es alles eigentlich viel zu einfach gewesen, fand Glotzauge.
Als er Kerim zum ersten Mal sah, hatte er sofort den Verdacht gefasst,
einen Meuchelmörder vor sich zu haben.
Wer sonst wollte schon freiwillig in die Dienste eines verrückten Zauberers treten?
Also hatte er den Burschen einfach den Weg zum Schlafzimmer Mathuls gezeigt und diesen dann über das Goblinphon gewarnt.
Seine beiden Feinde hatten sich dann gegenseitig vernichtet.
War es nicht nur gerecht, dass ein so kluger Goblin den Ring des Zauberers erbte?
Nachdenklich betrat Glotzauge das Labor des Zauberers, sein Labor.
Der erste Goblinmagier von Baran begann mit seiner Arbeit.
ENDE
( Die Ebene der Sechs Türme)
von Uwe Vitz
Mathul steckte sich den Ring an den Finger.
Sogleich flog ein Djinn herbei, um seinen Befehlen zu lauschen.
„ Verrate mir den Namen des Geisterkönigs. „,befahl der Zauberer.
“ Menschlein, das darf ich nicht. „ sagte der Djinn.
„ Ich bin nur ein Djinn der Sechsten Stufe;
der Geisterkönig ist der einzige Djinn der Ersten Stufe auf dieser Ebene.
Niemals dürfte ich etwas gegen seinen Willen tun. „
“ Ich gebe dich aber erst frei, wenn du mir verrätst, wie ich dieses Geheimnis erfahren kann. „
„ Menschlein, du gierst nach Geheimnissen, die dir nur schaden können. „
„ Ich bin der mächtigste Magier in Baranya, und bald bin ich der Mächtigste auf dieser Ebene. „
“ Du bist anmaßend, Menschlein.
Du solltest den Geisterkönig fürchten, anstatt nach seinen Geheimnissen zu suchen. „
“ Ich fürchte nichts. „
“ Gut, Menschlein, so will ich dir verraten,
wie du den geheimen Namen meines Meisters erfahren kannst du bist ja so mutig und klug..“
„ Sprich Djinn. „
“ Oh größter Zauberer dieses Stadtviertels,
so höre denn, was ich kleiner, unwichtiger Djnn dir zu berichten habe. „
“ Werde nicht unverschämt. „
“ Wie du weißt, befindet sich das Reich meines Meisters nah am Ostrand der Ebene,
es ist vom Fluss des Todes eingeschlossen,
den man nur mit einem fliegenden Teppich überwinden kann.
Dort findest du unter einem von sechs würfelförmigen Felsen eine Höhle.
In der Höhle steht eine Säule aus purem Gold, auf der kannst du dem Namen meines Meisters lesen. „
“ Wie betrete ich diese Höhle? „
“ Rufe dreimal das Wort ` Tod´, und jeder der Felsen wird sich öffnen. "
“ Auch unter den anderen fünf Felsen sind Höhlen? „
“ Selbstverständlich. „
„ Was geschieht, wenn ich die falsche Höhle betrete? „
“ Natürlich wartet dort der Tod auf anmaßende Menschlein wie dich. „
Da verfluchte Mathul den Djinn und befahl ihm, sogleich zu verschwinden.
So sah also die Falle der Djinns für Menschen aus,
die versuchten den geheimen Namen des Geisterkönigs zu erfahren.
Mathul seufzte auf.
Der Weg zum Ebenenherrscher war eben doch lang und beschwerlich.
Voller Grimm erinnerte er sich an die sechs Jahre, während er auf der Inselfestung des ` Magischen Quadrates«
im Bitteren Meer in Westania als Adept gedient hatte.
Man hatte es abgelehnt, ihn zum ` Meister des Magischen Quadrates´ zu ernennen ,
weil Mahul angeblich die nötige Reife fehlte.
So hatte man ihm zum Trost den Ring gegeben, mit dem man rangniedere Djinns herbeirufen konnte.
Ha, wenn er erst den Namen des Geisterkönigs kannte,
würde er nicht länger nur ein unwichtiger Adept sein,
der den Befehlen der Meister sogar in seiner eigenen Heimatstadt gehorchen mußte,
-nein, diese Zeiten würden bald endgültig vorbei sein.
Er würde der nächste Großmeister des`Magischen Quadrates ´ werden und natürlich auch Sultan über die ganze Ebene.
Aber selbstverständlich dachte Mathul gar nicht daran,
sich für diese großen Ziele selbst in Gefahr zu bringen.
“ Glotzauge, komm her. „sagte Mathul in das Goblinphon.
Ein Rohr, welches direkt in den Keller führte.
Ein besonders abstoßender Goblin betrat mit schlürfenden Schritten den Raum..
“ Ja, Meister. „ fragte die elende Kreatur ängstlich.
Nun, der Goblin hatte auch allen Grund, Mathul zu fürchten
. Der Zauberer erinnerte sich lächelnd an die Vorgänger dieses Goblins:
Sie hatten seine Wünsche nicht erfüllen können, und alle waren sie eines grausamen Todes gestorben.
Dafür reichte die Macht seines Ringes aus.
Bisher hatte dieser Goblin Glück gehabt:
Er war geschickter rund klüger, als man ihm ansah.
“ Bringe mir einen Straßenjungen. „ befahl der Zauberer.
“ Jawohl Meister. „
Das Schattenviertel hatte sich seinen Namen redlich verdient,
schließlich lebten hier die Schatten von Baran, der Hauptstadt des Sultanats Baranya.
Es waren Schatten, die man durchaus fürchten konnte.
Meuchelmörder, Diebe, Vampire, Werwölfe und andere Wesen, die man besser nicht beschrieb,
hatten sich hier angesiedelt, denn der Glanz der prächtigsten Stadt Sahurias zog viele Schatten an.
Einer von ihnen war Mathul, der verruchte Zauberer gewesen;
zwei andere Schatten trafen sich derweil an einem ebenso finsteren Ort des Schattenviertels,
wie Mathuls Festung, nämlich in der Höhle der Werwölfe.
“ Für seine verdammte Zauberei hat Mathul zweien
meiner besten Fährtensucher das Fell über die Ohren gezogen. „
klagte Omar, der Leitwolf, der Stadtwölfe bitter.
„ Sehr bedauerlich. „ sagte Kerim, der Meuchelmörder nachdenklich;
dabei schnitt er sich mit seinem scharfen Dolch die Fingernägel.
“ Mathul ist ein mächtiger Zauberer.
Im Augenblick beherrscht er das Schattenviertel;
sogar die Vampire fürchten ihn. „, knurrte der Leitwolf.
“ Man muss den Mächtigen fürchten, bis ein noch Mächtigerer kommt. „,
zitierte Kerim einen geläufigen Spruch im Schatten Schattenviertel.
“ Oder bis er eines plötzlichen Todes stirbt. „
“ Ach, würde denn jemand für Mathuls plötzlichen Tod gut bezahlen? „ fragte Kerim scheinbar unbeteiligt.
“ Sehr gut sogar. „
Der Goblin Glotzauge öffnete mürrisch die Tür
und musterte misstrauisch den Jüngling,
der die Glocke geschlagen hatte.
Der Junge sah viel zu unschuldig und freundlich aus,
als dass er in das Schattenviertel gepasst hätte.
Irgendetwas verbarg sich also hinter diesem netten Gesicht.
„ Was willst du? „ knurrte der Goblin .
“ Ach, meine armen Eltern sind todkrank, und der Arzt verlangt ein Vermögen für die Behandlung, also suche ich Arbeit. „
„ Wieso ausgerechnet hier? „
“ Oh, Meister Mathul gilt als ein mächtiger Mann, und er hat einen sehr guten Ruf. „
Glotzauge nickte.
Mathul hatte in der Tat einen ganz besonderen Ruf.
Sinnlose Grausamkeit, wahnsinnige Experimente und sehr gefährliche Beschwörungen,
die immer für den größtmöglichen Schaden sorgten, hatten ihn bekannt gemacht.
“ Das stimmt natürlich.
Aber bist du auch geschickt genug, um einem so großen und edlen Zauberer zu dienen? „ fragte der Goblin ernst.
“ Verlangst du eine Prüfung? „
„ Natürlich, schließlich darf doch kein Unwürdiger Meister Mathul dienen.
Weisst du, der Meister kann sehr ärgerlich werden..“
“ Was soll ich tun? „
“ Der Meister schläft gerade in seinem Gemach.
Schleiche doch dort hinein und ziehe den Ring von seinem Finger, dass wäre ein annehmbarer Geschicklichkeitsbeweis. „
“ Ich werde es versuchen. „
Kerim hatte zwar gehört, dass Goblins dumm sind,
aber für so blöd hätte er die hässlichen Kreaturen nie gehalten.
Dieser Goblinsklave hatte ihm bereitwillig den Weg zu seinem schlafenden Meister gewiesen.
Kerim würde den Goblin später über seine Dummheit aufklären,
ehe er ihn tötete.
Aber zuerst mußte der Zauberer sterben.
Vielleicht war er ja auf irgendeine Art und Weise magisch mit dem Goblin verbunden
und würde dessen Tod spüren.
Bei Magiern ging der Meuchelmörder lieber auf Nummer Sicher.
Der Meuchelmörder schlich absolut lautlos die Treppe zu Mathuls Schlafzimmer herauf,
ein leichtes Flimmern vor der Tür warnte ihn jedoch.
Ein Djinn bewachte den Eingang zu dem Schlafzimmer.
Mathul war vorsichtig.
Kerim hatte er aber gar nicht anderes erwartet;
unvorsichtige Narren überlebten im Schattenviertel nicht lange.
Er zog ein Blatt Papier hervor, auf dem ein einziger Satz stand, und legte es vor sich auf den Boden.
“ He, du da . Stimmt es, dass Djinns nicht lesen können? „, fragte er.
Sogleich wurde der Djinn sichtbar.
Er hatte die Gestalt eines gehörnten Teufels angenommen.
“ Dummer Mensch, ich werde dich für deine Frechheit zerschmettern. „
“ Trotzdem kannst du nicht lesen. „
“ Menschenwurm, ich werde dir deinen dummen Zettel schon vorlesen, ehe ich dich töte. „
Der Djinn schwebte entschlossen heran.
Sein Dämonengesicht zeigte tödliche Entschlossenheit.
“ Wir Djinns sind viel gebildeter als ihr Menschen. „
“ Beweise es und halte keine langen Reden. „, erwiderte Kerim unerschrocken.
Der Djinn hob den Zettel auf und las laut:
„ Ra ist unser Gott, Salemon ist sein Prophet- ah, du hast mich betrogen, Mensch! „
Sogleich zuckte ein Blitz aus der Ewigkeit heran,
und der Djinn verschwand in einer Lichtwolke,
die sich rasch auflöste.
Jedes Kind wusste, dass es den Djinns verboten war,
den Namen des Propheten und des Einen Gottes auszusprechen. Zum
Glück war es nur ein Djinn der Sechsten Stufe gewesen.
Solche Geisterwesen waren noch recht leicht zu überlisten.
Kerim hob den Zettel auf und ging zur Tür.
Sicher hatte der Zauberer einen Alarmmechanismus an der Tür angebracht
- für den Fall, dass diese von einem Eindringling geöffnet wurde.
Selbst Mathul war nicht so dumm, sich auf einen Djinn der Sechsten Stufe zu verlassen,
Aber Kerim war natürlich auch nicht so dumm, einfach die Tür zu öffnen.
Lächelnd verwandelte er sich in eine Nebelwolke,
die durch den Türschlitz quoll
und im Schlafzimmer des Zauberers wieder ihre natürliche Gestalt annahm.
Niemand in Baran ahnte, das Kerim, der Meuchelmörder, ein viele Jahrhunderte alter Vampir war.
Dieses kleine Geheimnis und die damit verbundenen Vampirfähigkeiten machten Kerims Beruf oft sehr viel leichter.
Neugierig sah sich der Vampirmeuchelmörder in dem Schlafzimmer des Zauberers um.
Tatsächlich, spinnfadendünne Seilchen hingen am Griff der Tür und waren mit einer
winzigen kleinen Glocke verbunden, die an der Wand über dem Schlafenden hing.
Kerim zog seinen Dolch und holte zum tödlichen Wurf aus.
„ Vorsicht, Meister! „ rief da die Stimme des Goblins.
Kerim fuhr herum, aber von dem Goblin war nichts zu sehen;
die Stimme war aus einem seltsamen Rohr an der Wand gekommen.
Mathul riss die Augen auf und richtete sich kerzengerade in seinem Bett auf.
Der Zauberer deutete mit seinem Ringfinger auf den Meuchelmörder und befahl:
„ Herbei Djinn, vernichte diesen Eindringling! „
Kerim schleuderte seinen Dolch und traf genau die Kehle des Zauberers.
Mathul sank sterbend in sein Bett zurück
Kerim hatte gerade noch Zeit, sich über seinen Triumph zu freuen,
bevor der Djinn herbei flog und den letzten Befehl des Zauberers ausführte.
Ein Flammenstrahl aus dem Mund des Djinns verwandelte den Mann,
der Meuchelmörder und Vampir in einem gewesen war,
in einen sehr einfachen Haufen Asche.
Der Goblin Glotzauge betrat das Schlafzimmer des Zauberers
mit einem Handbesen und einer Kehrschaufel.
Sorgfältig fegte er die Überreste des Meuchelmörders zusammen und schüttete die Asche zu dem anderen Abfall.
Dann untersuchte er die Leiche des Zauberers und zog ihr den Ring vom Finger.
Dieser Ring passte sowieso besser zu Glotzauge als zu dem Verstorbenen.
Der Goblin rief seinen Djinn herbei,
der die Leiche Mathuls verschwinden ließ.
Es alles eigentlich viel zu einfach gewesen, fand Glotzauge.
Als er Kerim zum ersten Mal sah, hatte er sofort den Verdacht gefasst,
einen Meuchelmörder vor sich zu haben.
Wer sonst wollte schon freiwillig in die Dienste eines verrückten Zauberers treten?
Also hatte er den Burschen einfach den Weg zum Schlafzimmer Mathuls gezeigt und diesen dann über das Goblinphon gewarnt.
Seine beiden Feinde hatten sich dann gegenseitig vernichtet.
War es nicht nur gerecht, dass ein so kluger Goblin den Ring des Zauberers erbte?
Nachdenklich betrat Glotzauge das Labor des Zauberers, sein Labor.
Der erste Goblinmagier von Baran begann mit seiner Arbeit.
ENDE
Uwe Vitz - 5. Feb, 03:59
