Camlan 6
(Die Ebene der Sechs Türme)
v. Uwe Vitz


Camlan sah vom Hügel aus, wie die Bullemänner den Befehlen des Riesen folgten. Was blieb ihnen auch anderers übrig? Zweifellos hätte der Riese Seelenlos sie alle vernichtet, wenn sie Widerstand geleistet hätten. Aber genauso zweifelos, würde der Riese Seelenlos noch viel Unheil , auf der Ebene der Sechs Türme, anrichten. Woher war dieses Ungeheuer nur gekommen? Nun war es noch wichtiger möglichst schnell von dieser Insel zu entkommen. Die Bullemänner waren schon schlimm genug gewesen, aber mit dem Riesen Seelenlos wollte Camlan nicht einen Augenblick länger auf einer Insel sein. Er hatte ja gesehen, was ihn blühte, wenn er dem Riesen unvorsichtigerweise vor die Füße lief. Obwohl dieser Riese auch Camlans Neugier weckte. Der Name war so seltsam, wie der ganze Riese. Der Riese Seelenlos, sicher hatte dieser Name etwas zu sagen. Aber Camlans Neugier war nicht so groß, dass er sich dem Ungeheuer genähert hätte. Er suchte den ganzen Tag vergeblich eine Möglichkeit von der Insel zu fliehen, dann am Abend sah er, wie zwei Bullemänner sich aus der Siedlung schlichen. Sie hatten ein Boot dabei und wollte damit heimlich von der Insel fliehen. Camlan lächelte. Neue Herren sorgen oft dafür, dass die Alten fliehen müssen. Diese Burschen waren seine Chance von der Insel zu entkommen. Furchtlos trat er ihnen in den Weg.
" Halt Freunde, ein Mann mehr zum Rudern oder Steuern könnte nicht schaden, was? "
" Du? ", fauchte einer der beiden Bullemänner und griff nach seinem Schwert.
" Oh zieh es nur. ", sagte Camlan freundlich. " Ein bisschen Kampflärm lockt bestimmt diesen netten Riesen an. "
Der Bullemann, ein dunkelhaariger, narbengesichtiger Typ spuckte aus.
" Der Seeteufel soll dich holen, Bastard. Aber gut, du kannst mitkommen. Doch wenn du uns Ärger machst. " Er machte eine eindeutige Geste zur Kehle hin. Camlan grinste. " Solange ihr nicht wieder versucht , mich an die Thulaner zu verkaufen.. "
" Keine Sorge. ", sagte sein Kamerad, der einen prächtigen schwarzen Vollbart trug. " Jetzt sind wir beide auch Flüchtlinge und dürfen uns von den Thulanern nicht erwischen lassen. Die Thulaner sind mit den Bullemännern verbündet. Dieses Bündnis wird auch mit dem Riesen Seelenlos als Herren der Bullemännr weiter bestehen. "
" Was ist eigentlich in der Festung geschehen? ", fragte Camlan.
Der bärtige Bullemann berichtete:

" Als der Riese Seelenlos unsere Siedlung betrat, gab es eine Panik. Einige Männer versuchten ihm mit Speeren aufzuhalten oder schossen Pfeile aus dem Hinterhalt ab. Aber sowohl Speere als auch Pfeile waren wirkungslos. Zum Glück beachtete er sie gar nicht. Er ging einfach weiter hinter uns her, bis zu unserer Festung. Wir dachten, die ganze Burg würde einstürzen, als er sie betrat. In der großen Halle, erwartete uns unser alter Oberbullemann, Bullard der Sechste. Er zog entschlossen sein Schwert als der steinerne Gigant die bebende Halle betrat.
" Ich bin der Riese Seelenlos. Ich bin der neue Herr. ", sagte der Riese mit seiner furchtbaren Stimme.
" Ich bin Bullard, der Sechste. Solange ich lebe, herrsche ich über Bullemanns´Land. ", sagte unser graubärtiger Anführer.
" Dann stirb. " , brüllte der Riese und tötete Bullard mit den verdammten Strahlen aus seinen Augen. Es war grauenvoll, Bullard zerfiel vor unseren Augen, bis nur noch seine Kleidung und Staub übrig war. Dann war da noch irgendeine komische leuchtende Wolke, die der Riese in sich aufsog. Aber bei Salemon, ich weiß nicht was das für ein Zeug war. "

" Oh nein. ", flüsterte Camlan. " Ich denke, ich weiß es jetzt. "
" Und was? ", fragte der Narbige gereizt.
" Dieses Leuchten, was es ist. Das sind die Seelen seiner Opfer, er verschlingt Seelen. ", meinte Camlan.
" Du bist verrückt. ", flüsterte der Bärtige. " Begreifst du denn nicht? ", fragte Camlan schaudernd. " Sein Name ist ` Seelenlos ´. Er hat keine eigene Seele. Wahrscheinlich muß er, um zu überleben, Seelen von anderen Wesen verschlingen. "
" Du bist verrückt. ", sagte der Bärtige wieder. Aber dann hatten es alle drei sehr eilig, mit dem kleinen Boot , von der Insel fort zu kommen.