Würfelwelt 208
Prinzessin Nordwind 6
(Die Ebene der Sechs Türme)
v. Uwe Vitz
Königin Lydia stand mit dem Schwert in der Hand vor dem Bettchen Nordwinds. Sie schloss die Augen und hob das Schwert zum Schlag. Aber sie konnte es nicht tun. Sie dachte an Königin Edith, König Gerhardt und viele andere Unschuldige, die sie nicht einmal kannte. Als Lydia die besonderen Fähigkeiten des Spiegels entdeckt hatte, war es zuerst nur ein Spiel gewesen. Sie stammte eigentlich aus Goria. Dort war sie als Tochter eines kleinen Häuptlings aufgewachsen, der ihr eines Tages den Spiegel schenkte, den er in einer Ruine gefunden hatte. Dann hatte man sie mit den Grafen Herbert von Grausumpf verheiratet. Er war ein brutaler Despot, der sie täglich vergewaltigte. Damals sprach der Spiegel zum ersten mal mit ihr. Er bot ihr seine Hilfe an, wenn sie ihn als Meister anerkenne und seinen Geboten gehorche. Dabei wies er darauf hin, dass ein solcher Pakt für ewig gelten würde. Sie musste nur ihre Hand ausstrecken und die Hand ihres Spiegelbildes berühren, als es geschah, glaubte sie, eiskalte Haut zu fühlen und ihr Spiegelbild lächelte sie an, obwohl sie selbst keine Miene verzog. Der Spiegel verriet ihr ein einfach herzustellendes, aber sehr wirksames Gift und so starb Graf Herbert. Aber der Spiegel gab weitere Befehle. Er machte sie mächtiger und reicher, es schien ihr, dass ihre Schönheit immer mehr aufblühte und überirdisch wurde. Doch auch die Schuld wuchs. Sie verursachte Tod und Verderben in einem Ausmaß, dass ihr vor sich selbst graute. Voller Schrecken erkannte Lydia, daß der Tod dieses Kindes auch ihr eigener Tod sein würde. Der Spiegel würde immer größere Gräueltaten von ihr verlangen. " Wir sind Euer Lebenslicht ", hatte der Spiegel gesagt. Lydia begriff, was der Spiegel meinte, aber sie ahnte, dass sie schon zu sehr mit ihm verbunden war, um seinem Willen zu trotzen. Doch wenn es ihr gelang den Spiegel zu überliste, würde dieser vielleicht freiwillig den Pakt lösen und auf ihre weiteren Dienste verzichten. Sie rief eine Hebamme, die für ihre Treue bekannt war und befahl ihr Nordwind an einen Ort zu bringen, wo niemand Gerhards Tochter vermuten würde. Anschließend befahl sie einem Jäger, ihr das Herz eines Rehs zu bringen.
(Die Ebene der Sechs Türme)
v. Uwe Vitz
Königin Lydia stand mit dem Schwert in der Hand vor dem Bettchen Nordwinds. Sie schloss die Augen und hob das Schwert zum Schlag. Aber sie konnte es nicht tun. Sie dachte an Königin Edith, König Gerhardt und viele andere Unschuldige, die sie nicht einmal kannte. Als Lydia die besonderen Fähigkeiten des Spiegels entdeckt hatte, war es zuerst nur ein Spiel gewesen. Sie stammte eigentlich aus Goria. Dort war sie als Tochter eines kleinen Häuptlings aufgewachsen, der ihr eines Tages den Spiegel schenkte, den er in einer Ruine gefunden hatte. Dann hatte man sie mit den Grafen Herbert von Grausumpf verheiratet. Er war ein brutaler Despot, der sie täglich vergewaltigte. Damals sprach der Spiegel zum ersten mal mit ihr. Er bot ihr seine Hilfe an, wenn sie ihn als Meister anerkenne und seinen Geboten gehorche. Dabei wies er darauf hin, dass ein solcher Pakt für ewig gelten würde. Sie musste nur ihre Hand ausstrecken und die Hand ihres Spiegelbildes berühren, als es geschah, glaubte sie, eiskalte Haut zu fühlen und ihr Spiegelbild lächelte sie an, obwohl sie selbst keine Miene verzog. Der Spiegel verriet ihr ein einfach herzustellendes, aber sehr wirksames Gift und so starb Graf Herbert. Aber der Spiegel gab weitere Befehle. Er machte sie mächtiger und reicher, es schien ihr, dass ihre Schönheit immer mehr aufblühte und überirdisch wurde. Doch auch die Schuld wuchs. Sie verursachte Tod und Verderben in einem Ausmaß, dass ihr vor sich selbst graute. Voller Schrecken erkannte Lydia, daß der Tod dieses Kindes auch ihr eigener Tod sein würde. Der Spiegel würde immer größere Gräueltaten von ihr verlangen. " Wir sind Euer Lebenslicht ", hatte der Spiegel gesagt. Lydia begriff, was der Spiegel meinte, aber sie ahnte, dass sie schon zu sehr mit ihm verbunden war, um seinem Willen zu trotzen. Doch wenn es ihr gelang den Spiegel zu überliste, würde dieser vielleicht freiwillig den Pakt lösen und auf ihre weiteren Dienste verzichten. Sie rief eine Hebamme, die für ihre Treue bekannt war und befahl ihr Nordwind an einen Ort zu bringen, wo niemand Gerhards Tochter vermuten würde. Anschließend befahl sie einem Jäger, ihr das Herz eines Rehs zu bringen.
Uwe Vitz - 17. Okt, 18:46
