Würfelwelt 327

Der Schwarze Ritter und der Höllenritter
(Sagenwelt Österreich)
Gefunden bei www.sagen.at. Als “ Der Ritt zur Hölle”
Quelle: Franz Bischof, Raimund Jordan, Sigrid Enzenhofer, Sagen und Legenden aus Hardegg, Hardegg 1978, Seite 15
Würfelweltmäßig bearbeitet von Uwe Vitz


Der Regen prasselte aufs Laub, und schaurig rollten die Donner um die Burg. Da näherte sich ein Ritter im langsamen Trab der Feste. Ob seiner nachtdunklen Rüstung war er als der "Schwarze Ritter" in aller Munde. Dennoch kannte ihn niemand, und keiner konnte je Auskunft geben, woher er kam und wohin er zog. Nur eines wusste man: wo immer er noch aufgetaucht war, fand ein Unrecht seine Sühne. Auch auf der Burg Kaya soll es seit geraumer Zeit nicht ganz geheuer zugegangen sein. Der alte Burgherr war auf mysteriöse Art und Weise hier ums Leben gekommen. Niemand wusste es genau zu sagen, aber alle Leute raunten, er wäre durch einen geheimnisvollen Sturz von der Terrasse seiner Burg in den Tod gestürzt. Und nach diesem Vorfall zeigte sich sogleich ein neuer Herr auf der Burg und man munkelte, dass dieser dämonische Kräfte besaß und mit Hilfe finsterer Gewalt Roswitha, die Tochter des alten Burgherrn, gefangen hielt. Ihre ungetreue Zofe war es gewesen, die dem Unheimlichen Burg und Leute überliefert hatte.

Inzwischen war der "Schwarze Ritter" am Burgtor angelangt und wurde, vom Wächter nach seinem Begehr befragt, in die Burg eingelassen. Alle erahnten den Sinn dieses Besuches, und der Burgherr sann bereits Böses. Hinterhältig lud er den "Schwarzen Ritter" zu einem wilden Gelage und versuchte, den ungebetenen Gast betrunken zu machen. Ein Humpen nach dem anderen wurde geleert. Auch Roswitha erkannte man unter den anwesenden Frauen, die die Laute schlugen und dem Gaste Kurzweil boten. Doch wie hatte sie sich verändert! Wie entrückt war ihr Sinn! Dämonenbehaftet auch ihr Herz! Weit im Lande bekannt war ihre edle Gesinnung gewesen, doch grausam heftete sie jetzt ihren Blick auf den Ritter. Kalt waren ihre Worte und hart, als sie dem Gast den Willkommtrunk bot. Der Burgherr schien des Gastes Interesse an dem Mädchen bemerkt zu haben. So sprach er zu ihm, wie wenn er diesem wirklich zugetan wäre- An allen Frauen könne er Gefallen finden bis auf Roswitha, denn die wäre vom Teufel besessen. Dazu lachte er höllisch, dass sogar die Bauern im Dorf das schaurige Echo hörten. Ab nun fielen gar unschöne Worte im Rittersaal. Der Burgherr lästerte und spottete über alles, was für Ritter heilig, und ehrbar war. Und er meinte, sein Gast möge doch nicht nachtrauern einer blöden Maid, sondern sich an einer anderen laben!

Wieder brach er in ein teuflisches Gelächter aus, dass es die Wände entlang widerhallte. Dann suchte er kräftig den Fremdling herauszufordern. Der Feigheit zieh er ihn auf der Eberjagd, wo ihn ganz sicher der Mut verlassen würde. Darum riet er ihm, lieber mit Füchsen vorlieb zu nehmen, wenn er nicht sogar dabei entlaufen sollte. Doch ungeachtet all dieses Schmähens bewahrte der "Schwarze Ritter" die Ruhe. Nur das schallende Hohngelächter von Roswithas Lippen ließ ihn zusammenzucken. Aber sogleich war er wieder gefasst, als sich die Fratze des Dämons vor Schadenfreude grinsend verzog. Und jetzt hielt dieser auch die Zeit für gekommen, sein böses Vorhaben ins Werk zu setzen. So bat denn der Burgherr, scheinheilig lächelnd, den Gast um Vergebung für die hässlichen Worte in der Laune des Weines und er stellte an ihn die tückische Frage, ob der Ritter auch alles wagen würde, so wie er? Sie sollten wetten. Mit steinhartem Antlitz hielt der Fremde die Wette. Da war der Dämon ganz plötzlich verschwunden, doch sah man ihn gleich wieder zu Pferde die Treppen bis zur obersten Terrasse seiner Burg hinaufhasten. Kaum oben, rief er zurück und fragte höhnisch nach dem Verbleib seines Gastes. Den Knechten und Knappen stockte das Blut in den Adern. Hält der die Wette? Hat er den Mut? Vollkommene Stille herrschte darob, und kein Sterbenswörtchen wagte da jemand. Der “Schwarze Ritter” aber ließ sein Pferd herbeiholen, schwang sich in den Sattel und erklomm mit dem Tier in Kürze die Terrasse. Oben standen nun die beiden Reiter hart an den Zinnen. Der Schwarze Ritter und der Höllenritter.
Die Rösser scharrten auf dem steinernen Boden, dass die Funken stoben - vor ihnen aber gähnte finster der Abgrund. "Es wird Dein Abschied für ewig sein", krächzte hämisch der Höllenritter und stieß die Sporen in den Leib seines Pferdes. Hinab stürzten Roß und Reiter in die Tiefe, die sie also gleich verschlang. Wild drängte des "Schwarzen Ritters" Pferd jetzt nach, bäumte sich steil in die Höhe und setzte schon an zum Sprung in den sicheren Tod. Doch der Ritter schlug das Kreuz auf der Brust, bezähmte eisern das schäumende Tier und riss es und sich selber vom Abgrund zurück.
Der Höllenritter jedoch jagte mit seinem Pferd in einem Weltentunnel davon, zu der Würfelwelt.
Dafür hatte er die ganze Zeit teuflische Macht gesammelt, gerne hätte er noch den Schwarzen Ritter vernichtet.
Aber dies war dem Höllenritter nicht gelungen, nun nahm er seine wahre Gestalt an und jagte durch den Weltentunnel davon.
Niemand aus der Sagenwelt Österreich konnte ihn folgen.
Denn dieser Weltentunnel schloss sich hinter dem Höllenritter sogleich wieder.

Da zitterten die Mauern, es donnerte und krachte. Eine unheimliche Kraft ließ die Erde beben. - In der Stille, die nun folgte, stand voller Staub, aber heil der "Schwarze Ritter" inmitten gestürzter Mauern und Schutt. Und er suchte sofort nach Roswitha unter den Trümmern und fand sie wohlbehalten in einer Nische des völlig zerstörten Rittersaales. Des Dämons Bann ward mit seiner Flucht gebrochen und sie sank, vom Schrecken noch bleich, in des Ritters starke Arme. Behutsam hob er sie auf sein Pferd, um mit ihr auf seine Burg zu ziehen. Einmal noch wandte er den Blick zurück, und seine Miene umdüsterte sich, denn er blickte auf eine Ruine. Schnell ließen sie die schaurige Stätte hinter sich. Der Spuk und das teuflische Spiel waren gottlob nun vorbei. Warm spürte er das edle Geschöpf, das sich so schutzbedürftig an ihn schmiegte, vor sich auf dem Pferd. Von Herzen ward sie ihm zugetan, seit ihr Sinn nicht mehr vom Zauber gelenkt war. Und auf alten Wegen ritten sie einer neuen Zukunft entgegen.

Ende

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