Donnerstag, 2. Februar 2012

Würfelwelt 614

Schwanensee 6
gefunden bei www.internet-maerchen.de

Version Kamil Bednár
(Würfelweltmäßig bearbeitet von Uwe Vitz)
Bund von Torn
Vor 200 Jahren


Das Fest begann. Die Fenster des Tanzsaales spiegelten die Lichter der vielen tausend Kerzen wider. Hätte von draußen jemand zur Burg hinaufgeschaut, so hätte er die hell erleuchteten Fenster mit den Augen großer Eulen vergleichen können, die regungslos auf einem dunklen Felsen sitzen. Überall rauschte ein Gewirr von Stimmen, die Lakaien liefen umher, die Küchenjungen und Köche in der Küche hatten erhitzte, feuerrote Gesichter, und der Herr Hofmeister ging mit wichtiger Gebärde kreuz und quer, von Platz zu Platz, um nach dem Rechten zu sehen. Die schönen Mädchen erröteten, und ihre Wangen waren Pfirsichen gleich. Ihre Mütter fächelten sich Kühlung zu, und die Väter blinzelten zu den gedeckten Tischen mit den Leckerbissen hinüber. An der Spitze des Saales saß die Königin auf einem goldenen Thron und sprach mit ihrem Sohne, der zerstreut schien.
"Sieh mal, wie viele schöne Mädchen hier sind", sagte die Königin.
"Lauter Töchter von Grafen, Baronen und Rittern. Gefällt dir eine von ihnen?"
"Ich weiß gar nicht recht, Mutter" antwortete der Prinz geistesabwesend.
"Sie sind schön wie die Blumen auf einer blühenden Wiese. Nun, mein Sohn?"
"Ich gebe dem Wald vor den Wiesen den Vorzug, Mutter."
"Ich möchte, dass du eine von ihnen zum Tanz aufforderst. Du wirst sehen, wie dir der Kopf schwindelt, wenn du ihr in die Augen sehen wirst."
Der Prinz zögerte zuerst, doch dann folgte er. Eine Weile tanzte er mit einer der Schönen, deren Mutter sogleich eine Miene aufsetzte, als gehöre sie bereits zur königlichen Familie. Die Mütter der anderen Mädchen aber schauten neiderfüllt, und ihre bösen Blicke glichen gekrümmten Messerschneiden.
"Nun, mein Sohn?" fragte die Königin, als der Prinz zurückkam.
"Sie war schön, doch mir kam sie vor wie eine Blume im Treibhaus. Schließlich ließ ich sie dann im Kreise stehen. Ach, ich bin des Lebens überdrüssig, Mutter."
"Ach geh!" tadelte ihn die Mutter, "ich werde dir lieber selbst eine aussuchen. Sieh mal, das Mädchen dort! Es hat Augen wie schwarze Kirschen, und feuriger südländischer Wein scheint in ihren Adern zu fließen. Tanze mit ihr!"
Der Prinz ging und tanzte mit ihn Aber schon nach einer Weile kehrte er zurück.
"Nun, mein Sohn?"
"Ich liebe den südländischen Wein nicht, Mutter, und schon gar nicht das heiße Land, wo man auf glühendem Sand Stiere tötet. Ich sehne mich nach einem weißen, feuchtwarmen Lächeln, nach einer weißen Blüte, zart wie Schwanenfedern. "
“ Du bist geistesabwesend", sagte die Königin ungehalten. "Sieh dich nur gut um. Schönere Mädchen findest du auf der ganzen Welt nicht. Schau, diese dort würde selbst mir gefallen, wenn ich ein Prinz wäre. Sie hat blaue Augen und ist wie der wolkenlose blaue Himmel über dem milden grünfarbenen Meer. Und wie sie einherschreitet, wie eine Barke, die sich in der Nähe des Ufers auf den Wellen wiegt..."
"Ich gebe den Tiefen der Seen den Vorzug, Mutter", seufzte der Prinz. Doch er gehorchte.
"Nun, mein Sohn", fragte ihn die Königin, als er wieder zurückkehrte.
"Ein wolkenloser Himmel ist schrecklich eintönig, Mutter, und eine Barke am Ufer lässt sich nicht vergleichen mit einem Schiff mit weißen Segeln auf einem weiten blauen See. Mit Schwänen und weißen Segeln.”
Jetzt war die Königin wirklich schon recht verärgert.
"Zum letzten Mal sage ich dir, mein Sohn", herrschte sie ihn an, "denke an den Zweck des heutigen Festes! Wie kannst du nur so starrköpfig sein? Versuche es noch einmal. Diese dort scheint Quecksilber in den Adern zu haben. Mit ihr wirst du für eine Weile vergessen, dass du ein Prinz bist, und wirst dir vorkommen wie ein lustiger Bursche bei einem Dorffest!"
Der Prinz folgte nur ungern, aber gar bald kam er wieder zurück. "Nun, mein Sohn?"
"Mir schien, als habe die Schöne zwei Gesichter eines für das Fest, das zweite für daheim, wo sie zornig ihre Dienstmädchen in Atem hält. Ach, wie sie doch alle nicht den Schwänen gleichen, diese aufgeputzten Schönheiten, Mutter."
"Was hast du nur immer mit den Schwänen, mein Sohn?" fragte die Königin, etwas stutzig über seine Worte. Da unterbrach sie der Hofmeister und teilte ihr eine Neuigkeit mit.
“ Ein edler Gast ist im letzten Augenblick eingetroffen, Königin", und er verneigte sich so tief, als es seine Leibesfülle nur zuließ.
"Er ist auch aus einer unvorstellbaren Ferne gekommen, aus einem der ariganischen Reiche. Er heißt Baron Rotenbart und hat auch seine wunderschöne Tochter mitgebracht, in der die Hälfte des dortigen Königreiches vernarrt ist."

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