Donnerstag, 3. Juni 2010

Würfelwelt 83

Die Bekehrten
(Commarvahn)
v. Uwe Gehrke
(würfelweltmäßig bearbeitet von Uwe Vitz)

„ Der Herr! Der Herr!“ Der Schrei des Dieners, den man am Hafen stationiert hatte, war zwar schon seit Tagen erwartet worden, doch Niha ärgerte sich, dass es ausgerechnet sie sein sollte, die ihn begrüßen musste, Die Frauen im Haushalt des Creagan lösten sich nämlich in der Wache an der Tür ab. Nicht das sie etwas vor dem Herren verbergen wollte, doch der Herr hatte merkwürdige Gewohnheiten, wenn er in jeder Form ausgehungert von der Reise wiederkam.
Die Unangenehmste bestand daran gleich nach Betreten des Hauses, die dort wartende Frau oder Konkubine zu nehmen. Jede der Frauen hasste diesen Augenblick, den ausgetrockneten Schweiß den Dreck und die Geilheit, die dabei hervortraten. Deshalb hatten die Frauen auch die Reihenfolge ausgewürfelt und Niha hatte eben Pech gehabt. Doch dieser Tag sollte anders werden, denn diesmal wurde keine Tür aufgestoßen und es war auch kein lauter Begeisterungsschrei zu hören. Niha war sich nicht einmal sicher, dass die Person, die jetzt vor ihr stand, tatsächlich Creagan war. Der Bart war verschwunden, die Züge waren härter geworden und auch die farbige Kleidung des Händlers war einem nüchternen Weiß gewichen. Niha erkannte plötzlich etwas Kaltes und Fremdes in seinem Gesicht, etwas was sie bisher nicht von ihm gesehen hatte. Doch seine barsche Stimme unterbrach alle weiteren Gedanken.
„ Kannst du dich nicht angemessen bekleiden wie andere Frauen auch? „
Sie glaubte nicht richtig gehört zu haben und wich vorsichtig zurück.
„ Aber Ihr habt dieses Kleid immer geliebt, Herr.“
„ Das mag früher gewesen sein. Ruf sofort den Haushalt zusammen.“
Der Befehl war eindeutig Innerhalb weniger Momente drängen sich im Innenhof des Hauses die Angehörigen, Diener und Sklaven. Kaum jemand der nicht von dem geänderten Verhalten des Herren überrascht war. Dieser schien alles mit Missfallen zu betrachten.
„ Ich bemerke, dass sich nicht alle mit mir freuen. Doch ist mir auf meinen Reisen klar geworden, dass unsere Ebene Commarvahn sich ändern muss und da ich nicht ein hohes Amt bekleide, habe ich beschlossen mit mir und den Meinen zu beginnen. Ich habe das Auftreten meiner wilden Vorfahren abgelegt mich zu der neuen Kraft der Ordnung bekannt Ich erwarte von allen, dass sie mich dabei unterstützen.“

Doch war jetzt kam war nicht Ordnung sondern Trübsinn. Alle prächtigen Gewänder wurden eingesammelt, die kunstvollen Vasen zerschlagen und die Wandmalereien übertüncht. Täglich morgens versammelte Creagan den ganzen Haushalt um Predigten zu halten. Dazu kam, dass Creagan begann seine Frauen zu meiden. Doch auch die Liebschaften innerhalb des Personals unterdrückte er mit harter Hand. Wer es trotzdem versuchte, wurde in noch härtere Sklaverei verkauft. Doch scheinbar war Creagan nicht der einzige, der von dem plötzlichen Wunsch nach Ordnung besessen war. Sklaven( die einzigen Personen, die unkontrolliert das Haus verlassen durften) berichteten, dass weitere Bürger ihr Verhalten geändert hatten. Ausgangspunkt waren scheinbar Gerüchte, über die „Gute Macht“ welche auf die Ebene Commarvahn gekommen war, auch hier für Glück und Frieden zu sorgen, wie sie es angeblich auch schon auf den anderen Ebenen der Würfelwelt getan hatte. Creagan war der größte Prediger der „Guten Macht“. Er schien nun auch im Rat der Stadt das Wort zu führen. Da er seine Reden im Haus probierte bekamen Niha und die anderen Frauen mit, wie er immer wieder das Heil der Ordnung predigte und dass nur wahrhaft erleuchtete
Menschen das Glück der „Guten Macht“ finden würden.
Aber je mehr sich die Stadtoberen ihm und den Eiferern zuwandten um so mehr junge und arme Menschen suchten nach Lücken um sie zu übertreten. Creagan tobte. Bei einer Versammlung in seinem Haus rief er seine Anhänger dazu auf zu handeln.
„ Niemals mehr dürfen solche Geschichten passieren, dass sich Paare in aller Öffentlichkeit küssen!“
„ Aber was willst du tun?“ warf einer seiner Anhänger ein. „ Es gibt kein Gesetz, das es verbietet.“
„ Es gibt andere Möglichkeiten!“ verkündete Creagan.

Seit diesen Tag begannen Bürgertruppen die Stadt zu durchziehen und Jagd auf Leute zu machen, die sich gegen die Regeln des Creagan stellte. Creagan war selbst bei diesen Truppen und heizte sie noch mehr an. Bald gab es die ersten Toten.
„ Jeder Sünder, der von einem Bekehrten getötet wird, stärkt die Gute Macht. Wenn ihr nicht sicher seid Freunde, ob jemand ein Sünder ist oder nicht, zögert nicht die Person zu erschlagen, ein Unschuldiger stirbt freudig für das Gute und ein Sünder hat sein Leben sowieso verwirkt. Je mehr ihr tötet, desto größer das Heil, welches folgen wird.“ predigte Creagan.

Doch noch gab es Menschen, die versuchten die Ordnung aufrecht zu erhalten. Auf ihren Druck hin rief der Rat der Stadt die Löwenritter des Rates der Regenten in die Stadt. Niha war erleichtert als sie das hörte.
Doch in dieser Nacht ließ sie der Herr kommen. Als sie sein Schlafgemach betrat, sah sie wie er die Teile einer Rüstung putzte. „ Schau sie dir an, meine Schöne. In wenigen Stunden werde ich mein Werk vollenden.“
„ Aber die Löwenritter?“
„ Die Löwenritter sind nur wenige. Morgen früh, wenn sie sich beim Rat der Stadt melden, stehen wir bereit um über sie her zu fallen.“
Es war entsetzlich und Niha schüttelte Kopf. Als Antwort packte sie Creagan.
„ Bist du etwa eine von denen die Mitleid mit diesen Gottlosen haben?“ Der erste Schlag traf sie ins Gesicht. „ Ich habe dich nicht rufen lassen, um mit dir über Politik zu sprechen.“
Damit zog er sie an sich. Sie wehrte sich und im Gegenzug tat Creagan ihr das an, was ein Diener des Guten nicht machen sollte. Sie war kaum bei Besinnung als er aufstand und die Rüstung anlegte. Ohne sich um die Frau zu kümmern, verließ er das Gemach. Erst Stunden später erwachte Niha von schrecklichem Lärm. Sie wankte durch die Räume des Hauses und sah, dass die Diener alle Tore abgeriegelt hatten. Das Geräusch einer tobenden Masse zog am Haus vorbei und irgendwo hörte sie viele Stimmen nach Creagan rufen. Erst als ihr Gemach erreichte ging sie auf die Knie. Sie wusste nicht welche Götter sie ansprechen sollte. Auf jeden Fall betete sie um den Sieg der Feinde von Creagan.

Doch am Abend hörte man laute Trommeln vor der Tür und im Schein vieler Fackeln wurde von einer begeisterten Menge Creagan ins Haus getragen. Niha sollte den Anblick nie vergessen. Blutverschmiert ( aber offensichtlich nicht von seinem eigenen Blut) schwenkte er in der einen Hand das Löwenschild eines Ritters, in der anderen Hand hielt er ein Schwert auf dessen Spitze ein Kopf steckte. Dessen Inhaber war früher Ratsherr gewesen. Niha fiel in Ohnmacht und wurde unbemerkt in ihre Gemächer zurück gebracht.
Seit diesen Tag nannte sich Creagan König der Stadt. Da er die Ritter besiegt hatte (was nicht schwierig war, eine Versammlung von Reitern vor dem Ratsgebäude von den umliegenden Dächern mit Pfeilen und Steinen zu ermorden war keine militärische Glanztat) wagte niemand in der Stadt mehr sich zu widersetzen.

Die nächsten Monate waren vom Schrecken beherrscht. Creagan und seine Anhänger richteten täglich „Sünder“ in der Stadt hin. Gleichzeitig jedoch weitete König Creagan seine Macht aus. Die Anhänger Creagans besetzten andere Städte, täglich wurde er mächtiger.
Überall wo Creagan herrschte begannen Hinrichtungen von „Sündern“ im Namen der „Guten Macht“.
Eines Tages bemerkte Niha das sie schwanger war. Kaum war dies bekannt, wurde sie eilends ins Haupthaus gebracht. Creagan schien wieder zufrieden mit ihr zu sein. „ Ein neuer Kämpfer für das Gute wird das Licht der beiden Sonnen der Würfelwelt erblicken. Wann wird es soweit sein?“
„ In vier Monaten.“
„ Dann wird alles abgeschlossen sein.“
Diese merkwürdige Aussage verstand Niha als sie merkte, dass sich innerhalb von Creagans Anhängerschaft Risse zeigten. Nicht jedem gefielen die Hinrichtungen, doch die Zahl der Spitzel stieg jeden Tag an. „ Er hat den Rat der Regenten besiegt, überall im Reich haben sich Creagans Anhänger erhoben und die Löwenritter erschlagen, wo sie sie fanden. Jetzt wird er bald alle Städte der Caaniten beherrschen, dann beginnt der große Eroberungsfeldzug der „ Guten Macht“.“ berichtete eine der Frauen, die in Creagans besonderer Gunst stand.
Niha begriff, dass Creagan zur Gefahr für alle Völker Commarvahns geworden war.
Bis sie sich zu dem Entschluss durchrang dauerte es noch einige Zeit.
Eines Tages schüttelte sie eine Übelkeit bewirkende Mischung in das Essen der Frauen. Es kam zu der gewünschten Wirkung, die meisten der Frauen waren nicht in der Lage das Lager mit dem Herrn zu teilen. Somit wurde sie in dieser Nacht gerufen. Creagan hatte sich noch mehr verändert. Fast schien es, er wäre jemand fremdes, der Körper mochte der gleiche sein, aber die Art sich zu bewegen, wie er sprach, alles war anders, ja fremdartig.
„ Du musst dir keine Sorgen machen, unser Sohn wird nicht geschädigt werden. Mein Samen zeugt stabile Kinder, welche viel ertragen können. Sehr viel sogar.“
„ Das freut mich, Herr.“
Er griff nach dem Weinkrug, den sie mitgebracht hatte. Sein Schluck war schnell, dann stellte er den Krug mit einem kalten Lächeln fort.
„ Ein tödliches Gift, nicht wahr? Tödlich für menschliche Kreaturen!“
Niha stöhnte entsetzt auf und wich zurück.
„ Wer seid Ihr, was seid ihr?“
„ Creagan war nur ein Wurm, ich löschte ihm aus und nahm seine Gestalt an, um mein Werk zu vollenden. Dies muss dich nicht mehr kümmern, du wirst nur noch leben, bis mein erster Sohn auf dieser Ebene geboren wird. Bis dahin wirst du lernen, wie viel Schmerz dein Körper ertragen kann.“
Dann zerrte er Niha zu sich und der „ Unterricht“ begann.

Ende

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