Die Höhle des Glücks
von Daniel von Euw
(Die Ebene der Sechs Türme)
Es gibt eine Legende die im Südosten der Ebene der Sechs Türme fast jedem bekannt ist. Ob Greis, ob Kind kaum einer kann sich ihrem Zauber entziehen. Doch kommen wir nun zu der Legende - der Legende um die Höhle des Glücks.
Seit uralten Zeiten tauchte diese in den Mythen der Bevölkerung Sahuria’s immer wieder auf. Es hieß wer immer die Höhle, die tief in der Wüste der Djinns liegen soll, beträte würde Reichtum, Ansehen, Gesundheit und Glück finden. Viele hatten schon versucht sie zu aufzuspüren - Händler, Abenteurer, Fürsten und Bettler. Keiner von ihnen wurde jedoch jemals wieder gesehen.
Er war schon lange unterwegs. Tage oder sogar Wochen - er wußte es nicht mehr. Die Sonne brannte heiß in der einsamen Wüste und dabei war die zweite noch nicht einmal aufgegangen. Er war verzweifelt und wünschte er hätte sich nie auf die Suche gemacht - auf die Suche nach einer Höhle die sicher nur eine Legende war. Als er den letzten Schluck Wasser aus seinem Schlauch trank dachte er an seine Familie und seine Freunde die ihn sicher niemals wiedersehen würden - in dieser Gegend lebte kein Mensch, gab es kein Wasser und auch sein Essensvorrat ging zu Ende. Längst hatte er den Punkt erreicht, an dem eine Umkehr sinnlos geworden war. Vor ihm erstreckte sich die endlose Weite der Wüste. Während er mit gesengtem Haupt seinen Weg fortsetzte, erinnerte er sich daran, wie alles begonnen hatte.
Er wohnte in dem kleinen Dorf Armentrutz in dem Kalifenreich Zarany, dem östlichsten Reich von Sahuria. Dieses lag am Rand der großen Wüste der Djinns, einer der geheimnisvollen und tödlichsten Regionen auf der Ebene der 6 Türmen. Es hieß wer die Wüste einmal betreten hätte käme nicht mehr lebend zurück - wenn ihm die Strapazen in der Wüste nicht zum Verhängnis würden, würde er von den Djinns in den Tod geführt.
In seinem Dorf wurde er von allen nur Tollpatsch genannt - seinen richtigen Name wußte keiner. Man fand ihn als Baby in einer Gewitternacht auf dem Dorfplatz. Er wurde von einer Familie zur nächsten gegeben ohne ein Heim zu finden. Niemand machte sich die Mühe ihm etwas bei zubringen da sein Verstand langsam und er mit zwei linken Händen zur Welt gekommen war. Umso erstaunlicher ist es das er bei den Kindern des Dorfes sehr beliebt war. Sie erkannten schnell den aufrichtigen und treuen Kameraden in ihm. So vergingen die Jahre er wuchs heran, verliebte sich und heiratete. Obwohl sie in ärmlichen Verhältnissen lebten da er für keine richtige Arbeit zu gebrauchen war, waren sie nichts desto trotz glücklich. Seine Spielkameraden die mittlerweile alle verheiratet waren und es im Dorf zu etwas gebracht hatten vergaßen ihre Freundschaft zu ihm nicht, gaben ihm hin und wieder etwas zu tun und halfen dem Paar aus mancher Not. Dann eines Tages war es soweit - seine Frau war schwanger. Er war glücklich wie nie und feierte mit seinen Freunden drei Tage lang. Doch je mehr die Schwangerschaft fortschritt desto öfters schlichen sich trübe Gedanken in seinen einfachen Verstand. Er dachte an all die Sachen die sein Sohn entbehren würde. Ihm selbst machte es nicht soviel aus und auch seine Frau war zufrieden mit ihrem Leben. Aber sein Sohn - ja Sohn, das er eine Tochter bekommen könnte kam ihm gar nicht in den Sinn, sollte es besser haben. Dieser Gedanke setzte sich in seinem Hirn fest und hielt ihn lange Nächte wach während er über eine Lösung grübelte. Da erinnerte er sich an seine Kindheit: An die Legende über die Höhle des Glücks einer Höhle tief in der großen Wüste. Viele waren aufgebrochen sie zu finden, niemand kam jedoch zurück. Reichtum, Ansehen, Gesundheit und Glück versprach sie demjenigen der sie reinen Herzens suchen würde. Nur er würde sie finden - alle andern wären dem Tode geweiht. Ihm selbst lag nicht soviel an Ansehen und Reichtum. Gesund und glücklich war er schon - kein Wunder bei dieser Frau. Aber da dachte er wieder an seinen Sohn, das er es besser haben sollte und seine Frau - ja auch sie hatte etwas Wohlstand verdient. So entschloß er sich auf die Suche nach der Höhle zu machen. Seine Frau und seine Freunde versuchten ihn davon abzuhalten. Sie sagten: „Du läufst in dein Unglück“, „Keiner hat es je geschafft“, „Wir schaffen es auch so“. Sein ältester Freund warnte: „Die Höhle ist vermutlich nur eine Legende und falls es sie dennoch gibt wirst du sie nicht lebend erreichen. Die Entbehrungen der Wüste und die Djinns sind deine Todfeinde.“
Sie hatten recht gehabt dachte Tollpatsch. Doch er hatte ja nicht auf ihre Warnungen hören wollen. Nach einem tränenreichen Abschied war er aufgebrochen mit dem festen Vorsatz die Höhle zu finden. Und was hatte er davon. Je weiter er in den nächsten Tagen in die Wüste eindrang desto heißer wurde es. Langsam wurde ihm klar warum man die Wüste auch die Wüste des Teufels nannte. Er war am Rande der Erschöpfung - Wasser hatte er schon, wie es ihm vorkam, seit Tagen nicht mehr, sein Essensvorrat war auch aufgebraucht und die Hitze lähmte seine Glieder. Der Abend brach schon herein und er war sicher, daß er die Nacht nicht überleben würde. Da entdeckte er in einer Düne einen Felsen der von dem Wind freigelegt worden war. Mit letzter Kraft taumelte er auf ihn zu und entdeckte eine enge Spalte in ihm. Als er sich hinein zwängte erkannte er, daß er sich in einer großen Höhle befand. Durch den engen Eingang sickerte das letzte verbliebene Tageslicht, so das er gerade noch einen feinen Nebel in Bodennähe erkennen konnte. Er stutze - wie kam ein Nebel in eine Höhle in einer Wüste - war er und die Höhle eine Illusion, oder sollte es sich etwa um die .... Total erschöpft brach er zusammen und seine Gedanken verschwammen. Er lag ausgestreckt auf dem Höhlenboden fast ganz vom Nebel bedeckt.
60 Jahre später. In einer gemütlich eingerichtete Hafenkneipe saß ein alter Mann vor einem Kamin in dem ein munteres Feuer brannte. Er erzählte seiner Zuhörerschaft eine Geschichte, eine wahre Geschichte wie er betonte.
„Ich war im besten Alter so etwa Mitte 20, als ich in einem Wald auf Bra-Ö, der westlichsten Insel der Thun-Isles spazieren ging - einem Wald der als der Wald der Namenlosen bekannt ist. Man sagt, in ihm würden seit Urzeiten immer mal wieder Leute ohne Gedächtnis auf gelesen, die niemand vorher je gesehen hätte. Als ich nun in Gedanken versunken durch den Wald schlenderte und mich über diese Legende belustigte, hörte ich plötzlich ein entferntes Stöhnen. Ich folgte ihm mit einem etwas seltsamen Gefühl im Magen und stieß auf einen jungen Mann in meinem Alter der sich gerade vom Waldboden erhob. Er schaute sich verwirrt und unsicher um. Als er mich erblickte zuckte er leicht zusammen. Und ob ihr es mir glaubt oder nicht, er wußte weder wo er war noch wo er herkam oder wer er war. Ich begleitete ihn ins Dorf, in dem er eine Zeit blieb bevor er aufbrach um sein Glück in der Ferne zu finden. Ihr meint hier endet die Geschichte? Weit gefehlt! Ihr kennt doch meinen guten Freund, den besten Goldschmied in der Stadt. Ja, ja - der alte Tepesch genau der. Ob ihr es mir glaubt oder nicht - als ich vor etwa 20 Jahren in diese Stadt kam, traf ich ihn wieder den jungen Mann von damals - er war zu einem der angesehensten Bürger der Stadt geworden, hatte die bezaubernde Tochter des Bürgermeisters geheiratet mit der er bis heute glücklich zusammen lebt. Und was vielleicht das seltsamste ist: Er war noch nie bei einem Arzt. Ihr denkt das ist nur Zufall, warum mache ich so einen Wirbel darum? Nun das kann ich Euch sagen - es liegt an der Legende über den Wald der Namenlosen: in ihr heißt es nämlich das alle Leute die in ihm gefunden wurden, in der Ferne ihr Glück gemacht hätten, sie hätten es zu Reichtum, Ansehen, Gesundheit und Glück gebracht.
Und so war der alte Ulvang dafür verantwortlich, daß die Legende über den Wald der Namenlosen fast auf alle Inseln der Ebene Isbrytt’Arhe verbreitet wurde.
Ende
c. by Daniel von Euw
Niemals wurde er wiedergesehen. Noch lange nach seinem Verschwinden rätselten die Menschen in der Umgebung was mit ihm passiert sei. Sie erfuhren es nie und so wurde er zum Teil der Legende - der Legende der Höhle des Glücks.
Ende des 1. Teils
c. by Daniel von Euw
Uwe Vitz - 5. Feb, 04:10
(Die Ebene der Sechs Türme)
Der Gärtner und die Liebenden
von Uwe Vitz
Die Hauptstadt des Kalifenreich von Zarany ist Zaran, die Stadt der Träume. Viele Geschichten erzählt man sich über Zaran. Einige berichten auch über den Park von Zaran, den man auch den ` Garten der Verliebten ´ nennt, denn in ihm treffen sich heimlich die Liebespaare von Zaran.
Dort trafen sich eines Nachts auch die schöne Sahja, die Tochter des fünften Wesirs und der nette Bajan, der Sohn des Bäckers. Aber da die Liebe zwischen der Tochter des fünften Wesirs und dem Sohn eines Bäckers im Kalifenreich niemals geduldet würde, hatte Sahja eine kleine Flasche mit tödlichen Gift dabei. Die Liebenden wollten sterben, damit sie niemand mehr trennen könne.
“ Oh Sahja, ewig wird unser Glück dauern. “flüsterte Bajan.
“ Oh Bajan, unser Glück muß ewig dauern. “ hauchte Sahja.
Mit zitternden Fingern öffnete Sahja die Flasche.
“ Was macht ihr Kinder hier, zu so später Stunde? “, fragte da eine barsche Stimme.
Beide fuhren erschrocken herum. Ein grauhaariger, bärtiger, alter Mann in schmutzigen Gewändern stand vor ihnen, beide hatten sie ihn nicht bemerkt.
“ Wer bist du? “ fragte Bajan erschrocken.
“ Ich bin der Gärtner, der für diesen Park verantwortlich ist. Also was wollt ihr hier? “
“ Für unsere Liebe sterben. “
“ Ach die Jugend. “ seufzte der Gärtner. “ Sie hat ihr ganzes Leben noch vor sich und wirft es doch so oft einfach achtlos fort. “
“ Willst du versuchen uns mit Gewalt aufzuhalten? “, fragte Bajan herausfordernd.
“ Blödsinn. “, antwortete der Gärtner. “ Man kann niemanden mit Gewalt zwingen zu leben, aber ich kann euch etwas vom Leben und der Liebe erzählen. “
“ Was weiß so ein Gärtner schon vom Leben? “
“ Ein Gärtner sieht das Leben wachsen, sieht es gedeihen und sterben. Oh ein Gärtner weiß mehr über das Leben als viele Gelehrte. “
“ Dann erzähle es uns. “
“ Gut, ich will beginnen. So hört die Legende. “
“ Der stolze Krieger und die Liebe
Im ganzen Kalifenreich gab es niemanden, der es mit Harkim dem stolzen Krieger aufnehmen konnte. Niemand warf den Speer so weit wie er. Keiner war so geschickt mit dem Schwert und er war gewiß auch der Mutigste. Dieser Held hatte natürlich die schönste Frau, die wunderschöne Talah. Bald schon war sie die stolze Mutter einer gesunden Tochter. Harkim war als wahrer Held pausenlos unterwegs um Abenteuer zu bestehen. Er war der größte Held seiner Zeit. Immer zur Stelle wenn es darum ging die Gläubigen Ra´s´vor heidnischen Barbaren zu schützen. Dabei bekam er es oft genug auch mit dunklen Magiern, Dämonen, Drachen und Hexen zu tun. Doch Harkim blieb immer Sieger. Aber eines Tages verschwanden seine Frau und seine Tochter spurlos. Ruhelos suchte Harkim sie überall auf dieser Ebene. Er reiste durch die damals wilden Länder Westanias, er wagte sich bis in das Reich der Drachen in Mongia. Wanderte durch Ramala und Zaranda. Nirgends gab es eine Spur von den beiden. So kehrte er nach Sahuria zurück und ritt zur Festung der Hexenkönigin Lylath, seiner schlimmsten Feindin.
` Lylath gib mir meine Liebsten ´ schrie er und schwang seinen Säbel drohend.
Lylath jedoch blickte aus ihrer Festung heraus und antwortete spöttisch: ` Wie soll ich dir geben, was du immer hattest und immer haben wirst? ´
` Was meinst du Hexenkönigin? ´
` Reiße dein Haus ein, tapferer Recke und siehe mutig die Wahrheit. Möge dir dein Gott Ra bei stehen ´, rief Lylath dann verschloß sie das Fenster wieder. So ritt Harkim zurück nach Zaran um sein Haus einzureißen, wie die Hexenkönigin es gesagt hatte. Hinter einer neuen Wand im Keller, fand er seine Frau und seine Tochter, so wie auch seine Erinnerung wieder. Zalah hatte sich einsam gefühlt, in all den Jahren. So hatte sie ihm gebeten in eine Scheidung ein zu willigen, da sie sich einen neuen Liebsten suchen wollte. Rasend vor Zorn hatte er sie und seine Tochter getötet und die Leichen hinter der Wand verborgen. Die Tat war so furchtbar, daß er die Erinnerung verdrängen mußte, um seinen Verstand zu retten. Jetzt jedoch kam mit der Erinnerung auch der Wahnsinn herbei. Harkim war bis zu seiner Hinrichtung als Mörder, nur noch ein schreiender und heulender Wahnsinniger. .”
“ Was für eine furchtbare Geschichte. “; sagte Sahja erschrocken.
“ Harkim glaubte, er könne mit Hilfe des Todes die Liebe unsterblich machen. Es war ein großer Irrtum. “, meinte der Gärtner leise.
“ Wir sind beide damit einverstanden zu sterben. “, erklärte Bajan entschlossen.
“ So seid ihr beide wahnsinnig. “, erwiderte der Gärtner. “ Ach ihr habt nichts aus der Geschichte gelernt. Begreift doch Kinder, das Leben ist zu kostbar um es fort zu werfen, man muß jede Sekunde davon behandeln, wie einen kostbaren Schatz. Ich will euch eine andere Geschichte erzählen, damit ihr begreift. “
“ Der Schatzsucher und der Kostbarste aller Schätze
Man nannte ihm nur Gräber-Yush. Sein wahrer Name war Yushua. Aber er trug den Spitznamen wie einen Ehrentitel. Wenn es irgendein Geheimnis zu lüften gab, war Gräber-Yush der richtige Mann. Er legte sich sogar öfters mit Sindbad dem Seeräuber an und überlebte dies sogar. Yushua kletterte in alter Gräber, kämpfte mit Piraten, Schurken und Magiern und vieles was wir heute über die Alten Völker wissen, verdanken wir ihn. Aber er fand doch nirgendwo Ruhe und Frieden. Bis er auf der Suche nach einem legendären Schwert, das geheime Grab eines alten Kriegers fand. Als er jedoch nach den Schwert griff, erschien ihm der Geist des alten Kriegers. Aber Yushua war ein furchtloser Mann und sagte: ` Sei gegrüßt Geist, ich will dein Schwert nicht aus Habgier sondern aus Neugier, denn nur durch die Reste der Vergangenheit, können wir lernen und so eine bessere Zukunft gewinnen.´
` Ach wozu willst du lernen? ´, fragte der Geist. ` Du lebst doch nur in der Vergangenheit.
Sag mir Gräber-Yush, wann hast du dich zum letzten mal um deine Familie gekümmert? Weißt du überhaupt wie alt dein Sohn ist? ´
` Ich führe das Leben eines Entdeckers, da bleibt eben keine Zeit für so etwas.´
` Dinge um die man sich nicht kümmert, verliert man am Ende. Mir ging es so und deshalb nahm ich mir selbst das Leben. ´, berichtete der Geist und verschwand wieder. Zurück blieb Yushua, dem das legendäre Schwert auf einmal gar nicht mehr so wertvoll schien. “
“ Und hat er sich geändert? “, fragte Sahja. “ Weshalb willst du das wissen, hast du denn selbst etwas aus der Geschichte gelernt? “ , erwiderte der Gärtner. “ Uns kannst du nicht mit diesen Mann vergleichen. “, rief Bajan erzürnt. “ Wir handeln doch nur aus Liebe, wir leben und sterben für sie. “ “ Liebe ist wunderschön wenn man für sie lebt, doch verschwendet, wenn Narren ihretwegen sterben. “, meinte der Gärtner. “ Vielleicht lehrt euch dies endlich die folgende Geschichte. “
“ Der Dieb und die Hexe
Ich habe euch bereits von Lylath der Hexenkönigin erzählt, sie war die große Gegenspielerin des Helden Harkim. Sie war keine böse Frau, aber sie hielt den alten Göttern die Treue und versuchte die Ausbreitung des Glaubens an Ra als einzigen Gott zu behindern. Sie kannte viele Geheimnisse aus alten Zeiten. Zu viele vielleicht, deswegen wollte sie wohl die neuen Zeiten verhindern. Immer wieder kämpfte sie deshalb mit Harkim, doch es ist auch überliefert, daß sich die beiden bei jeden Treffen mit gegenseitiger Achtung behandelten. In ihrer Festung hatte Lylath viele Schätze zusammen getragen, zu Ehren der alten Götter. Nun lebte damals auch Makahr, der zu seiner Zeit der Größte unter den Dieben war. Markahr beschloß in die Festung einzudringen und einige der wertvollen Schätze zu stehlen. Aber natürlich überraschte ihn Lylath und nahm den Dieb mit ihren magischen Kräften gefangen. Nach einer Nacht in ihrem Kerker ließ die Hexenkönigin Markahr wieder frei. Doch es war schon zu spät.
“ O Hexenkönigin, seit dem ich dich gesehen habe liebe ich dich. Laß mich bei dir bleiben. “ sprach der Dieb. “ Da du meine Schätze nicht stehlen konntest willst du jetzt mein Herz stehlen, hältst du mich für so dumm? “ sagte die Hexenkönigin.
“ Ich liebe dich wirklich! “ rief der Dieb und versuchte es fort an immer wieder zu beweisen. Er raubte Schätze, nur um sie ihr zu schenken. Markahr kämpfte mit Harkim und wurde dabei natürlich furchtbar verprügelt. Der unglückliche Dieb versuchte sogar einen Drachen zu bestehlen, was bekanntlich sicherer Selbstmord ist. Und als sie sein Flehen immer noch nicht erhörte, da tötete der arme Markahr sich selbst, aus Liebe zu ihr. Ob Lylath eine Träne für ihren unglücklichen Verehrer vergos ? Oder war er ihr wirklich immer gleichgültig? Können Hexen die Liebe beherrschen oder werden sie von der Liebe beherrscht? Beherrschen wir die Liebe? “
“ Niemand beherrscht die Liebe. “, antwortete Bajan nachdenklich. “ Dieser Dieb war ein Narr. Wie kann man nur eine Hexe lieben? “
“ Er war ein Liebender und wie alle Liebenden, ein Narr. “, sagte der Gärtner sanft. “ Aber nur für die Lebenden hat die Liebe wirklich Sinn. Darum müssen die Lebenden die Liebe suchen und nicht den Tod. Laßt mich euch noch eine Geschichte erzählen. “
“ Die Priesterin und der Söldner
Wie ihr wißt ist Rahyzar die Hauptstadt des Reiches Rah. Die Legende berrichtet, daß Ra einst einen Stern vom Himmel holte um diese Stadt zu erschaffen. Rahyzar hat die Form eines sechseckigen Sterns und an jeder Ecke befindet sich ein Turm in einer anderen Farbe. Diese sechs den Rahiten heiligen Farben sind Schwarz, Weiß, Rot, Grün, Blau und Gelb. Nun haben die grünen Rahiten eine Hohe Priesterin welche ihnen die Lehren Salemons verkündet. Jede Farbe hat ihre eigenen Anhänger und ihren eigenen Hohe Priester. Eines Tages ritt ein Söldner nach Rahyzar. Er war ein Abenteurer, ein heimatloser Raufbold, welcher ruhelos über die Ebene der Sechs Türme reiste. Immer auf der Suche nach neuen Abenteuern oder auf der Flucht vor Kopfgeldjägern, welche ihn wegen irgendwelcher Verbrechen suchten. Dieser Mann entschied sich nun sich einen der Kulte der Rahiten anzuschließen. Vielleicht um einen Verfolger abzuschütteln. Aber vielleicht auch um endlich etwas Ruhe zu finden. Der Söldner schloß sich den grünen Rahiten an. Er hörte die Predigt der Hohe Priesterin und sie gefiel ihn. Bald hörte er jede ihrer Predigten und auch ihr fiel der Mann mit den glühenden Augen unter den Gläubigen auf. Endlich wagte er es sie zu besuchen.
` Hohe Priesterin, ich bin ein Mann der viele Abenteuer schon bestanden hat, ich kenne das Leben und war schon überall auf dieser Ebene. Laß dein Amt Amt sein und folge mir. Ich liebe dich und kann ohne dich nicht mehr leben und ich spüre an der Art wie du mich ansiehst, du erwiderst meine Gefühle. ´
` Ich bin die Hohe Priesterin der grünen Rahiten. Niemals darf ich meine Pflicht vergessen, gehe oder ich rufe die Wachen.´
` Rufe die Wachen nicht, denn sie würden mich nur fort zerren und nicht töten, nimm meinen Dolch und entscheide, folge mir oder töte mich. ´, sagte der Söldner entschlossen und gab ihr seinen großen Dolch. Natürlich tötete sie ihn dann. “
“ Was war das für eine Liebesgeschichte? “, fragte Bajan empört. “ Natürlich tötete sie ihn, wie grausam! “
“ Ach Junge. “, sagte der Gärtner. “ Er wollte Liebe oder den Tod. Wenn er ihr mehr Zeit gegeben hätte, sich mehr um ihre Liebe bemüht hätte, vielleicht wäre sie ihn dann gefolgt. Aber er wollte alles sofort. Er war zu ungeduldig. So zwang er sie dazu mit dem Dolch zu zu stoßen. Genau wie ihr. Anstatt um eure Liebe und euer Leben zu kämpfen, werft ihr euer Leben lieber fort. “
Da schüttete Sahja das Gift fort und nahm Bajan an die Hand. Beide sahen sich an und als sie sich umblickten war der Gärtner fort. Beide gingen zusammen aus dem Park und flohen einige Tage später gemeinsam aus dem Kalifenreich. Manche behaupten, in dem Park würde es spuken und der Geist des ersten Gärtner würde noch immer nachts im Park nach dem Rechten sehen. Doch andere sagen, es ist nur ein besonders dreister Bettler, der nachts manchmal in die Rolle des alten Gärtners schlüpft. Wer weiß?
Ende
Uwe Vitz - 5. Feb, 04:09
Das Auge der Schlange
( Die Ebene der sechs Türme)
von Uwe Vitz
“ Welch ein törichter Befehl. „ sagte Ibran missmutig.
Sein Begleiter blickte ihn ärgerlich an.
“ Kein Befehl des Großwesirs ist töricht. „
“ Welchen Sinn soll darin liegen, hier in der Wüste einen Edelstein hinzulegen
und zu warten, ob nicht ein geheimnisvoller Einäugiger erscheint,
der den kostbarsten Diamanten an sich nimmt,
den man in Sahuria je gefunden hat? „
Alim nickte.
“ Wahrlich, mein Freund, auf den ersten Blick hast du recht,
aber wir sind Soldaten des Kalifen, unsere ersten Pflichten sind Gehorsam und Treue. „
“Ach was. „brummte Ibran.
“Bei so einem kostbaren Edelstein kommt bestimmt irgendein einäugiger Gauner und stiehlt ihn.
Am liebsten würde ich es selbst tun. „
“ Bringe dich nicht um Kopf und Kragen. „ mahnte Alim besorgt.
“ Mit so einem Diamanten könnte man überall auf der Ebene leben.
Ich könnte als reicher Mann nach Zaranda gehen. „
“ Ich sehe die Habgier hat deinen Verstand benebelt.
Um dich vor dir selbst zu schützen
, werde ich dir die unheimliche Geschichte dieses Diamanten erzählen,
denn man das ` Auge der Schlange´ nennt. „, sprach Alim.
„ Das Auge der Schlange? Dieser Stein hat eine Geschichte? „
„ Höre seine Geschichte und lasse sie dir eine Warnung sein.
Habgier führt oft ins Verderben."
" Wie du dich vielleicht erinnerst, oh Ibran,
griffen vor einem Jahr die Schwertländer das Sultanat von Baranya an.
Sie kamen mit einer riesigen Galeere über die Ostsee.
Das Schiff hatte als Galionsfigur einen Totenschädel mit zwei gekreuzten Händen,
dies ist das Symbol der Bruderschaft der Blutigen Hände.
Du hast wohl noch keinen Angriff der Schwertländer mitgekommen, Ibran?
Glaube mir, bei Ra, das ist so furchtbar, dass man es niemals vergessen kann.
Ihre Raubgaleeren sind vier Stockwerke hoch
und eher schwimmende Festungen als Schiffe,
dazu aber schnell Seeschlangen.
Hunderte von kleinen Kampfbooten fahren neben den großen Galeeren her,
um rasch feindliche Schiffe zu entern oder an der Küste zu landen.
Über den Galeeren schweben immer mehrere Piratenmagier auf fliegenden Teppichen.
Diese Kerle schwenken ständig bunte Fahnen um den Seeräubern Beuteschiffe
oder eine befestigte Stadt anzuzeigen.
Es war eine besonders große Galeere,
die die Küste des Sultanats von Baranya heimsuchte.
Zwei kleinere Städte wurden niedergebrannt
und die Bevölkerung entweder versklavt oder erschlagen.
Vergewaltigungen, Morde, Brandschatzungen,
dass bringen die Schwertländer immer über die anderen Völker der Ebene.
Möge Ra sie zerschmettern!
Der Sultan befahl seiner Küstenwache, die Raubgaleere zu vertreiben.
Zwei grausame Seeschlachten wurden geschlagen,
die Barayaner zahlten einen hohen Preis,
doch schließlich verließ die Raubgaleere die Küste des Sultanats
und segelte weiter nach Osten zum Reich Rah.
Hast du schon einmal etwas von der Stadt Zsis gehört, Ibran? „
“ Die Stadt der Schlangen, wer kennt sie nicht? „
“ Vielleicht die Schwertländer.
Oder war ihr Übernut so groß geworden,
dass sie nichts mehr fürchteten?
Ob Ra sie mit Dummheit geblendet hatte,
um sie wegen ihrer Verbrechen zu vernichten?
Wer weiß?
Jedenfalls wagten die Schwertländer etwas,
dass weder unser Kalif noch ein Sultan der Baranyaner gewagt hätte,
sie griffen Zsis an.
Ein plündernder Mob stürmte durch die Straßen der uralten Stadt
. Viele geheimnisvollen Schlangenmenschen wurden erschlagen,
die Türen des Tempels des Schlangengottes wurden aufgebrochen;
und die Piraten stürmten durch die unheiligen Hallen,
die voll finsterer Magie sein sollen.
Wahrlich, es war weise von unserem Kalifen Salemon,
den Kult des Schlangengottes zu verbieten;
doch nie war der Kalif töricht genug gewesen, die Stadt der Schlangen anzugreifen.
Es gibt Dinge, die stehen den Menschen nicht zu.
Die Schwertländer stießen kaum auf Widerstand in der Stadt,
triumphierend trugen sie ihre Beute zu den kleinen Booten an der Küste
und ruderten zu ihren Galeeren.
Nun wurde der Laderaum der Galeere noch mehr mit Raubgut angefüllt;
was müssen die Schwertländer über die Warnungen und Prophezeiungen
gelacht haben, als sie davon segelten!
Erinnerst du dich noch, Ibran, wie wir uns im Kalifenreich Zarany auf
den Überfall der Schwertländer vorbereiteten?
Die Mauern der Städte wurden verstärkt; aus allen Landesteilen wurden Soldaten zusammen gezogen.
Die aus allen Teilen der Ebene angeheuerten Söldner warteten auf ihren Einsatz, aber nichts geschah.
Es dauerte wahrlich einen ganzen Monat, ehe das Schiff der Schwertländer vor unserer Küste auftauchte.
Aber welch ein Wunder, es schien steuerlos Richtung Osten zu treiben.
Von den kleinen Kampfbooten, welche sonst immer um die Galeere herumfuhren,
war nichts zu sehen, und es schwebte auch kein Piratenmagier auf irgendeinen fliegenden Teppich über dem Schiff.
Wir dachten zuerst, es sei eine List der teuflischen Piraten.
Aber dann trieb das Schiff bis zum Meer des Abgrundes
Tollkühne Beamte des Kalifen stoppten es an den Sechs Türmen des Zaladin.
Die Beamten kletterten an Bord der Galeere und entdeckten,
dass kein lebender Schwertländer mehr an Bord war.
Dafür fanden sie jedoch einige hundert Leichen.
Alle Toten hatten merkwürdige Wunden;
es sah so aus; als sei eine große Zahl von Schlangen über die Seeräuber hergefallen,
aber kein einziges Tier war zu finden.
Der Steuermann der Galeere hatte bis zu seinem Tod treu das Ruder gehalten.
Seltsamerweise sah es so aus, als hätte er vorgehabt, das Schiff Richtung Osten zum Meer des Abgrundes zu steuern.
Man musste dem Toten die Hände abschlagen, um das Schiff in eine andere Richtung steuern zu können.
Das Schiff wurde zu einer näheren Untersuchung in den Hafen von Zaran, der Stadt der Träume geschleppt.
Mancher Beamte behauptete, einen merkwürdigen Einäugigen an Bord gesehen zu haben,
der ihnen spöttisch zuwinkte und immer verschwand, wenn man ihn ergreifen wollte,
aber damals glaubte ihnen noch niemand.
Als man den Laderaum der Galeere durchsuchte,
entdeckte man viele Schätze,
doch war nichts davon mit diesem Diamanten vergleichbar, der dort hinten auf der Sanddüne liegt.
Der Polizeichef Salim nahm den Edelstein an sich, um ihn persönlich an den Kalifen weiter zu leiten.
Doch stattdessen behielt er den Diamanten und setzte sich damit in sein Büro.
Einen Tag und eine Nacht lang starrte er dort auf den unheimlichen Stein,
als könne er in seinem Inneren etwas sehen, das allen anderen verborgen blieb.
Am anderen Morgen fand man Salim mit durchgeschnittener Kehle,
und von dem Diamanten fehlte jede Spur.
Ein kleiner Polizeibeamter mit hohen Schulden hatte den Mord aus Verzweifelung begangen
und den Diemanten zu seinen größten Gläubiger gebracht.
Dies war der Sechsberger Zinshoch Glücksspielersohn.
Der teuflische Zwerg wurde selbst von den anderen Sechsbergern in Zaran gemieden,
denn er betrieb Glücksspiel mit Betrug;
er schreckte nicht davor zurück, mit gefährlichen Drogen zu handeln,
und vermittelte auch die Dienste von Meuchelmördern.
Sogar der nicht sehr zimperliche Geschäftsführer der Sechsberger von Zaran ermahnte Zinshoch häufig,
bei seinen Geschäfte nicht zu weit zu gehen.
Aber der zwergenhafte Schurke kam nicht zur Einsicht.
Er nahm den Diamanten und versprach seinen Schuldner dafür,
die Schuldscheine zu verbrennen, obwohl er genau wusste,
dass dieser Diamant mindesten das Tausendfache der Schulden wert war.
Kaum war der unglückliche Mörder fort,
begann Zinshoch wie ein Derwisch um den kostbaren Edelstein herum zu tanzen.
Inzwischen wurde der Mörder, welcher plötzlich schuldenfrei war, entlarvt.
Um der Folter zu entgehen, gestand er alles.
Sogleich machten sich einige Polizisten auf, um den Edelstein zu beschlagnahmen
und Zinshoch als Mörder und Mordkomplizen in den Kerker zu bringen.
Aber welch seltsamer Anblick bot sich ihnen,
als sie das Haus des Zwerges betraten?
Mit vor Angst weit aufgerissenen Augen tanzte der Sechsberger noch immer um den Edelstein herum.
Als die Beamten eintraten, stürzte er zu Boden und blieb zuckend liegen.
` Der Einäugige bat mich zu tanzen. Weshalb tanzt ihr denn nicht für das Auge der Schlange? ´,
fragte Zinshoch keuchend, dann starb er. Von diesem Tag an, trug der Edelstein den Namen ` Auge der Schlange´.
Der Kalif wollte einen derart verfluchten Diamanten um keinen Preis der Welt in seiner Schatzkammer haben.
So befahl er, ihn billig zu verkaufen, damit er rasch außer Landes käme.
Ein vornehmer Emir kaufte den Diamanten, am nördlichen Ufer des Meeres des Kalifen lebte dieser.
Ach, es war der Emir Yussur,
dem die fruchtbarsten Ländereien gehörten,
der die schönsten Frauen, sowie äußerst wohlgeratenen Söhne hatte.
Und er war mit einem klugen Geist gesegnet, so dass man von ihm sagte, Ra habe ihn mit allem reich beschenkt.
Oh Yussur, wärest du nur mit deinem Glück zufrieden gewesen.
Hätte es dein Herz doch nie nach diesem verfluchten Diamanten gelüstet.
Die Hauptstadt seines Reiches war die schöne Stadt Asahir.
Kaum war Yussur dorthin zurückgekehrt,
da erfuhr er, dass ein Lieblingssohn Yizard bei einer Reise über das Meer des Kalifen von Piraten überfallen und getötet worden sei.
Der Piratenfürst sandte Yussur einen Brief.
Am Ostufer des Meeres des Kalifen, nahe der Oase Odu in der Wüste der Djinns, stehe seine Festung,
und Yussur solle doch versuchen, seinen Sohn zu rächen, wenn er den Mut dazu hätte.
Der vor Wut rasende Emir steckte sein ganzes Vermögen in den Bau einer gewaltigen Flotte,
aber bald waren seine Mittel erschöpft.
Da bot ihm überraschend sein Nachbar, der Emir Murin seine Hilfe an.
` Oh edler Yussur, mit größten Entsetzen und echter Trauer,
erfuhr ich von Schicksal deines Sohnes Yizard.
Es ist eine große Schande,
dass Piraten das Meer des Kalifen unsicher machen können.
Wir , die Emire, deren Völker an der Küste dieses Meeres leben,
sollten es von Seeräubern befreien,
damit der Kalif mit Wohlgefallen an uns denken kann.
Wie groß kann unsere Schande noch werden,
wenn wir tatenlos zusehen, wie solche dahergelaufenen Räuber edle Prinzen erschlagen?´
sagte Murin und reichte Yussur die Hand, obwohl lange Zeit Feindschaft zwischen ihnen gewesen war.
Dankbar nahm Yussur die angebotene Hilfe an und gelobte die alte Fehde zu vergessen.
Bald schon segelte die Flotte bemannt von Yussur und Murins Soldaten, in Richtung Osten.
Doch welch ein Schrecken ergriff Yussur als sie die Piratenflotte trafen.
Murins Soldaten wendeten sich sogleich gegen seine eignen Männer,
die von dem Verrat so überrascht waren, dass sie sich fast widerstandslos niedermachen ließen.
Mühelos enterten die Piraten sogar das Schiff des unglücklichen Emirs.
Daraufhin zog Yussur seinen Säbel und kämpfte mit seinen letzten Getreuen,
bis nur noch er allein, seinen blutbefleckten Säbel in der Hand von Feinden umringt auf dem Deck stand.
Schließlich warfen die Piraten ein Netz über ihn und rissen ihn so zu Boden.
Triumphierend trugen sie sie ihren Gefangenen auf eines ihrer Schiffe.
Nun segelten sie zu jener Festung, die der Anführer der Piraten schon in seinem Brief erwähnt hatte.
Dieser Piratenfürst aber war niemand anders als der bösartige Emir Murin.
` Ach, bist du nicht mein reicher und glücklicher Nachbar, der stolze Yussur ? ´
fragte Murin seinen Gefangenen höhnisch.
` Hast du vielleicht gedacht, ich würde dir gegen die Piraten helfen du Narr?
Weißt du, wie viel Spaß es mir gemacht hat, deinen Sohn zu foltern?
Möchtest du vielleicht seine Leiche sehen? Ich habe sie für dich aufbewahrt, du Bastard! ´
` Ein schlechter Mensch erfreut sich stets nur an seiner eigenen Bosheit. ´ antwortete Yussur stolz.
Das ergrimmte Murin gewaltig, und rasend vor Wut stieß er Yussr seinen Dolch ins Herz.
` Ach beim Sheitan ´ fluchte Murin.
` Ich wollte ihn doch langsam sterben lassen, aber was soll’s? Hauptsache, er ist nun tot. ´
` Oh Herr, seht nur, was wir gefunden haben´ , bat da einer seiner Krieger und übergab Murin den Diamanten,
den Yussur in seinem Turban stets, bei sich getragen hatte.
` Ha, jetzt werde ich Yussurs Land erobern.
Dieser Diamant soll die Krone schmücken, die ich als neuer Kalif tragen werde,
denn wenn ich erst über das Meer des Kalifen herrsche, wird mir bald das ganze Kalifenreich gehören. ´
Ein einäugiger Schmied, über dessen Herkunft niemand etwas wusste,
der jedoch über besonderes Geschick verfügen sollte, bot Murin seine Dienste an.
` Verwende nur das Kostbarste und Wertvollste. ´ sprach der Emir.
` Bin ich zufrieden, wirst du reich belohnt, wenn nicht, stirbst du unter der Folter. ´
` Du wirst zufrieden sein. ´, versprach der geheimnisvolle Schmied lächelnd,
und seine Augen funkelten so sehr, dass es selbst den Emir unheimlich wurde.
Sechs Tage und sechs Nächte arbeitete der Schmied, dann war sein Werk getan.
Wahrlich, nie zuvor hatte es auf dieser Ebene eine prächtigere Krone gegeben.
Der Anblick der Krone war so herrlich,
dass selbst der Kalif vor Neid erblasst wäre, wie Murin in seiner Verblendung glaubte.
Er vergaß all seine Bosheit und wollte den Schmied reich belohnen,
aber der Einäugige war verschwunden.
Nun, Murin machte sich keine großen Gedanken mehr um den Verschwundenen und
setzte sich die herrliche Krone eigenhändig auf das Haupt.
` Ach es ist doch misslungen, und klug war der Goldschmied, meinem gerechten Zorn zu entfliehen. ´ rief Murin.
` Die Krone ist für mein Haupt viel zu schwer. ´
Sogleich wollte er die Krone wieder ablegen,
aber da half kein Zerren, und jegliche Mühe war vergebens die Krone saß fest auf seinem Kopf.
` Oh, bringt mir diesen teuflischen Schmied, dafür soll er büßen! Die schrecklichsten Folterqualen soll er erleiden. ´
Die Wächter durchsuchten den ganzen Palast, doch der Schmied war nicht mehr zu finden.
` Die Krone wird immer schwerer. ´ klagte der Emir verzweifelt.
` Nehmt sie mir doch endlich ab! ´
Alle seine Wachen und die Soldaten – auch die Piratensöldner - bemühten sich, dies zu tun,
aber selbst der Stärkste unter ihnen schaffte es nicht.
Murins Leibmagier Dasin beschworen sogar einen Djinn,
doch dieser erklärte nur, dass in dieser Krone ja das ` Auge der Schlange´ steckte.
So lange der verhexte Diamant da war, konnte selbst ein Djinn nichts tun.
` So brecht diesen teuflischen Stein aus der Krone! ´ schrie der Emir in Todesangst.
Aber weder mit Dolchen noch mit Säbeln oder Zangen war dies möglich.
Der Emir sank unter dem inzwischen furchtbaren Gewicht der Krone zu Boden.
` Rettet mich! ´ flehte er noch.
Aber es war alles vergeblich.
Sein Kopf war schon ganz rot.
Bald floss Blut aus Nase und Ohren des Unglücklichen
. Murin verdrehte vor Schmerz die Augen.
All seine Getreuen wichen entsetzt zufrück, sogar sein Magier und seine Wesire ergriffen die Flucht.
` Unser Emir ist verdammt! ´ schrie einer.
` Der Geist des Emir Yussur rächt sich nun an ihm! Fort, ehe auch wir vernichtet werden! ´ rief ein anderer,
und so ging es weiter.
` Bleibt bei mir! Ich lasse jeden zu Tode peitschen, der mich jetzt verlässt,
und werde all jene reich belohnen, die mir Treue erweisen: Bleibt bei mir! ´
Aber niemand hörte mehr auf Murin.
Alleine lag er vor seinen Thron,
mit der schrecklichen Krone auf dem Kopf, und schrie vor Schmerz und Wahnsinn,
so dass kein Mensch es ertragen konnte.
Seine Schreie wurden immer schriller, dann plötzlich verstummte er für immer.
Dasin, der Magier wagte sich als erste wieder in den Thronsaal.
Er kehrte mit dem Diamanten in der Hand zurück.
Mit zitternder Stimm fragte er,
ob einer da wäre, der den Teufelsstein haben wolle.
Da trat ein einziger Mann vor. Es war ein schwarzer Seeräuber aus Zaranda, der als Söldner für alle möglichen Herrscher auf dieser Ebene gekämpft hatte.
Sein Name war Jazata, und es hieß von ihm, dass er weder Tod noch Teufel fürchte.
` Nimm diesen Edelstein und kehre niemals zurück. ´ ,befahl der Zauberer
. Jazata nahm das ` Auge der Schlange´ entgegen, und ritt mit einem höhnischen Lachen über die Feigheit der anderen davon.
Er wollte in das Reich Rah reisen und den Diamanten dort schnell verkaufen,
denn er hoffte, dass die Menschen dort vom Fluch noch nichts gehört hätten. I
m Kalifenreich Zarany würde er für einen so bekannten als verflucht geltenden ` Teufelstein ´ wohl nicht mehr
den ihm gebührenden Lohn bekommen.
Jazata ritt südwärts um das Meer des Kalifen herum.
Als er das südliche Ufer des Meeres erreichte, begegnete er einem einäugigen Scheich,
der mit sechs wunderbaren Sklavinnen in das Reich Rah unterwegs war,
um die Mädchen dort zu verkaufen.
` Oh, was für ein prächtiger Mann! ´ riefen die Mädchen, als sie Jazata sahen.
` Oh Fremder, obwohl ich dich nicht kenne, bist du mir doch lieb wie mein eigener Sohn. ´ hub der Scheich an.
„ Sieh, ich bin in großer Not und muss diese schönen Sklavinnen, die wie ich meine eigenen Töchter liebe, verkaufen;
aber es wäre mir eine große Freude, wenn du ihnen die schwere Reise etwas erleichtern wolltest. ´
So etwas musste der Scheich einem Mann wie Jazata nicht zweimal sagen.
Nur zu gern erleichterte er den Mädchen und auch sich selbst die Reise.
Grosse Taten wurden von ihm vollbracht, denn er war ein kräftiger Mann in der Blüte seiner Jahre.
Jede Nacht schlief er mit einem anderen Mädchen.
Alle sechs hatten eine geheimnisvolle, zauberhafte Schönheit an sich,
die jeden Mann verrückt machen musste.
Nach der sechsten Nacht jedoch versammelten sich die Mädchen um ihn herum,
und der Scheich stand lächelnd zwischen ihnen.
Jazata begriff nicht, was mit ihm geschehen war;
er fühlte sich wie gelähmt und konnte keinen Finger mehr rühren.
` Es tut uns leid.´ sagte das jüngste Mädchen.
` Aber in Wahrheit sind wir sechs Zauberinnen, die von einem mächtigen Djinn verflucht wurden.
Wir können nur gemeinsam lieben, und jeden Mann den wir Gunst schenken,
muss nach der sechsten Nacht sterben. So leb den wohl, Jazata. ´
Die sechs Mädchen bestiegen ihre Pferde und ritten mit Tränen in den Augen davon.
Der einäugige Scheich blieb bei dem Sterbenden zurück.
Er schien noch auf etwas zu warten;
er verscheuchte die Geier und Schakale,
die schon bereitstanden.
Erst als er sicher war, dass Jazatas Seele den Körper verlassen hatte, wanderte er weiter;
und niemand hätte seine Spur noch entdecken können.
Es dauerte nicht sehr lange, und ein armer Nomade kam des Weges;
dessen Stamm hatte der Emir Murin vor kurzen niedermetzeln lassen.
Der Name des Nomaden war Achym.
Er fand den Toten und – den Diamanten.
Ach, was war das für den armen Narren eine Freude.
Eben war er noch ein armer Flüchtling gewesen, jetzt war er ein reicher Mann,
ein überaus reicher Mann sogar.
Er begrub den Toten, wie es der Prophet vorschreibt,
und zog in die nächste Stadt, Anyzar.
Aber hier hatte man schon von dem ` Auge der Schlange ´ gehört.
Nicht nur, dass niemand den Edelstein kaufen wollte;
Achym wurde sogar gezwungen, die Stadt zu verlassen,
und er musste weiterziehen, bis er in das Reich Rah kam.
Doch auch hier musste er von Stadt zu Stadt ziehen;
niemand mochte den verfluchten Edelstein auch nur anrühren.
Ein einäugiger Händler riet ihm, doch sein Glück im Sultanat Baranya zu versuchen,
denn hieß es nicht, dass es in Baran, der Hauptstadt des Sultanats eine Straße nur mit Edelsteinhändlern gab?
So reiste Achym weiter nach Baran.
Er ging soeben durch die Straße der Edelsteinhändler
und bot jeden Händler seinen Diamanten an.
Da begegnete ihm Jataza, der Bruder Jazatas,
der genauso tollkühn wie der Verstorbene war.
Ein betrunkener einäugiger Söldner hatten ihm erzählt,
wie sein Bruder den Diamanten erhalten hatte;
und jetzt sah er durch einen Zufall genau jenen Edelstein in der Hand eines anderen.
Das ` Auge der Schlange´ war so ungewöhnlich, dass jede Verwechslung mit einem anderen Edelstein unmöglich war.
` Woher hast du diesen Edelstein? ´ ,fragte Jataza mit donnernder Stimme.
` Oh, ich habe ihn bei einem Toten gefunden. ´ antwortete Achym erschrocken, aber wahrheitsgemäß.
` Meinen armen Bruder meinst du? Den du selbst heimtückisch ermordet hast? ´
` Nein Herr, ich schwöre..´
Aber Jataza hatte schon seinen Säbel gezogen und schlug Achym mit einem einzigen Hieb den Kopf
von den Schultern.
Da gab es ein großes Geschrei und die Stadtwache wurde gerufen.
Jataza wollte sich nicht kampflos gefangen nehmen lassen,
und drei Soldaten der Stadtwache starben noch durch seinen Säbel ,
ehe ein tödlicher Pfeil ihn traf.
Bei dem Enthaupteten fanden die Soldaten jetzt auch das ` Auge der Schlange ´.
Feran, der Polizeichef von Baran, hätte den Fund gewiss unterschlagen;
aber die Sache war zu bekannt, weshalb er beschloss,
den Edelstein dem Großwesir zu übergeben und so in dessen Gunst zu steigen.
Der Großwesir Yahim ist ein großer Freund der Tiere,
weshalb er den Sultan dazu bewegt hatte, einen Zoo anzulegen.
Um die Pflege der Tiere kümmert sich der Großwesir oft selbst.
Dort wollte Feran ihm auch den Edelstein übergeben.
Ein Termin für die Audienz war rasch besorgt,
und Feran sah im Zoo des Sultans erstaunt die wunderbaren und seltsamen
Tiere aus allen Teilen der Ebene, die man hier bestaunen kann.
Der Großwesir persönlich stand vor einer riesigen Grube.
Am Boden lagen große blutige Fleischstücke
. Nachdenklich spähte der Großwesir zu einer dunklen Gestalt hinüber, die unter einem Felsvorsprung in der Grube hockte.
` Ah Feran, mein lieber Freund. ´ sagte der Großwesir und winkte den Polizeichef heran.
` Seht Ihr das frische Fleisch dort auf dem Boden der Grube? ´
` Ja, oh Yahim-Pascha. ´ erwiderte der Polizeichef.
` Nun dort unten hockt einer der gefürchteten Spinnenmenschen, aber er rührt das Fleisch nicht an.
Wisst Ihr vielleicht weshalb nicht? ´
` Nein Herr. ´
` Hm, die Lösung dieses Problems macht mir richtige Kopfschmerzen. ´ seufzte der Großwesir.
` Oh edler Herr, ich wollte Euch nur diesen Diamanten übergeben,
als Zeichen meiner Treue zu meinen Sultan und zu Euch. ´ sagte der Polizeichef
und übergab dem Großwesir den Diamanten.
Einen Augenblick lang betrachtete der Großwesir lächelnd den Edelstein in seiner Hand.
` Das doch das Auge der Schlange nicht wahr? ´
` Ja Herr. ´ erwiderte Feran schnell, um nicht seine Unwissenheit zu verraten.
` Kennt Ihr den Namen, so ist Euch auch der Fluch dieses Edelsteins bekannt. ´
sagte der Großwesir ruhig und stieß ,noch während er sprach, dem überraschten Polizeichef nach vorne.
Aufschreiend stürzte Feran in die Grube.
Nachdenklich sah der Großwesir Yahin hinunter , nach einer Weile nickte er lächelnd.
` Ja, ja ich verstehe nun;
die Spinnenmenschen fressen nur lebendes Fleisch,
kein Aas, sehr interessant. ´
Nachdem er eine Weile dem Spinnenmenschen beim Fressen zugeschaut hatte,
rief Yahim nach seinen besten Boten und gab ihm den Diamanten.
` Welch ein Glück, dass meine Freunde am Hof des Kalifen mir von diesem teuflischen Diamanten berichteten.
Bringe diesen Stein als mein persönliches Geschenk zurück an den Hof des Kalifen von Zarany.
Der dortige Großwesir Halim wird wissen, wie ich es meine. ´
Und so geschah es."
" Möchtest du immer diesen Diamanten haben, Ibran? „ fragte Alim.
“ Eine Geschichte ist es, nicht mehr als eine Geschichte. „
“Wirklich Ibran? Dann sieh doch bitte einmal dorthin. „
Alim deutete auf eine nahe Düne, wo wie aus dem Nichts ein einäugiger Scheich aufgetaucht war.
Ibran stöhnte auf und wandte schaudernd den Blick von dem Fremden;
Alim jedoch verneigte sich höflich, und der Scheich verneigte sich ebenso.
Wortlos ging Alim zu der Düne, hob vorsichtig den Diamanten auf und gab ihn dem Fremden.
Mit dem Edelstein in der Hand drehte sich der Fremde um,
als er sich wieder Alim zuwandte, war der Diamant aus seiner Hand verschwunden.
Dafür hatte er jetzt zwei strahlend leuchtende Augen.
Alim war nicht überrascht. Er trat einen Schritt zurück und verneigte sich noch einmal,
ehe er zu seinem Kameraden und den Pferden zurückehrte.
Als er dort ankam und sich noch einmal umblickte, war von dem Fremden nichts mehr zu sehen.
“ Ra stehe uns bei. „ stöhnte Ibran.
“ Was sollen wir jetzt nur tun? „
“Was getan werden musste, ist geschehen. „ sagte Alim.
“Lass uns nach Zaran zurückehren und dem Großwesir Bericht erstatten. „
Ende
Uwe Vitz - 5. Feb, 04:07
Das Spiel mit den sechs Kugeln
( Die Ebene der sechs Türme)
v. Uwe Vitz
" Du möchtest also wissen, wieso in letzter Zeit so viele Kaufleute und Abenteurer
spurlos verschwinden, Fremder?
Es liegt nur an dem verfluchten Spiel mit den sechs Kugeln.
Wie du weißt, holte einst Ra selbst einen Stern vom Himmel und schuf
aus ihm unsere wunderbare Stadt Rahyzar.
Noch heute hat Rayzar die Form eines sechseckigen Stern.
In jeder Ecke befindet sich ein Turm, in einer der heiligen Farben.
Weiß, Schwarz, Rot , Grün, Blau und Gelb.
Jede Farbe hat ihren eigenen Hohepriester und ihre eigenen Anhänger.
Vor einem Jahr kam der Zauberer Ramses nach Rahyzar.
Ra möge uns vor ihm beschützen. Niemand weiß, woher dieses Ungeheuer stammt,
doch er beschwor einen schrecklichen Sturm herauf
. Sechs Tage wütete das Unwetter,
und dabei wurde Sternenstadt, wie man Rahyzar auch nennt,
in dunkle Wolken gehüllt.
Als der Sturm sich am siebten Tag legte, stand vor den Toren er Stadt der riesige siebte Turm.
Du bist an ihm vorbei geritten,
wenn du über die alte Karawanenstraße reistest.
Aber niemand wagte es, etwas zu unternehmen.
Alle machten nur einen großen Bogen, um den ketzerischen Turm.
Dann verschwanden die ersten Bürger der Stadt,
diese hatten sich vorher allesamt in einer Notlage befunden.
Andere Bewohner der Sternenstadt verfügten jedoch plötzlich über große Reichtümer.
Seltsam Gerüchte verbreiteten sich.
Schleichend nur, wie ein heimtückisches Gift.
Man erzählte sich von einem geheimnisvollen Spiel mit sechs Zauberkugeln,
bei dem man angeblich ungeheure Schätze gewinnen könne.
Nun, ich bin nur ein kleiner Sklave des mächtigen Kaufmanns Ramos.
Er hatte durch Räuber eine ganze Karawane verloren und war ruiniert.
So befahl er mir eines Nachts einen kostbaren Teppich- seinen letzten Besitz zusammen zu rollen
und hinter ihm herzutragen
. Er ging natürlich zum siebten Turm.
Dieser teuflische Turm hat sechs Türen. Jede Tür trägt eine der heiligen Farben.
Für uns öffnete sich lautlos die rote Tür.
Nervös stiegen wir eine endlos scheinende Treppe empor, an deren Ende wir schon erwartet wurden.
Der Zauberer trug eine weiße Kutte, einen schwarzen Umhang,
eine rote Kapuzenmütze, grüne Schuhe, einen gelben Gürtel und eine Halskette
mit einem großen blauen Edelstein.
Seine Haut war jedoch grau, seine Haare und der Bart schwarz.
Nur die Augen glühten irgendwie teuflisch.
Als wir eintraten, lächelte er grausam und sagte: ` Willkommen ´.
Der Raum, in dem wir uns aufhielten,
war bis auf einen kleinen sechseckigen Tisch leer
. Auf dem Tisch aber lagen sechs Glaskugeln.
` Was willst du? ´ , fragte Ramses meinen Herrn.
` Ich brauche sechstausend Diane, um dem Ruin zu entgehen.
Könnt Ihr mir diese Summe leihen? ´
` Ich verleihe nie etwas
, Aber ich spiele gern.
Bist du bereit, mit mir das Spiel der sechs Kugeln zu spielen? ´
Mein Herr nickte.
` Gut. Wenn du es schaffst, nicht die schwarze Kugel zu ergreifen,
gebe ich dir die gewünschte Summe.
Berührst du die schwarze Kugel jedoch, so gehörst du mir mit Leib und Seele- und ebenso dein Sklave. ´
` Einverstanden. ´
Ramses hob beschwörend die Hände
und alle sechs Kugeln verfärbten sich.
Jede von ihnen nahm eine der heiligen sechs Farben an.
Mich schaudert noch heute,
wenn ich an die schreckliche schwarze Kugel denke.
Die Kugeln begannen, wie von Geisterhand in der Luft zu schweben
und drehten sich immer schneller im Kreis.
` Greif zu. ´
Mein Herr griff zu,
und ich schrie vor Erleichterung, denn er hatte die rote Kugel erwischt.
` Du hast gewonnen. Hier ist dein Gewinn. ´
Ramses gab meinem Herrn einen Beutel mit sechstausend Dinaren.
Ich bin sicher, der Beutel lag schon bereit, ehe wir den Turm betraten.
Mein Herr dankte dem Zauberer,
schenkte ihm den kostbaren Teppich, um auch weiterhin in seiner Gunst stehen
und verließ eilig den Turm.
Doch ehe ich ihm folgte, blickte ich mich noch zu dem Zauberer um.
Ramses lächelte mir zu und ich stürzte hinter Ramos her.
Seither hat mein Herr vielen seiner Freunde von seinem Glück erzählt.
So mancher von ihnen ist danach spurlos verschwunden.
Auch du willst dien Glück beim siebten Turm suchen, Fremder?
Glaube mir, nicht jeder hat Glück beim Spiel mit den sechs Kugeln. "
Ende
Vorschau Text
Das Spiel mit den sechs Kugeln
( Die Ebene der sechs Türme)
v. Uwe Vitz
„ Du möchtest also wissen, wieso in letzter Zeit so viele Kaufleute und Abenteurer
spurlos verschwinden, Fremder?
Es liegt nur an dem verfluchten Spiel mit den sechs Kugeln.
Wie du weißt, holte einst Ra selbst einen Stern vom Himmel und schuf
aus ihm unsere wunderbare Stadt Rahyzar.
Noch heute hat Rayzar die Form eines sechseckigen Stern.
In jeder Ecke befindet sich ein Turm, in einer der heiligen Farben.
Weiß, Schwarz, Rot , Grün, Blau und Gelb.
Jede Farbe hat ihren eigenen Hohepriester und ihre eigenen Anhänger.
Vor einem Jahr kam der Zauberer Ramses nach Rahyzar.
Ra möge uns vor ihm beschützen. Niemand weiß, woher dieses Ungeheuer stammt,
doch er beschwor einen schrecklichen Sturm herauf.
Sechs Tage wütete das Unwetter,
und dabei wurde Sternenstadt, wie man Rahyzar auch nennt,
in dunkle Wolken gehüllt.
Als der Sturm sich am siebten Tag legte, stand vor den Toren er Stadt der riesige siebte Turm.
Du bist an ihm vorbei geritten,
wenn du über die alte Karawanenstraße reistest.
Aber niemand wagte es, etwas zu unternehmen.
Alle machten nur einen großen Bogen, um den ketzerischen Turm.
Dann verschwanden die ersten Bürger der Stadt,
diese hatten sich vorher allesamt in einer Notlage befunden.
Andere Bewohner der Sternenstadt verfügten jedoch plötzlich über große Reichtümer.
Seltsam Gerüchte verbreiteten sich.
Schleichend nur, wie ein heimtückisches Gift.
Man erzählte sich von einem geheimnisvollen Spiel mit sechs Zauberkugeln,
bei dem man angeblich ungeheure Schätze gewinnen könne.
Nun, ich bin nur ein kleiner Sklave des mächtigen Kaufmanns Ramos.
Er hatte durch Räuber eine ganze Karawane verloren und war ruiniert.
So befahl er mir eines Nachts einen kostbaren Teppich- seinen letzten Besitz zusammen zu rollen
und hinter ihm herzutragen
. Er ging natürlich zum siebten Turm.
Dieser teuflische Turm hat sechs Türen. Jede Tür trägt eine der heiligen Farben.
Für uns öffnete sich lautlos die rote Tür.
Nervös stiegen wir eine endlos scheinende Treppe empor, an deren Ende wir schon erwartet wurden.
Der Zauberer trug eine weiße Kutte, einen schwarzen Umhang,
eine rote Mütze, grüne Schuhe, einen gelben Gürtel und eine Halskette
mit einem großen blauen Edelstein.
Seine Haut war jedoch grau, seine Haare und der Bart schwarz.
Nur die Augen glühten irgendwie teuflisch.
Als wir eintraten, lächelte er grausam und sagte: ` Willkommen ´.
Der Raum, in dem wir uns aufhielten,
war bis auf einen kleinen sechseckigen Tisch leer
. Auf dem Tisch aber lagen sechs Glaskugeln.
` Was willst du? ´ fragte Ramses meinen Herrn.
` Ich brauche sechstausend Diane, um dem Ruin zu entgehen.
Könnt Ihr mir diese Summe leihen? ´
` Ich verleihe nie etwas
, Aber ich spiele gern.
Bist du bereit, mit mir das Spiel der sechs Kugeln zu spielen? ´
Mein Herr nickte.
` Gut. Wenn du es schaffst, nicht die schwarze Kugel zu ergreifen,
gebe ich dir die gewünschte Summe.
Berührst du die schwarze Kugel jedoch, so gehörst du mir mit Leib und Seele- und ebenso dein Sklave. ´
` Einverstanden. ´
Ramses hob beschwörend die Hände
und alle sechs Kugeln verfärbten sich.
Jede von ihnen nahm eine der heiligen sechs Farben an.
Mich schaudert noch heute,
wenn ich an die schreckliche schwarze Kugel denke.
Die Kugeln begannen, wie von Geisterhand in der Luft zu schweben
und drehten sich immer schneller im Kreis.
` Greif zu. ´
Mein Herr griff zu,
und ich schrie vor Erleichterung, denn er hatte die rote Kugel erwischt.
` Du hast gewonnen. Hier ist dein Gewinn. ´
Ramses gab meinem Herrn einen Beutel mit sechstausend Dinaren.
Ich bin sicher, der Beutel lag schon bereit, ehe wir den Turm betraten.
Mein Herr dankte dem Zauberer,
schenkte ihm den kostbaren Teppich, um auch weiterhin in seiner Gunst stehen
und verließ eilig den Turm.
Doch ehe ich ihm folgte, blickte ich mich noch zu dem Zauberer um.
Ramses lächelte mir zu und ich stürzte hinter Ramos her.
Seither hat mein Herr vielen seiner Freunde von seinem Glück erzählt.
So mancher von ihnen ist danach spurlos verschwunden.
Auch du willst dien Glück beim siebten Turm suchen, Fremder?
Glaube mir, nicht jeder hat Glück beim Spiel mit den sechs Kugeln. "
Ende
Uwe Vitz - 5. Feb, 04:06
Uwe Vitz
(Die Ebene der Sechs Türme)
Das fliegende Schachbrett
„Es wäre sehr unklug, ihr keine Audienz zu gewähren, oh mein Prinz. "
, sagte der Wesir.
Der Emir Zamor sah ihn müde an.
„ Muss das denn wirklich sein?
Diese Frau macht mich immer so müde; sie ist ja so anstrengend. ", meinte er.
„ Es muss sein, mein Prinz.
Unsere Beziehungen zu den Sechsbergern sind einfach zu wichtig.
Wir dürfen die örtliche Geschäftsführerin daher nicht unnötig verärgern. "
„ Ach diese lästigen, kleinen Zwerge!
Ständig hecken sie irgendetwas aus, immer berechnen sie irgendwelche Geschäfte
oder schreiben merkwürdige Verträge, und ich soll mich immer mit all dem beschäftigen. Warum? "
„ Weil Ihr der Emir seid, mein Prinz. "
„ Ja, ja, der Emir muss sich immer um alles kümmern, wie üblich.
Meine Wesire sind offenbar nur dazu gut, mich an meine Pflichten zu erinnern,
anstatt mir auch mal ein wenig Arbeit abzunehmen. "
„ Ein Herrscher muss eben herrschen, mein Prinz. "
„ Schon gut, schon gut. So rufe sie den herein! Ich werde mir alles anhören, wie immer. "
„ Endlich habe ich es geschafft. ", sagte Zähleschnell Goldzahntochter glücklich.
Der Sechsberger neben ihr sah sie etwa ärgerlich an.
„ Endlich haben wir es geschafft. " , berichtete er scharf.
„ Natürlich, Eselohr, wir haben es geschafft. "
Eselohr Wasserträgersohn seufzte innerlich auf,
er wusste, dass seine Geschäftsführerin am Ende den ganzen Ruhm
- und natürlich auch den Gewinn - in die eigene Tasche stecken würde.
Ja, ja, das Leben des einfachen Sechsbergers war nicht leicht.
Diese Geschäftsführer nahmen sich doch immer zuviel heraus.
Dabei hatte er, nicht etwa die Geschäftsführerin oder die anderen Sechsberger von Kurt in Wahrheit
das fliegende Schachbrett mit einem Netz eingefangen.
Gut, es waren zehn junge Zwerge gewesen, die an der Felswand gehangen und Netzte nach dem Schachbrett geworfen hatten.
Allerdings hatten die anderen neun später schimpfend Kurt
- und damit auch die Geschäftsführerin verlassen.
Sie behaupteten doch tatsächlich,
dass diese Zähleschnell einfach zu viel verlangte
und teilweise musste Eselsohr ihnen in Gedanken sogar Recht geben.
Andererseits, irgendwie hatte er sich in Zähleschnell verliebt
und er hoffte, dass sie ihren treusten Mitarbeiter eines Tages auch bemerken würde.
„ Achtung der Emir kommt! "
Zähleschnell und Eselohr verneigten sich demütig.
Emir Zamor von Kurt betrat die Halle, dicht gefolgt von seinem ältesten Wesir.
„ Ihr dürft Euch erheben
„ Weshalb wünschet Ihr mich zu sprechen Geschäftsführerin? "
„ O mein gnädigster Herrscher, ich möchte Euch von einem großen Wunder berichten.
Wie Ihr sicher wisst, kann ein normaler fliegender Teppich etwa eine halbe Stunde fliegen,
ehe seine Zauberkraft verbraucht ist.
Die Zauberer von Zha-Khyr dagegen haben Teppiche
mit denen sie tagelang von einer Ecke unserer Ebene zur anderen fliegen können. "
„ Das ist mir bekannt, liebe Geschäftsführerin der Sechsberger.
Deshalb baute auch mein Großvater diese Stadt zwischen Felsen und Wüste so
nah wie irgend möglich an das Reich der Magier von Zha.Khyr.
Doch bis heute haben die Bewohner des Zauberreiches keinen Kontakt mit uns aufgenommen,
und ist es leider auch nicht gelungen, die Rochberge zu überwinden und zu ihnen zu gelangen.
Also, was soll es? "
„ Nun gnädiger Herr, Ihr habt doch sicher auch schon gehört, dass die Zauberer manchmal Schachbretter dabei haben?“
„ Natürlich, die berühmten fliegenden Schachbretter.
Die Zauberer bewegen die Figuren mit ihren Gedanken.
So können sie in der Zeit die sie auf dem fliegenden Teppich herumsitzen,
noch mit anderen Zauberern Schach spielen.
Wer hat noch nicht davon gehört? " fragte der Emir müde.
" Dann wisst Ihr auch, dass manche der mächtigen Zauberer
sehr schlechter Verlierer sind und die kostbaren Schachbretter
nach einer Niederlage einfach in die Tiefe schleudern? ",
fuhr die Geschäftsführerin triumphierend fort.
„ Wir haben so ein Schachbrett in unseren Besitz gebracht.
Oh Emir, ist Euch klar, was dies bedeutet? "
„ Ehrlich gesagt, nicht so ganz. " ,gestand der Emir gähnend.
„ Nur mit Sicherheit werden die Zauberer ihr Schachbrett zurückhaben wollen.
Sie wissen wo es ist.
Also müssen sie zu uns kommen.
Somit könnten wir endlich mit den Bewohnern Zha-Khyrs in Kontakt treten.
Vielleicht können wir gar eine feste Handelsbeziehung aufbauen. "
„ Dann tut es doch. ", seufzte der Emir.
„ Aber es wäre besser, wenn ein mächtiger Fürst wie Ihr diesen Schritt für uns alle tun würde,
nicht so bescheidene Zwerge, wie wir Sechsberger es nun einmal sind.
Wir wollen nur ein paar kleine Geschäfte mit den Bewohnern von Zha.Khyr machen,
vielleicht ein kleines Handelshaus in ihrem Reich bauen, und uns ansonsten zurückhalten. "
„ Wie bescheiden. ", sagte der Emir freundlich.
„ Allerdings fürchte ich, dass es schwierig werden könnte,
Geschäfte mit Leuten zu machen, die ständig mit fliegenden Teppichen durch die Luft sausen.
Mir ist das schon zu anstrengend;
aber Ihr habt meine Erlaubnis, mich bei diesem wichtigen Geschäft zu übergehen.
Und nun verzeiht, aber ich bin müde, es war gestern eine lange Nacht. "
Zähleschnell Goldzahntochter traute ihren Ohren nicht;
sie war noch ganz verblüfft, als Diener des Emirs sie und Eselsohr sanft,
aber bestimmt aus dem Saal hinausdirigierten.
Erst draußen vor dem Palast des Emirs kam die Sechsbergerin zu sich
und wurde wieder zu der eiskalten Geschäftsführerin, als die sie in ganz Sahuria bekannt war.
„ Wenn der Emir nicht will,
werden wir Sechsberber eben das das Tor nach Zha-Khyr öffnen! " , rief sie begeistert.
" Hm, übernehmen wir uns da nicht? " , wagte Eselsohr noch fragen.
„ Pah, Feiglinge erreichen nie etwas!
Unsere Vorfahren wagten auch viel, als sie das Sechsbergereich gründeten,
und wir sollten ihnen nicht nachstehen.
Es wird Zeit, dass wir Sechsberger diesen Menschen zeigen, wozu wir fähig sind. "
Eselsohr nickte zustimmend und trottete hinter seiner Geschäftsführerin her.
Er ahnte, dass die nächsten Wochen sehr anstrengend werden würden.
Im Keller des Handelshauses der Sechsberger von Kurt schwebte das fliegende Schachbrett
und zerrte an seinen Ketten, die es am Boden fesselten.
Die winzigen Schachfiguren schienen geradezu besorgt
auf die dicke Kette und die vergitterten Fenster zu blicken.
Im Keller des Emir-Palastes schwebten Hunderte von fliegenden Schachbrettern.
Die winzigen Figuren blickten gleichgültig nach vorne,
während die Schachbretter im Kreis durch den Keller flogen.
Ein paar Raume darüber fragte der Wesir:
" Mein Prinz, warum habt ihr den beiden Zwergen nicht gesagt,
dass schon Euer Großvater, ebenso wie auch Euer Vater, solche Schachbretter gefunden hat.
Noch niemals ist deshalb irgendein Zauberer zu uns gekommen. "
„ Jeder soll seine eignen Erfahrungen machen.
Vielleicht lassen mich diese lästigen Sechsberger ja in Ruhe,
während sie auf die Zauberer warten. "
„ Jetzt beginnt für uns Sechsberger bald ein neues Zeitalter. ", prophezeite Goldzahntochter
und sah zufrieden zu Eselsohr Wasserträgersohn hinüber,
der ihr Büro mit einem Besen säuberte.
„ Wenn du hier fertig bist,
kehrst du den Dreck vom Hof weg,
und dann räumst du den Kamelstall auf.
Wenn die Zauberer kommen, muss alles perfekt sein.
Du wirst arbeiten bis zum Umfallen, aber es ist ja für unseren großen Triumph.
Also beeile dich ein bisschen und etwas mehr Begeisterung, bitte.."
Eselsohr seufzte.
Es war vielleicht doch besser, wenn man weniger erfolgreich darin war,
die Wünsche der Geschäftsführerin zu erfüllen..
ENDE
Uwe Vitz - 5. Feb, 04:05
Der Anfang des Spiels
( Die Ebene der Sechs Türme)
von Uwe Vitz
Männer, Frauen, Alte, Junge und selbst Kinder waren mit Ketten an die Wand gefesselt.
Die Folterknechte wetzten schon die Messer.
„ Halt! ", gebot eine grausame tiefe Stimme, die keinen Widerspruch duldete.
Die Folterer hielten erschrocken in ihrem Tun inne.
Eine dunkle, drohende Gestalt betrat den Kerker,
der Stimme nach war es ein älterer Mann.
Dies war jedoch nicht genau festzustellen,
denn er trug eine Schakalmaske, und ein roter Umhang wehte hinter ihm her.
Einige der Gefangenen begannen zu zittern,
als er an ihnen vorbeiging. Ohne die Unglücklichen auch nur anzusehen,
schritt er die Reihe ab. Vor einem dunkelhaarigen Mädchen blieb er stehen.
„ Du bist es. "
Der leichte Nachhall im Kerker verlieh der Stimme einen eiskalten Unterton.
Ein Folterknecht befreite sie von den Ketten
und der Unheimliche zerrte das Mädchen sogleich zu sich.
„ Die übrigen Gefangenen werden getötet. " befahl er nebenbei.
Das Mädchen schrie auf und begann auf ihn einzuschlagen.
Unter der Schakalmaske brach der Unheimliche in grausames Gelächter aus.
Dann zog er aus seinem Gürtel ein Messer und stieß es ihr blitzschnell in den Hals.
Als er die Sterbende davontrug, lachte er noch.
Um die Blutspur, die er hinterließ kümmerte er sich nicht,
wie immer.
Langsam begannen sich die blutroten Nebel um sie zu lichten.
Sie hörte fremde Stimmen,
seltsame Stimmen, krächzende und schnatternde nicht menschlich.
Mühsam öffnete sie die Augen und sah bizarre Vogelwesen, die auf sie herabblickten.
Die Wesen waren zwar menschenähnlich, aber ihre Köpfe erinnerten an Kraniche.
Der größte Teil des Körpers steckte unter seltsamen blauen Gewändern.
Sie sah auch, dass jene Geschöpfe nur drei Finger an jeder Hand hatten,
erst jetzt bemerkte die junge Frau,
dass sie auf etwas weichem, warmen lag, etwas, das sich bewegte.
Schnatternd und krächzende gingen die Kranichmenschen neben ihr her.
Als sich aufrichtete erschrak sie,
denn jetzt sah sie den riesigen Tausendfüßler,
auf den man sie einer Sänfte gelegt hatte.
Auch die Kranichmenschen wurden aufgeregter, als sie sahen,
dass die Frau bei Bewusstsein war.
Wild schwenkten die Wesen ihre dünnen Arme hin und her.
Plötzlich trat einer der Kranichmenschen an sie heran und sagte: " Trink. "
Er reichte ihr einen Wasserschlauch.
" Du sprichst meine Sprache? "
" Rox spricht Eierkopfsprache, Eierkopfsprache spricht Rox. "
Die Worte klangen krächzend, ähnlich wie bei einem Papagei.
Dunkel erinnerte sie sich daran, was sie über diese Geschöpfte wußte.
Es waren Yppas, geheimnisvolle Vogelwesen, die als Nomaden durch Sahuria zogen.
Es hieß,
sie wanderten von den Urwäldern Tandia bis zu der Wüsten der Djinns,
und kein Mensch kannte den Sinn oder Zweck dieser langen Wanderungen.
Doch beim Sheitan, sie konnte sich nicht erinnern, wer sie selbst war.
" Wo bin ich? ", fragte sie erschrocken.
" Bei uns. ", lautete die einfache Antwort. " Eierkopf ist bei den Yppas. "
Sie seufzte.
Die Kranichwesen dachten anders als Menschen, sprachen sie auch anders.
Gewisse Fragen konnten sie gar nicht richtig begreifen oder sie verstanden sie von Anfang an anders.
" Wer bin ich? "
Rox schnatterte kurz mit einem anderen Kranichwesen,
dann wandte er sich ihr wieder zu und sagte:
" Du sein blutig, in Eierkopfsprache du sein Canilca, die Blutige. "
Später erst sah sie in einer Oase, an einem kleinen Teich ihr Spiegelbild.
Sie hatte eine lange Narbe am Hals, dunkel erinnerte sie an einem Mann mit einer Schakalmaske,
der sie verletzt hatte und sie erinnerte sich an das Gemetzel,
aber wer die Täter waren,
wer die Opfer, und warum dies alles geschehen war,
wußte sie immer noch nicht.
Es war nur ein kleiner Trupp Yppas, nicht mehr als vierzig Personen,
ihre Kinder und ihre Eier beförderten sie auf den Rücken der Riesentausendfüßler.
Die Sippe hatte fünf Tausendfüßler.
Die Yppas fingen diese - den Menschen unheimlichen - Riesenwürmer in den Urwäldern Tandias.
Nur Yppas konnten die Tausendfüßler abrichten, denn der Biß dieser Tiere war für Menschen giftig.
Eine Woche lag Canilca noch in ihrer Sänfte.
Dann wanderte sie neben den Tausendfüßler her, denn sie kam dank der Pflege durch die Yppas rasch wieder zu Kräften.
Verzweifelt versuchte sie, sich zu erinnern, wer sie war, aber ihr fiel immer nur dieser schreckliche letzte Augenblick
im Kerker ein, ohne daß sie die Hintergründe begriff.
Alle ihre Fragen an Rox,
der als einziger ihre Sprache sprach wurden so beantwortet:
“ Das sein Eierkopfproblem.
Die Yppas nicht kümmert das,
was war, was sein wird. Eierköpfe sehr komische Leute,
fragen immer, was war. "
Also versuchte sie, aus dem eigenen Wissen zu lernen,
denn sie erinnerte sich, daß sie die Völker Sahurias wohl kannte.
Nur die Pylarister, ein Seeräubervolk von der Westküste, trugen Schakalmasken.,
um ihren Gott Anubis zu ehren.
Wegen dieser Masken wurden die Pylarister auch Hundsköpfe genannt.
Gehörte ihr Peiniger zum Volk der Pylarister?
Sie zog noch einige Wochen mit den Yppas durch das Land der Samaren.
Es war ein schönes Land, voller grüner Täler.
Aber Canilca hatte keine Freunde daran.
Wie sie zu den Yppas gekommen war,
wollte oder konnte Rox ihr nicht verraten.
In der Hauptstadt des Samarenreiches, in Samah,
wo der berühmte Elfenbeinpalast des Shas steht,
verließ sie die Yppas um ihre eigenen Wege zu gehen.
„ Nicht zu viele Gedanken darum machen, was war, Eierkopf. ", war der letzte Rat den Rox ihr noch gab.
Einige Wochen später begegneten die Yppas einen Reiter.
Er gehörte zum Volk der Pylarister und trug eine Schakalmaske.
„ Ich hörte ihr hättet eine Menschenfrau bei euch.
Wo ist sie? " , rief er.
" Wir pflegen Eierkopf gesund. Eierkopf jetzt weg.
War aber ist nicht mehr. Nur noch wichtig was sein wird
. Seltsame Eierköpfe, seltsame Fragen. " , sagte Rox.
Der Mann mit der Schakalmaske ritt fluchend weiter.
Zwei Jahre später.
Canilca wich geschickt der Streitaxt des Rahiten aus.
Sie schlug ihr kurzes Schwert gegen den Griff der Axt und
gab dem überraschten Gegner zu zugleich einen Tritt gegen sein Schienenbein.
Einen Augenblick später lag er vor im Staub.
Sie hielt ihr Schwert an seine Kehle und sagte: " Gib auf. "
" Ich ergebe mich. ", stöhnte der Besiegte.
Über den Köpfen der Zuschauer und der Gladiatoren schwebte ein Zwerg auf einem fliegenden Teppich.
Er gehörte zum berüchtigten Volk der Sechsberger,
welches aus Westania stammte, sich aber auf der ganzen Ebene angesiedelt hatte.
Im Schneidersitz saß der Kleine auf seinem Teppich und schwebte langsam herab.
Aus dunklen, unergründlichen Augen, blickte er auf die Zuschauer herunter.
„ Die Gladiation Canilca hat wieder einmal gesiegt.
Entscheidet euch, Leute, Gnade oder Ungnade für ihren Gegner, Leben oder Tod? " rief er laut.
" Entscheidet euch rasch, denn die nächsten Gladiatoren, warten schon auf ihren Kampf! "
Der Sechsberger trug einen roten Turban sowie einen dunklen Kaftan, was ihn als Schiedsrichter auswies.
" Keine Gnade für den verdammten Feigling! ",brüllten zahlreiche Zuschauer.
" Der Kerl soll verrecken! "
Die Daumen der Mehrheit senkten sich nach unten.
Der Zwerg sah Zuschauer mit einer absolut gleichgültigen Miene an.
War dem Sechsberger das Schicksal des Besiegten wirklich so egal?
Geschickt steuerte der Sechsberger seinen Teppich dicht über den Boden zu den beiden Gladiatoren.
" Das Publikum hat seine Entscheidung getroffen. "sagte er kaltblütig.
" Tötete ihm, Canilca. "
" Ich töte keine wehrlosen Gegner. "
antwortete die Dunkelhaarige stolz.
Aus kalten Augen fixierte der Zwerg die Gladiatorin. " Du widersetzt dich also der Entscheidung? "
" Ja, ich widersetze mich. "
Ohne ein weiteres Wort ließ der Sechsberger seinen Teppich wieder hinauf schweben.
" Die Gladiatorin Canilca widersetzt sich eurer Entscheidung.
Daher wird das Leben des Simon geschont,
aber Canilca wird von heute an aus der Arena von Cathaka verbannt! "
„ Bist du wahnsinnig? " schrie ihr Ahelischer Trainer Iful sie später aufgebracht an.
„ Du hättest als Gladiatorin ein Vermögen machen können,
dazu Ruhm geerntet von dem andere Frauen auf dieser Ebene nur träumen können. "
" Ich bin Gladiatorin geworden, um die Kunst des Schwertkampfes zu erlernen,
nicht um jahrelang andere Gladiatoren nieder zu metzeln.
Ich habe eine Rechnung zu begleichen.
Oft genug habe ich in dieser Arena getötet und kann nur hoffen, daß Ra mir meine Schuld vergibt. "
„ Du bist wirklich hoffnungslos verrückt. "
„ Vielleicht. ", sagte Canilca und ging ihr Pferd satteln.
„ Sie hat Cathaka verlassen, sie sucht dich Menschlein. "
berichtete der Djinn.
“ Gut. ", rief der Maskierte.
" Ich habe schon viel zu lange auf sie gewartet. "
" Hast du keine Angst? Sie ist jetzt eine berühmte Gladiatorin. "
Der Maskierte lachte höhnisch.
" Vergisst du wer ich bin, Djinn? "
" Nein, Menschlein. "
" Also, wie kannst du glauben, daß sie gegen mich eine Chance hat? "
" Auch du bist nicht unsterblich Menschlein, noch nicht. "
" Aber bald, Djinn, sehr bald schon und dann wird mich niemand mehr aufhalten. "
" Wenn sie sich wieder erinnert.."
" Dann wird es schon zu spät sein. "
" Du bist zu selbstsicher, Menschlein. "
" Nein, aber vielleicht ein bisschen übermütig, denn ich freue mich.
Das große Spiel hat endlich begonnen. "
Ende
Uwe Vitz - 5. Feb, 04:03
Uwe Vitz
Glotzauge III
Der Schachzauber
(Die Ebene der Sechs Türme)
Glotzauge der berüchtigte Goblinmagier saß im Schneidersitz auf einem Kissen, vor ihm stand ein dicklicher, älterer Mann, in kostbaren Kleidern. „ Ich weiß wirklich nicht, ob ich Euch helfen kann.“ meinte der Goblin nachdenklich. „Es wird sehr teuer werden, dieser spezielle Zauberer ist äußerst kostspielig. „
„ Nicht so kostspielig wie jetzt die Geschäfte laufen.“ seufzte der Kunde. „ So wahr ich Ibromah El Kah bin. Wie Ihr wist, ist es seit Generationen Brauch, dass die Handelshäuser der El Kah und der El Qohm jedes Jahr in einem Schachspiel entscheiden, wer mit welchen Waren aus Tandia handelt. Aber seit mein unglücklicher Sohn meine Nachfolge angetreten hat, hat unser Haus jedes Spiel verloren.“
„Hm, sehr ärgerlich.“ sagte Glotzauge.
„Seht teuer.“ sagte Ibromah. „ Dieser elende El Qohm lässt seine Tochter spielen, eine Schachmeisterin!!“
“ Wie unsportlich.“ meinte Glotzauge.
„ Ihr würdet so etwas natürlich nie tun.“
„Natürlich nicht, darum der Auftrag an Euch, Glotzauge.“
“Ich soll also ein Schachbrett mit einem Zauber belegen, das Euer Sohn wenn auf diesen Brett gespielt wird; das Spiel nicht verlieren kann?“
“Genau, so hatte ich mir das gedacht.“
Glotzauge blickte traurig auf das Schachbrett. Ibromah El Kah ahnte ja nicht, was er da verlangte. Sollte ein solcher Zauber wirken, musste jedes einzelne Feld des Schachbretts verzaubert werden, aber nicht nur gegen einen bestimmten Zug, sondern gegen mehrere verschiedene Züge, bei bestimmten Schachsituationen. Glotzauge stöhnte leise. Unendlich viele Möglichkeiten galt es zu berücksichtigen. Noch kein Magier auf dieser Ebene hatte so etwas geschafft. Ausgerechnet er, ein kleiner Goblin sollte das vollbringen. Aber er war schließlich der berühmte Goblinmagier . Glotzauge kicherte plötzlich leise und irgendwie auch ein bisschen bösartig..
Ibromah El Kah lief rot an vor Zorn.
“ Ihr macht Euch über mich lustig ! „
„Aber nicht doch.“ sagte der Goblin.
„ Ihr wolltet ein Schachbrett, auf dem man kein Spiel verlieren kann. Hier ist es!!“
„Verflucht, Ihr habt die Figuren einfach festgeklebt!! Mit diesem Brett kann niemand mehr spielen!“
„Also kann auch niemand mehr verlieren.“ erklärte Glotzauge lächelnd.
ENDE
Uwe Vitz - 5. Feb, 04:01
Glotzauge 2
Eine einfahre Sache
(Die Ebene der Sechs Türme)
von Uwe Vitz
" Eine einfache Sache. " erklärte Glotzauge,
der einzige Goblinmagier in Baran, versuchsweise freundlich lächelnd.
Allerdings lächeln Goblins ja nie besonders Vertrauens erweckend.
Vielleicht war Ali auch deswegen von Anfang an so misstrauisch.
" Wir sollen also in das Tal von Sha-Dow reiten und dort aus einer Pyramide eine bestimmte Schriftrolle stehlen? "
" Genau. Leichter geht es nicht. Die Pyramide wurde schon vor Jahrhunderten von Grabräubern geöffnet, die zwar alle Schätze stahlen, aber die Schriftrollen liegen ließen. "
" Und wieso sind diese Schriftrollen nicht zerfallen? "
" Ein Zauber liegt darauf, aber der der ist für euch ganz harmlos. " versicherte der Goblin schnell.
" Wieso lässt du dir die Schriftrolle denn nicht von einem Djinn holen? Du bist doch ein Zauberer! "
" Kein Djinn kann die Pyramide betreten. "
" Das Tal von Sha-Dow liegt im Reich Rah. Weißt du, was die Rahiten mit Grabräubern machen? "fragte Ali ärgerlich.
" Ein kluger Junge aus Baran wird sich doch nicht von solchen Bauerntölpeln erwischen lassen. " sagte Glotzauge.
" Wie viel ist diese Schriftrolle dir wert? "
" Zweihundert Dinare. "
" Für dreihundert Dinare besorgen wir dir diesen Papyrus. "
Der Goblin grinste, und Ali ahnte, dass er einen Fehler gemacht hatte.
Drei Reiter begaben sich in das Tal von Sha-Dow :
Ali El Suhr, seine Gemahlin Wesin und Horun, ein zweihundert Jahre alter Vampir,
der tagsüber stets einen Umhang mit heruntergezogener Kapuze trug, da er das Sonnenlicht nicht vertrug.
" Wieso haben sich in diesem Tal keine Menschen niedergelassen? ", wunderte sich Ali.
" Zu viele alte Gräber und viel zu viele alte Geschichten, dass mögen die Rahiten nicht.
Auch wenn sie die Gräber als heilig verehren. " erklärte Horun.
Seine Stimme klang wie immer sehr hohl.
Aber das ist bei Vampiren ja nun einmal so, je älter sie werden, desto hohler klingt ihre Stimme.
Sie ritten an dem unheimlichen Tempel von Yörk vorbei,
der schon seit Jahrtausenden verlassen war, und auch die Gräber der grausamen Priesterkönige beachteten sie nicht.
Dann erreichten die die Pyramide, die aus unbekannten Gründen von einem Rahitenkönig namens Camehli gebaut worden war.
Tatsächlich stand die Pyramide einladen offen.
Sie stiegen von ihren Pferden, zündeten die mitgebrachten Fackeln an und betraten vorsichtig die Pyramide.
Ali seufzte auf.
Warum fand man in Bauwerken aus grauer Vorzeit immer diese hässlichen Dämonenbilder?
Früher hatten die Leute wohl einfach keinen ordentlichen Geschmack gehabt.
Zahlreiche Treppen ging es hinunter und einige kurvenreiche Gänge entlang,
dann waren sie endlich am Ziel.
In einem kleinen Raum lagen zahlreiche Schriftrollen unsortiert nebeneinander.
Die Schriftrolle die der Goblin begehrte war mit einem Spinnensymbol versiegelt worden.
Als Ali das Siegel endlich entdeckt hatte,
hörte er die warnenden Schreie seiner Gefährten.
Im Boden öffnete sich eine Falltür und mit einem bösen Knurren kletterte eine Mumie aus der entstehenden Öffnung hervor.
Ali war vor Schreck wie gelähmt.
Ehe er sich besann, nahm die wütende Mumie ihm die Fackel aus der Hand, löschte sie mit einem eiskalten Atemzug und verfuhr ebenso mit den Fackeln der anderen.
" Rauchen verboten." zischte eine Stimme, der man anhörte, dass sie viele Jahrhunderte lang geschwiegen hatte.
Nach diesen Worten sprang die Mumie wieder durch die Falltür in den Keller.
" Was zum Sheitan meinte der Kerl mit Rauchen?" fragte Ali verwirrt.
" Diese Mumien drücken sich alle komisch aus." erklärte Horum verächtlich.
" Das kommt davon, wenn man Jahrtausende lang nur in alten Pyramiden rum liegt. "
" Wir sollten machen, dass wir von hier wegkommen."drängte Wesin.
" Ich grusle mich im Dunkeln. "
" Ach wirklich? Ich finde es eher gemütlich. " erwiderte Horun.
Trotzdem nahm der Vampir, die beiden Menschen bei der Hand und führte sie zum Ausgang zurück.
Es hat eben seine Vorteile im Dunkeln sehen zu können.
Leider warteten dort schon zwei Reiter auf sie.
Ein Mann und eine Frau.
" Jana und Jaba ", stöhnte Ali enttäuscht.
Die beiden waren Zwillinge und galten als gefährliche Schwertmeister;
wahrscheinlich waren sie ihnen von Anfang an gefolgt, Ali verfluchte seinen eigenen Leichtsinn;
er hatte einfach nicht damit gerechnet, verfolgt zu werden.
" Ihr habt wohl wieder mal einen neuen Auftrag? " fragte er düster.
" Natürlich. ", sagte Jana.
" Wir sollen euch die Schriftrolle abnehmen, die du da in der Hand hältst. Mach keine Dummheiten, Junge. "
Ali nickte.
Hätten vor der Tür vierzig Rahiten gewartet,
hätte er versucht, sie zu übertölpeln;
aber mit Schwertmeistern spaßte man nicht.
Wer so unvorsichtig war, sich mit den Meistern des Schwertes anzulegen, nahm ein viel zu frühes Ende.
" Also gut. " sagte Ali und gab Jaba die Schriftrolle.
Erleichtert sah er, wie die beiden Schwertkämpfer davon ritten.
So nette Leute sieht man eben lieber von fern als nah.
" Sei nicht traurig. " riet ihm Wesin.
" Freue dich lieber, dass wir noch leben. "
" Was nicht mehr lange der Fall sein wird, wenn wir uns nicht beeilen. " prophezeite Horun düster
und deutete nach Norden, wo ein Dutzend Reiter auftauchte.
Sie alle trugen die lange schwarzen Turbane und hatten die langen Schnauzbärte, die so typisch für die Anhänger der schwarzen Priester,
der Rahiten waren.
" Nichts wie weg! " schrie Ali.
Schnell sprangen die Gefährten auf ihre Pferde und flohen.
Mit fröhlichem Jagdgeschrei verfolgten die Rahiten sie bis an die Grenzbrücke über den Barinfluss.
Dann ritten sie zufrieden zurück zu ihren eigenen Geschäften.
" So ein Pech. " seufzte Glotzauge.
" Was ist mit den dreihundert Dinaren? " fragte Ali ohne viel Hoffnung.
" Ohne Schriftrolle keine Dinare. " sagte der Goblin höflich.
" Aber ich werde euch bei Gelegenheit wieder eine Chance geben. " versprach er freundlich.
Als Ali fort war, zog Glotzauge lächelnd die begehrte Schriftrolle aus einer Schublade seines Schreibtischs hervor.
Die Schwertmeister hatten nur die zweihundert Dinare verlangt, um den Grabräubern die Schriftrolle abzunehmen.
ENDE
Uwe Vitz - 5. Feb, 04:00
Der Ring des Zauberers
( Die Ebene der Sechs Türme)
von Uwe Vitz
Mathul steckte sich den Ring an den Finger.
Sogleich flog ein Djinn herbei, um seinen Befehlen zu lauschen.
„ Verrate mir den Namen des Geisterkönigs. „,befahl der Zauberer.
“ Menschlein, das darf ich nicht. „ sagte der Djinn.
„ Ich bin nur ein Djinn der Sechsten Stufe;
der Geisterkönig ist der einzige Djinn der Ersten Stufe auf dieser Ebene.
Niemals dürfte ich etwas gegen seinen Willen tun. „
“ Ich gebe dich aber erst frei, wenn du mir verrätst, wie ich dieses Geheimnis erfahren kann. „
„ Menschlein, du gierst nach Geheimnissen, die dir nur schaden können. „
„ Ich bin der mächtigste Magier in Baranya, und bald bin ich der Mächtigste auf dieser Ebene. „
“ Du bist anmaßend, Menschlein.
Du solltest den Geisterkönig fürchten, anstatt nach seinen Geheimnissen zu suchen. „
“ Ich fürchte nichts. „
“ Gut, Menschlein, so will ich dir verraten,
wie du den geheimen Namen meines Meisters erfahren kannst du bist ja so mutig und klug..“
„ Sprich Djinn. „
“ Oh größter Zauberer dieses Stadtviertels,
so höre denn, was ich kleiner, unwichtiger Djnn dir zu berichten habe. „
“ Werde nicht unverschämt. „
“ Wie du weißt, befindet sich das Reich meines Meisters nah am Ostrand der Ebene,
es ist vom Fluss des Todes eingeschlossen,
den man nur mit einem fliegenden Teppich überwinden kann.
Dort findest du unter einem von sechs würfelförmigen Felsen eine Höhle.
In der Höhle steht eine Säule aus purem Gold, auf der kannst du dem Namen meines Meisters lesen. „
“ Wie betrete ich diese Höhle? „
“ Rufe dreimal das Wort ` Tod´, und jeder der Felsen wird sich öffnen. "
“ Auch unter den anderen fünf Felsen sind Höhlen? „
“ Selbstverständlich. „
„ Was geschieht, wenn ich die falsche Höhle betrete? „
“ Natürlich wartet dort der Tod auf anmaßende Menschlein wie dich. „
Da verfluchte Mathul den Djinn und befahl ihm, sogleich zu verschwinden.
So sah also die Falle der Djinns für Menschen aus,
die versuchten den geheimen Namen des Geisterkönigs zu erfahren.
Mathul seufzte auf.
Der Weg zum Ebenenherrscher war eben doch lang und beschwerlich.
Voller Grimm erinnerte er sich an die sechs Jahre, während er auf der Inselfestung des ` Magischen Quadrates«
im Bitteren Meer in Westania als Adept gedient hatte.
Man hatte es abgelehnt, ihn zum ` Meister des Magischen Quadrates´ zu ernennen ,
weil Mahul angeblich die nötige Reife fehlte.
So hatte man ihm zum Trost den Ring gegeben, mit dem man rangniedere Djinns herbeirufen konnte.
Ha, wenn er erst den Namen des Geisterkönigs kannte,
würde er nicht länger nur ein unwichtiger Adept sein,
der den Befehlen der Meister sogar in seiner eigenen Heimatstadt gehorchen mußte,
-nein, diese Zeiten würden bald endgültig vorbei sein.
Er würde der nächste Großmeister des`Magischen Quadrates ´ werden und natürlich auch Sultan über die ganze Ebene.
Aber selbstverständlich dachte Mathul gar nicht daran,
sich für diese großen Ziele selbst in Gefahr zu bringen.
“ Glotzauge, komm her. „sagte Mathul in das Goblinphon.
Ein Rohr, welches direkt in den Keller führte.
Ein besonders abstoßender Goblin betrat mit schlürfenden Schritten den Raum..
“ Ja, Meister. „ fragte die elende Kreatur ängstlich.
Nun, der Goblin hatte auch allen Grund, Mathul zu fürchten
. Der Zauberer erinnerte sich lächelnd an die Vorgänger dieses Goblins:
Sie hatten seine Wünsche nicht erfüllen können, und alle waren sie eines grausamen Todes gestorben.
Dafür reichte die Macht seines Ringes aus.
Bisher hatte dieser Goblin Glück gehabt:
Er war geschickter rund klüger, als man ihm ansah.
“ Bringe mir einen Straßenjungen. „ befahl der Zauberer.
“ Jawohl Meister. „
Das Schattenviertel hatte sich seinen Namen redlich verdient,
schließlich lebten hier die Schatten von Baran, der Hauptstadt des Sultanats Baranya.
Es waren Schatten, die man durchaus fürchten konnte.
Meuchelmörder, Diebe, Vampire, Werwölfe und andere Wesen, die man besser nicht beschrieb,
hatten sich hier angesiedelt, denn der Glanz der prächtigsten Stadt Sahurias zog viele Schatten an.
Einer von ihnen war Mathul, der verruchte Zauberer gewesen;
zwei andere Schatten trafen sich derweil an einem ebenso finsteren Ort des Schattenviertels,
wie Mathuls Festung, nämlich in der Höhle der Werwölfe.
“ Für seine verdammte Zauberei hat Mathul zweien
meiner besten Fährtensucher das Fell über die Ohren gezogen. „
klagte Omar, der Leitwolf, der Stadtwölfe bitter.
„ Sehr bedauerlich. „ sagte Kerim, der Meuchelmörder nachdenklich;
dabei schnitt er sich mit seinem scharfen Dolch die Fingernägel.
“ Mathul ist ein mächtiger Zauberer.
Im Augenblick beherrscht er das Schattenviertel;
sogar die Vampire fürchten ihn. „, knurrte der Leitwolf.
“ Man muss den Mächtigen fürchten, bis ein noch Mächtigerer kommt. „,
zitierte Kerim einen geläufigen Spruch im Schatten Schattenviertel.
“ Oder bis er eines plötzlichen Todes stirbt. „
“ Ach, würde denn jemand für Mathuls plötzlichen Tod gut bezahlen? „ fragte Kerim scheinbar unbeteiligt.
“ Sehr gut sogar. „
Der Goblin Glotzauge öffnete mürrisch die Tür
und musterte misstrauisch den Jüngling,
der die Glocke geschlagen hatte.
Der Junge sah viel zu unschuldig und freundlich aus,
als dass er in das Schattenviertel gepasst hätte.
Irgendetwas verbarg sich also hinter diesem netten Gesicht.
„ Was willst du? „ knurrte der Goblin .
“ Ach, meine armen Eltern sind todkrank, und der Arzt verlangt ein Vermögen für die Behandlung, also suche ich Arbeit. „
„ Wieso ausgerechnet hier? „
“ Oh, Meister Mathul gilt als ein mächtiger Mann, und er hat einen sehr guten Ruf. „
Glotzauge nickte.
Mathul hatte in der Tat einen ganz besonderen Ruf.
Sinnlose Grausamkeit, wahnsinnige Experimente und sehr gefährliche Beschwörungen,
die immer für den größtmöglichen Schaden sorgten, hatten ihn bekannt gemacht.
“ Das stimmt natürlich.
Aber bist du auch geschickt genug, um einem so großen und edlen Zauberer zu dienen? „ fragte der Goblin ernst.
“ Verlangst du eine Prüfung? „
„ Natürlich, schließlich darf doch kein Unwürdiger Meister Mathul dienen.
Weisst du, der Meister kann sehr ärgerlich werden..“
“ Was soll ich tun? „
“ Der Meister schläft gerade in seinem Gemach.
Schleiche doch dort hinein und ziehe den Ring von seinem Finger, dass wäre ein annehmbarer Geschicklichkeitsbeweis. „
“ Ich werde es versuchen. „
Kerim hatte zwar gehört, dass Goblins dumm sind,
aber für so blöd hätte er die hässlichen Kreaturen nie gehalten.
Dieser Goblinsklave hatte ihm bereitwillig den Weg zu seinem schlafenden Meister gewiesen.
Kerim würde den Goblin später über seine Dummheit aufklären,
ehe er ihn tötete.
Aber zuerst mußte der Zauberer sterben.
Vielleicht war er ja auf irgendeine Art und Weise magisch mit dem Goblin verbunden
und würde dessen Tod spüren.
Bei Magiern ging der Meuchelmörder lieber auf Nummer Sicher.
Der Meuchelmörder schlich absolut lautlos die Treppe zu Mathuls Schlafzimmer herauf,
ein leichtes Flimmern vor der Tür warnte ihn jedoch.
Ein Djinn bewachte den Eingang zu dem Schlafzimmer.
Mathul war vorsichtig.
Kerim hatte er aber gar nicht anderes erwartet;
unvorsichtige Narren überlebten im Schattenviertel nicht lange.
Er zog ein Blatt Papier hervor, auf dem ein einziger Satz stand, und legte es vor sich auf den Boden.
“ He, du da . Stimmt es, dass Djinns nicht lesen können? „, fragte er.
Sogleich wurde der Djinn sichtbar.
Er hatte die Gestalt eines gehörnten Teufels angenommen.
“ Dummer Mensch, ich werde dich für deine Frechheit zerschmettern. „
“ Trotzdem kannst du nicht lesen. „
“ Menschenwurm, ich werde dir deinen dummen Zettel schon vorlesen, ehe ich dich töte. „
Der Djinn schwebte entschlossen heran.
Sein Dämonengesicht zeigte tödliche Entschlossenheit.
“ Wir Djinns sind viel gebildeter als ihr Menschen. „
“ Beweise es und halte keine langen Reden. „, erwiderte Kerim unerschrocken.
Der Djinn hob den Zettel auf und las laut:
„ Ra ist unser Gott, Salemon ist sein Prophet- ah, du hast mich betrogen, Mensch! „
Sogleich zuckte ein Blitz aus der Ewigkeit heran,
und der Djinn verschwand in einer Lichtwolke,
die sich rasch auflöste.
Jedes Kind wusste, dass es den Djinns verboten war,
den Namen des Propheten und des Einen Gottes auszusprechen. Zum
Glück war es nur ein Djinn der Sechsten Stufe gewesen.
Solche Geisterwesen waren noch recht leicht zu überlisten.
Kerim hob den Zettel auf und ging zur Tür.
Sicher hatte der Zauberer einen Alarmmechanismus an der Tür angebracht
- für den Fall, dass diese von einem Eindringling geöffnet wurde.
Selbst Mathul war nicht so dumm, sich auf einen Djinn der Sechsten Stufe zu verlassen,
Aber Kerim war natürlich auch nicht so dumm, einfach die Tür zu öffnen.
Lächelnd verwandelte er sich in eine Nebelwolke,
die durch den Türschlitz quoll
und im Schlafzimmer des Zauberers wieder ihre natürliche Gestalt annahm.
Niemand in Baran ahnte, das Kerim, der Meuchelmörder, ein viele Jahrhunderte alter Vampir war.
Dieses kleine Geheimnis und die damit verbundenen Vampirfähigkeiten machten Kerims Beruf oft sehr viel leichter.
Neugierig sah sich der Vampirmeuchelmörder in dem Schlafzimmer des Zauberers um.
Tatsächlich, spinnfadendünne Seilchen hingen am Griff der Tür und waren mit einer
winzigen kleinen Glocke verbunden, die an der Wand über dem Schlafenden hing.
Kerim zog seinen Dolch und holte zum tödlichen Wurf aus.
„ Vorsicht, Meister! „ rief da die Stimme des Goblins.
Kerim fuhr herum, aber von dem Goblin war nichts zu sehen;
die Stimme war aus einem seltsamen Rohr an der Wand gekommen.
Mathul riss die Augen auf und richtete sich kerzengerade in seinem Bett auf.
Der Zauberer deutete mit seinem Ringfinger auf den Meuchelmörder und befahl:
„ Herbei Djinn, vernichte diesen Eindringling! „
Kerim schleuderte seinen Dolch und traf genau die Kehle des Zauberers.
Mathul sank sterbend in sein Bett zurück
Kerim hatte gerade noch Zeit, sich über seinen Triumph zu freuen,
bevor der Djinn herbei flog und den letzten Befehl des Zauberers ausführte.
Ein Flammenstrahl aus dem Mund des Djinns verwandelte den Mann,
der Meuchelmörder und Vampir in einem gewesen war,
in einen sehr einfachen Haufen Asche.
Der Goblin Glotzauge betrat das Schlafzimmer des Zauberers
mit einem Handbesen und einer Kehrschaufel.
Sorgfältig fegte er die Überreste des Meuchelmörders zusammen und schüttete die Asche zu dem anderen Abfall.
Dann untersuchte er die Leiche des Zauberers und zog ihr den Ring vom Finger.
Dieser Ring passte sowieso besser zu Glotzauge als zu dem Verstorbenen.
Der Goblin rief seinen Djinn herbei,
der die Leiche Mathuls verschwinden ließ.
Es alles eigentlich viel zu einfach gewesen, fand Glotzauge.
Als er Kerim zum ersten Mal sah, hatte er sofort den Verdacht gefasst,
einen Meuchelmörder vor sich zu haben.
Wer sonst wollte schon freiwillig in die Dienste eines verrückten Zauberers treten?
Also hatte er den Burschen einfach den Weg zum Schlafzimmer Mathuls gezeigt und diesen dann über das Goblinphon gewarnt.
Seine beiden Feinde hatten sich dann gegenseitig vernichtet.
War es nicht nur gerecht, dass ein so kluger Goblin den Ring des Zauberers erbte?
Nachdenklich betrat Glotzauge das Labor des Zauberers, sein Labor.
Der erste Goblinmagier von Baran begann mit seiner Arbeit.
ENDE
Uwe Vitz - 5. Feb, 03:59