Prinzessin Nordwind 14
(Die Ebene der Sechs Türme)
v. Uwe Vitz


Kapitän Ulfrak wusste nicht, wieso die Königin in sprechen wollte, aber es gefiel ihn nicht. Plötzlich waren die Soldaten der Königin Lydia im Hafen aufgetaucht und hatten Ulfrak mit samt seiner Besatzung aufgefordert ihnen zu folgen. Er war erfahren genug um zu wissen, dass es besser war, so mächtigen Personen nicht zu nahe zu kommen. Doch jetzt hatte er irgendwie die Aufmerksamkeit der Königin erlangt. Die Seeleute wurden in das Schloss der Königin gebracht. Mann nannte Lydia zu Recht die Spiegelkönigin, überall im Schloss hingen Spiegel an den Wänden. Die Türen waren große Spiegel. Es war besser nicht zu genau in diese Spiegel zu schauen. Mancher hatte hier schon seinen Verstand verloren. Ulfrak glaubte die magischen Kräfte gerade zu spüren zu können. Wieder öffneten sich zwei große Spiegeltüren vor ihnen, dann befanden sie sich endlich im Thronsaal. Königin Lydia saß auf einen seltsamen gläsernen Thron. Die Wand hinter ihr war ein Spiegel, ebenso der Boden, so wie alle Wände und Decken. Aber die Spiegelwand hinter ihr schien irgendwie dunkler zu sein, als die anderen Spiegel. Dies war der Spiegelsaal von dem sich alle nur flüsternd erzählten, man raunte sich furchtbare Dinge zu die hier schon geschehen waren. Aber beim Sheitan! Lydia war schön. Ulfrak hatte noch nie eine schönere Frau gesehen. Der Hauptmann, der die Soldaten anführte, trat vor und verneigte sich.
" Frau Königin, Kapitän Ulfrak und die Besatzung seines Schiffes, wie Ihr befahlt. "

" Zufrieden bin ich mit Euren Tun, aber verlasst uns mit Euren Männern nun. "

, erwiderte die Königin. Der Hauptmann verneigte sich erneut und marschierte mit seinen Männern heraus. Die Königin wandte sich mit einem eiskalten Lächeln Ulfrak zu.

" Seid furchtlos vor mir. Denn sicher seid Ihr hier. Nur bitte berichtet mir. Auf Eurer letzten Reise, wo wart Ihr? "

" Auf der Gurkeninsel, Frau Königin. Wir verkauften der dortigen Fee Vorräte. "

" Und nichts zu berichten, zu dieser Stund? "

" Nein Frau Königin, nichts ungewöhnliches. "
" Ein treuer Matrose unter Euren Männern weiß es besser, ich fürchte er liefert Euch an das Messer. "

Antok, einer der Matrosen trat vor und verneigte sich. " Ich berichtete den Hauptmann die Wahrheit, die Fee hat ein junges Mädchen als Ziehkind. Sie hat genau das richtige Alter. Dieses Mädchen könnte die verschollene Prinzessin sein. " Ulfrak starrte Antok entsetzt an. War der Mann wahnsinnig? Seine Kameraden und seinen Kapitän zu verraten, war ungeheuerlich. Aber alles Zürnen half nichts. Jetzt musste Ulfrak retten, was zu retten war. " Frau Königin, ich glaube nicht, dass dieses Kind die gesuchte Prinzessin ist, wirklich. "

" Du kanntest mein Gebot, missachtetest es ohne Not. ",

sagte die Königin ruhig.

" Antok komm zu mir, ich lohne deine Treue dir. "

Der Matrose lächelte zufrieden und trat einen Schritt vor. Hinter Antok senkte sich eine Glaswand herab und trennte ihn von der übrigen Besatzung.
" Eure Untreue mir nicht gefiel, die Strafe ich nun befiehl. " ,

sagte die Königin eisig. Ein seltsames Geräusch ließ Ulfrak nach oben blicken. Die Spiegeldecke glitt mit einem wunderschön klingenden Ton zur Seite. Ein großes Rad mit etwa zwanzig Messern tauchte auf. Das Rad begann sich zu drehen, schneller und schneller. Es senkte sich ganz langsam herab.
" Nein! ", schrie Ulfrak. " Habt Gnade, bitte! " Seine Männer versuchten in Panik aus dem Spiegelsaal zu fliehen. Doch die Türen waren hinter ihnen fest verschlossen. Verzweifelt schlugen sie auf die Spiegelwände und die Glaswand, welche sie von Antok und der Königin trennten ein. Aber es war sinnlos. Ulfrak sah das Lächeln der Königin und wusste, es konnte keine Gnade mehr geben.