Würfelwelt 187

Camlan
Prolog

(Die Ebene der Sechs Türme)
von Uwe Vitz

Im Heerlager der Thulaner, an der Nordküste des Sauren Meers, wimmelten Ritter, Knappen und Kriegsknechte durcheinander. Einer dieser Kriegsknechte war der Cymre Camlan. Er war Matrose auf einem Handelsschiff im Sauren Meer gewesen, das von den Bullemännern geentert wurde. Sie verkauften alle wehrtauglichen Matrosen und Pasagiere an die Thulaner, die ständig Nachschub für ihren Krieg gegen die Nordianer brauchten.
Der Krieg war grausam, die Thulaner wurden in den Sümpfen und den Wäldern so rasch getötet, daß ihr Kaiser Mühe hatte, genug Nachschub zu finden.. Sie rächten sich, indem sie das Land so gründlich nieder brannten, wie es Menschen möglich war.
General Wigard hatte gleich zu Beginn des Krieges seinen inzwischen berüchtigten "Keine-Gnade-Befehl" gegeben, der nichts weiter besagte, als daß jeder Nordianer, egal ob Mann, Frau oder Kind, zu töten sei, denn Kaiser Sieghardt hatte sich entschlossen, das ganze nordiansiche Volk auszurotten. Für solch einen hohen Herren war ein solcher Befehl rasch gegeben, denn er musste die Gesichter seiner Opfer nie sehen. Der Kaiser saß sicher in der Hauptstadt von Thula hielt dort große Reden über die Zivilisation.
Canlan fragte sich, seit er im thulanischer Krieg kämpfen musste, ob es nicht besser sei, alle Könige und Kaiser zu enthaupten und die Zivilisation zu vergessen.
Heute war wieder einer dieser großartigen " Siege der Zuvilisation " gewesen. Die Thulaner hatten ein nordianisches Dorf in den Wäldern entdeckt und niedergebrannt. Sie hatten sogar ein paar Gefangene gemacht, eine kleine Familie, die so dumm gewesen war, sich erwischen zu lassen. Morgen früh sollten die Gefangenen gevierteilt werden, als kleine Aufmunterung für die Truppe.
Camlan jedenfalls fühlte sich nicht aufgemuntert.
Noch viel weniger, als er erfuhr, daß man ihn dazu ausgewählt hatte, die Hinrichtung zu vollstrecken. " Ich bin kein Henker. ", protestierte er.
" Doch ab heute. ", erklärte ihm sein Vorgesetzter sachlich.
" Unser alter Henker ist beim letzten Anschlag der Nordianer ums Leben gekommen. Betrachte dieses Amt als eine Ehre Soldat. "
" Welche Ehre soll es sein, diese hilflosen Menschen abzuschlachten? "
" Das hast du nicht zu beurteilen, Soldat. ", ermahnte ihn sein Vorgesetzter streng.
" Bedenke dennoch, daß sie Nordianer sind, primitive Barbaren, die nichts mit zivilisierten Menschen gemein haben. Damit sich die große thulanische Kultur weiter verbreiten kann, muß dieses entartete Volk ausgerottet werden. So grausam es klingen mag, es ist notwendig. "
Nach diesem Gespräch fühlte sich Camlan so klein und hilflos wie nie zuvor.
So besuchte er am Abend die Gefangenen.
" Ah, der Henker will sich seine sichere Beute schon mal ansehen. ", begrüßte ihn einer der Posten freundlich. " Leider hat der General verboten, daß wir sie, bevor du sie fertigmachst, noch ein bißchen verprügeln. "
" Hast du denn gar kein Mitleid, wenigstens mit den Kindern? " , fragte Camlan verstört.
" Mein Bruder starb durch einen Hinterhalt der Nordianer. ", antwortete der Posten. " Dafür sollen diese Bastarde büßen. "
" Ja natürlich. ", seufzte Camlan und betrat die Zelle.
An Händen und Füßen angekettet hockten sie da. Der Mann starrte Camlan haßerfüllt an, die Frau hatte Tränen in die Augen. Sie flehte ihm in ihrer fremden Sprache an- worum? Um das Leben ihrer Kinder? Um einen schnellen Tod? Morgen würde es ein sehr langsamer Tod werden. Camlan blickte in die fünf schmutzigen Gesichte, sah die Hofnung in den Augen der Kinder und die Hoffnungslosigkeit in denen der Erwachsenen.
Als Camlan die Zelle verließ, fragte der Posten: " Haben diese feigen Schweine um ihr Leben gefleht? "
Camlan nickte.
Der Posten lachte verächtlich.
" Ich wünschte ich könnte deinen Job machen, Henker. "
" Vielleicht hast du bald eine Gelegenheit. ", erwiederte Camlan und ging.
Am nächsten Morgen hielt General Wigard eine lange Rede. Er sprach über Pflicht, Treue und über Gerechtigkeit. Er sprach auch darüber, daß die heutige HInrichtung ein gutes Beispiel für Gerechtigkeit bieten würde.
Als die Soldaten die Gefangenen aus der Zelle bringen sollten, eilten sie verstört zurück und berichteten, daß die Gefangenen schon tot seien. Sie waren im Schlaf gestorben.
Der General bekam daraufhin einen Wutanfall, der noch viel schlimmer wurde, als er erfuhr, daß der Henker spurlos verschwunden war..

Ein kleines Boot trieb über das Saure Meer. Camlan blickte gleichgültig zur nordianischen Küste, von der er immer weiter abgetrieben wurde. Er dachte an die giftigen Kräuter, die er den Gefangenen gegeben hatte, für einen schnellen, schmerzlosen Tod. Und er fragte sich immer wieder, ob es eine Möglichkeit gegeben hätte, ihr Leben zu retten.

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