Mittwoch, 24. September 2014

Würfelwelt 1553

Johann August Apel:
Der Freischütz. Eine Volkssage
Gefunden bei: http://www.goethezeitportal.de/wissen/enzyklopaedie/carl-maria-von-weber/carl-maria-von-weber-freischuetz-illustrationen-von-ramberg.html
Quelle: Gespensterbuch. Hrsg. von Johann August Apel und Friedrich Laun [d.i. Friedrich August Schulze]. Tl. 1. Leipzig : Göschen 1810.

Würfelweltmäßige Bearbeitung von Uwe Vitz


Der Freischütz 13
(Erste Ebene vor 306 Jahren

Endlich hatte Wilhelm dreizehn Pfeile gepflückt.
Zitternd trat er aus dem Zauberkreis.
Da erschien wie aus dem Nichts ein Jüngling vor ihm.
“ Wer bist du?” fragte Wilhelm entsetzt.

“ Zabaron “, sagte der Knabe.

Wilhelm stöhnte auf, denn er hatte schon viel Böses über diesen Halbdämon gehört.


“ Du hast deine Probe gut bestanden “, sprach Zabaron.
“Wie willst du nun der Bösen Macht dienen?”

“ Überhaupt nicht “ - antwortete Wilhelm -” ich habe nun was ich will, weshalb sollte ich nun weiter dem Fürsten des Bösen dienen?”

“ Weil der Fürst des Bösen es verlangt ”, erklärte Zabaron.
“ Wer das Böse ruft ist ihm verfallen und das Böse vollstreckt seine Pläne, so oder so. “

“ Mitnichten” - rief Wilhelm - “ich habe die Pfeile und damit die Mittel zu meinem Glück, nun sage ich mich einfach wieder vom Fürsten des Bösen los und bin frei.”

Zabaron lächelte höhnisch.

“ Du bist kühner” - sprach er - als deinesgleichen sonst zu sein pflegen. Nimm die Pfeile, die du gepflückt hast. Zehn für dich, drei für das Böse; jene treffen, diese äffen, auf Wiedersehn, dann wirst du's verstehn.. “

Wilhelm wandte sich ab.

“ Ich will dich nicht wiedersehen “ - rief er - “ verlass mich! “

“ Warum wendest du dich von mir?” - fragte Zabaron mit furchtbarem Lächeln - “Glaubst du, du bist besser als ich, auch du bist nun ein Teil der Bösen Macht. “

Nein, nein! - schrie Wilhelm schaudernd - “ ich bin kein Teil dieser Macht, ich weiß nichts von ihr! Zabaron, verlass mich! “

Zabaron breitete die Arme aus.

“ Du hast die Böse Macht genutzt und du selber bist nun für immer ein Teil dieser Macht, obwohl du dich sträubst gebe ich dir einen letzten Rat, wage es nie eine Waffe gegen mich zu erheben, denn dann bist du selber, so wie alle, welche bei dir sind, mir verfallen “, sagte Zabaron und verschwand.




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Dienstag, 23. September 2014

Würfelwelt 1552

Johann August Apel:
Der Freischütz. Eine Volkssage
Gefunden bei: http://www.goethezeitportal.de/wissen/enzyklopaedie/carl-maria-von-weber/carl-maria-von-weber-freischuetz-illustrationen-von-ramberg.html
Quelle: Gespensterbuch. Hrsg. von Johann August Apel und Friedrich Laun [d.i. Friedrich August Schulze]. Tl. 1. Leipzig : Göschen 1810.

Würfelweltmäßige Bearbeitung von Uwe Vitz


Der Freischütz 12

Wilhelm trug die bewusstlosen Sklaven zum Zauberkreis und opferte einen nach dem anderen.
Er achtete nicht darauf, was für Menschen sie einst gewesen waren.
Wilhelm konzentrierte sich ganz auf seine grausame Arbeit.
Dabei unterdrückte er auch all seine Ängste und sein Gewissen.

“ Für Käthchen, du tust es ja nur für dein Käthchen “, flüsterte die Stimme in seinem Kopf.

Ja, er dachte die ganze Zeit an Kätchen, während er die Sklaven tötete und ihr Blut über den schwarzen Samen floss.
Endlich war es vorbei.
Wilhelm stellte sich in die Mitte des Kreises und rief:

“ Fürst des Bösen ich opfere dir ihr Blut und verschreibe dir meine Seele, zeig mir deine Macht.”

Und aus dem Samen wuchs ein schwarzer Baum heran.
Entsetzt und doch auch fasziniert beobachtete Wilhelm, wie die furchtbare Pflanze heranwuchs.
An diesem Baum hingen Pfeile als Früchte.
Zitternd begann Wilhelm damit diese Pfeile zu pflücken.

Montag, 22. September 2014

Würfelwelt 1551

Johann August Apel:
Der Freischütz. Eine Volkssage
Gefunden bei: http://www.goethezeitportal.de/wissen/enzyklopaedie/carl-maria-von-weber/carl-maria-von-weber-freischuetz-illustrationen-von-ramberg.html
Quelle: Gespensterbuch. Hrsg. von Johann August Apel und Friedrich Laun [d.i. Friedrich August Schulze]. Tl. 1. Leipzig : Göschen 1810.

Würfelweltmäßige Bearbeitung von Uwe Vitz


Der Freischütz
11.

Der Blutmond stieg dunkelrot am Horizont herauf. Graue Wolken flogen vorüber und verdunkelten zuweilen die Gegend, die bald darauf sich wieder plötzlich vom Mondstrahl aufhellte. Die Birken und Espen standen wie Gespenster im Wald und die Silberpappel schien Wilhelm, wie eine weiße Schattengestalt zurück zu winken. Er schauderte, und die wunderähnliche Störung seines Vorhabens in den letztvergangenen Nächten, das bedeutende, wiederholte Fallen des Bildes schien ihm die letzte Abmahnung seines weichenden Schutzgeistes von einer bösen Tat zu sein.
Noch einmal schwankte er im Vorsatz. Schon wollte er umkehren, da war es, als flüsterte ihm eine Stimme zu:

“ Tor! Hast du nicht schon den Zauber gebraucht, scheust du nur die Mühe des Erwerbs?”

Er stand, der Mond trat glänzend aus der dunklen Wolke und beleuchtete das friedliche Dach der Försterwohnung. Wilhelm sah Käthchens Fenster im Silberglanz flimmern, er breitete seine Arme aus und schritt bewusstlos nach der Heimat zurück.

“ Fort, zur Tat! “ rief es um ihn.

“Zur Tat “, wiederholte er laut.

“ Feig ist es und kindisch, auf halbem Wege umzukehren, töricht das Große aufzugeben, wenn man um Kleineres schon vielleicht - sein Heil gewagt hat. Du musst es vollenden. “

Wilhelm zögerte kurz, dann war er überzeugt und beschloss der Stimme zu gehorchen.
Er schritt mit großen Schritten vorwärts, der Wind jagte die zerrissenen Wolken wieder vor den Mond, und Wilhelm trat in die dichte Finsternis des Waldes.
Jetzt stand er auf dem Kreuzweg. Der Zauberkreis war bereits gezogen, die Schädel und Totenbeine rings umher gelegt.
Der alte Soldat hatte sein Wort gehalten.
Und an dreizehn Bäumen waren dreizehn Menschen angekettet worden.
Diese hingen schlafend in ihren Ketten.
Jemand hatte die Sklaven mit Drogen betäubt.
Wilhelm spürte einen starken Widerwillen die Wehrlosen zu ermorden.
Doch im Zauberkreis lag der Opferdolch schon bereit.
Wilhelm stellte sich in den Kreis und pflanzte den Samen vor sich in den Boden.
Einen Augenblick lang zögerte Wilhelm erneut.
Aber dann dachte er wieder an sein Kätchen und an sein Glück.
Entschlossen hob Wilhelm den Opferdolch auf und ging zu dem ersten Sklaven.












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Sonntag, 21. September 2014

Würfelwelt 1550

Johann August Apel:
Der Freischütz. Eine Volkssage
Gefunden bei: http://www.goethezeitportal.de/wissen/enzyklopaedie/carl-maria-von-weber/carl-maria-von-weber-freischuetz-illustrationen-von-ramberg.html
Quelle: Gespensterbuch. Hrsg. von Johann August Apel und Friedrich Laun [d.i. Friedrich August Schulze]. Tl. 1. Leipzig : Göschen 1810.

Würfelweltmäßige Bearbeitung von Uwe Vitz
Der Freischütz 10
(vor dreihundertsechs Jahren)


Der dritte Abend kam. Was getan werden sollte, musste heut' geschehen, denn auf morgen war die Probe angesetzt. Den ganzen Tag hatte Mutter Anne mit Käthchen im Hause herum geputzt, um den vornehmen Gast anständig zu empfangen. Am Abend war alles auf das Beste geschmückt. Mutter Anne umarmte Wilhelm, als er von der Jagd zurückkehrte, und begrüßte ihn zum ersten Male mit dem liebevollen Sohnesnamen. In Käthchens Augen glühte die zarte Sehnsucht einer jungen Liebe glühenden Braut. Der Tisch war festlich mit deutungsvollen Blumen geschmückt, und reicher als sonst mit Wilhelms Lieblingsspeisen von der Mutter, und mit lange gesparten Flaschen von dem Vater besetzt.

“ Heute ist unser Fest “, sagte der alte Förster, indem er in seinem Bräutigamsschlafrock herein trat, “ morgen sind wir nicht allein und können nicht so traulich und herzlich beieinander sitzen, drum lasst uns froh sein, als wollten wir heute für das ganze Leben uns freuen. “

Er umarmte alle und war bewegt, dass ihm die Stimme versagte.

“ Nun, Väterchen “ - sagte die Försterin mit bedeutendem Lächeln - “ich denke doch, die jungen Leute werden morgen noch froher sein wie heute, verstehst du mich? “

“ Ich versteh' dich wohl, Mutter “ - erwiderte der Förster - “ mögen's denn die Kinder auch verstehen und sich voraus freuen. Kinder, der Priester ist auf morgen mit eingeladen, und wenn der Wilhelm gut geschossen hat …”

Ein Geprassel und ein lauter Schrei von Käthchen unterbrach hier den Förster. Kunos Bild fiel wieder von der Wand und die Ecke des Rahmens verwundete Käthchen an der Stirn. Der Nagel schien zu locker in der Wand gestanden zu haben, denn er fiel mit der Kalkbekleidung nach.

“ Ich weiß auch nicht “- sagte der Förster verdrießlich - “ warum das Bild nicht ordentlich aufgehängt wird, das ist nun das zweite Mal, dass es uns erschreckt. Hast du Schmerzen, Käthchen? “

“ Es ist unbedeutend “ - versetzte sie freundlich und wischte das Blut aus den Locken - “ ich bin nur sehr erschrocken.”

Wilhelm war fürchterlich bewegt, als er Käthchens totenbleiches Gesicht und das Blut an ihrer Stirn sah. So hatte sie seine Phantasie in jener entsetzlichen Nacht ihm gezeigt, und alle diese Bilder kehrten nun zurück und folterten ihn von neuem. Sein Vorsatz, diese Nacht das zweideutige Werk zu beginnen, war heftig erschüttert, aber der Wein, den er, um seine innere Qual zu verbergen, schneller und häufiger als gewöhnlich trank, erfüllte ihn mit einem wilden Mut, er beschloss von neuem, kühn das Wagstück zu unternehmen, und sah in seinem Vorhaben nichts als den schönen Kampf der Liebe und des Mutes mit der Gefahr.
Bald würde auch die Zweite Sonne über der Ersten Ebene verschwinden.
Wilhelm pochte das Herz gewaltig. Er suchte einen Vorwand, sich zu entfernen; vergebens, wie konnte der Bräutigam am Hochzeitvorabend die Braut verlassen? Die Zeit flog ihm pfeilschnell vorüber, er litt namenlose Qualen in den Armen der belohnenden Liebe. Schon war auch die Zweite Sonne verschwunden, der entscheidende Augenblick war gekommen. Ohne Abschied schlich Wilhelm sich von der Seite der Braut; schon war er mit seinen Werkzeugen vor dem Hause, da kam die Mutter ihm nach.

“ Wohin, Wilhelm? “fragte sie ängstlich.

“ Ich habe ein Wild angeschossen, und es im Taumel vergessen “, war die Antwort.

Vergebens bat sie, vergebens schmeichelte ihm Käthchen, die in seiner verstörten Eile etwas ahnte, was ihr unerklärlich schien. Wilhelm drängte beide zurück und eilte in den Wald.





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Samstag, 20. September 2014

Würfelwelt 1549

Johann August Apel:
Der Freischütz. Eine Volkssage
Gefunden bei: http://www.goethezeitportal.de/wissen/enzyklopaedie/carl-maria-von-weber/carl-maria-von-weber-freischuetz-illustrationen-von-ramberg.html
Quelle: Gespensterbuch. Hrsg. von Johann August Apel und Friedrich Laun [d.i. Friedrich August Schulze]. Tl. 1. Leipzig : Göschen 1810.

Würfelweltmäßige Bearbeitung von Uwe Vitz
Der Freischütz 9
(Erste Ebene vor dreihundertsechs Jahren)


Der Abend dämmerte, und Wilhem hatte sich mit einem Messer Nötigen versehen, um nach dem Abendessen unvermerkt das Haus verlassen zu können. Er wollte sich eben entfernen und wünschte dem alten Förster eine ruhige Nacht, als dieser seine Hand fasste.

“ Wilhelm “ - sprach er - “ich weiß nicht, wie mir so sonderbar zumut ist, ich fühle mich beklommen, dass ich mich vor dieser Nacht fürchte, wer weiß, was mir bevorsteht. Willst du mir einen Gefallen tun, so bleib diese Nacht bei mir, du musst dir darum nicht bange sein lassen, es ist nur für mögliche Fälle.”

Käthchen erbot sich sogleich, bei ihrem Vater zu wachen, und wollte seine Pflege niemand anders, selbst ihrem Wilhelm nicht anvertrauen, aber Vater Bertram wies sie zurück.

“ Ein andermal kannst du bleiben “- sagt' er - “heut' ist mir's, als wär' ich ruhiger, wenn ich den Wilhelm bei mir habe. “

Wilhelm hätte gern Einwendungen gemacht, aber Käthchen empfahl ihm die Pflege ihres Vaters so dringend und mit so unwiderstehlichen Bitten, dass er gern blieb und seinen Vorsatz bis zur folgenden Nacht aufschob.
In der Nacht ward Vater Bertram ruhig und schlief fest, so dass er am Morgen selbst über seine Angst lächelte. Er wollte mit Wilhelm in den Wald, allein, dieser hoffte auf den unsichtbar gewordenen Unbekannten, und hielt den Förster mit scheinbarer Besorgnis um seine Gesundheit ab. Der Invalid zeigte sich nicht und Wilhelm beschloss zum zweiten Mal den Gang auf den Kreuzweg.
Als er am Abend von der Jagd zurückkam, sprang ihm Käthchen freudig entgegen.

“ Rat' einmal, Wilhelm “ - rief sie - “ wen du bei uns findest. Du hast Besuch bekommen, recht lieben Besuch; aber ich sag' es dir nicht, du musst raten. “

Wilhelm war nicht aufgelegt zum Raten und noch weniger, Besuch zu sehn, denn der liebste war ihm heute ein unwillkommener Störer. Er wies Käthchens Freude mit Unmut zurück, und sann auf einen Vorwand, umzukehren, da öffnete sich die Tür des Hauses und der Mond beleuchtete einen ehrwürdigen Greis in Jägerkleidung, der heraustretend die Arme gegen Wilhelm ausbreitete.

“ Wilhelm! “ rief ihm eine bekannte freundliche Stimme zu, und Wilhelm fühlte sich von den Armen seines Oheims umfangen.

Die ganze Zaubergewalt schöner Erinnerungen von kindlicher Liebe, Freude und Dankbarkeit drang mächtig auf Wilhelm ein, und vergessen war das nächtliche Vorhaben, als mitten im frohen Gespräch die Mitternachtsstunde schlug und Wilhelmen schauerlich an das Versäumte erinnerte.
Noch eine Nacht nur ist mir übrige - dacht' er - morgen oder nie! - Die heftige Bewegung in seinem Innern entging selbst dem Greise nicht, aber gutmütig suchte er den Grund in Wilhelms Ermüdung, und entschuldigte sich des langen Gesprächs wegen mit seiner Abreise, die er nicht länger als bis morgen früh verschieben könne.

“ Lass dich das Stündchen heut' nicht reuen “ - sagte er beim Auseinandergehn zu Wilhelm - “ du schläfst vielleicht nun um so sanfter.”

Für Wilhelm hatten diese Worte einen tieferen Sinn. Er ahndete dunkel, dass die Ausführung seines Vorhabens die Ruhe des Schlafs von ihm scheuchen könnte.








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Freitag, 19. September 2014

Würfelwelt 1548

Johann August Apel:
Der Freischütz. Eine Volkssage
Gefunden bei: http://www.goethezeitportal.de/wissen/enzyklopaedie/carl-maria-von-weber/carl-maria-von-weber-freischuetz-illustrationen-von-ramberg.html
Quelle: Gespensterbuch. Hrsg. von Johann August Apel und Friedrich Laun [d.i. Friedrich August Schulze]. Tl. 1. Leipzig : Göschen 1810.

Würfelweltmäßige Bearbeitung von Uwe Vitz


Der Freischütz 8
(Erste Ebene vor 306 Jahren)

Der Förster ging schlafen und ließ Wilhelm in der peinlichsten Unruhe. Er warf sich vergebens auf sein Lager, der Schlaf floh seine Augen. Der Stelzfuß, Georg, Käthchen, der fürstliche Kommissar, der den Probeschuss verlangte, schwebten abwechselnd seinen Augen vor, und eine fieberhafte Phantasie verwirrte ihre Gestalten zu furchtbaren Gruppen. Bald drohte ihm der unglückliche Geisterbeschwörer warnend als ein blutiges Schreckbild, bald verwandelte sich seine drohende Miene in Käthchens hin sterbendes, totenbleiches Gesicht, und der Stelzfuß stand mit höllischem Hohngelächter daneben. Bald stand er selbst, zum Probeschuss fertig, vor dem fürstlichen Kommissar, er zielte, schoss und - fehlte. Käthchen sank in Ohnmacht, der Vater verstieß ihn, da kam der Stelzfuß und brachte ihm neue Pfeile - zu spät, kein zweiter Schuss war ihm gestattet.
So verstrich ihm die Nacht. Mit dem frühesten Morgen ging er in den Wald, und nicht ganz absichtslos nach der Stelle, wo der Invalid ihm begegnet war. Die frische, klare Morgenluft hatte die düstern Bilder der Nacht in ihm verweht.

“ Tor “, sprach eine leise Stimme in seinem Kopf zu ihm, “weil du das Geheimnisvolle nicht begreifst, muss es darum ein feindliches Geheimnis sein? . “

“ Niemals könnte ich dreizehn unschuldige Sklaven ermorden “, sagte Wilhelm.

“ Unschuldige Sklaven,? Viele Sklaven sind wegen schwerer Verbrechen zur Sklaverei verurteilt worden, willst du auf Liebe und Glück verzichten, um das Leben solch schuldbeladener Kreaturen zu schonen?
Opfere sie nur dem Fürsten des Bösen, du tust es ja für Kätchen, niemand wird dir Vorwürfe machen.”

“ Ich kann doch nicht den Fürsten des Bösen anrufen, er ist einer der schlimmsten Feinde aller Bewohner der Würfelwelt “, sagte Wilhelm.

“ Feigling, für Kätchen musst du es wagen oder auf sie verzichten, was ist schon dabei ihn einmal zu rufen? Der Fürst des Bösen hat schon so manchen zu Reichtum und Ruhm verholfen.
Freilich, dass waren alles richtige Kerle, die bereit waren etwas für ihr Glück zu riskieren.
Frisch gewagt und alles gewonnen, Wilhelm. “


“ Wo soll ich denn die dreizehn Sklaven her bekommen und ohne Hilfe werde ich dieses Ritual niemals erfolgreich durchführen können “, klagte Wilhelm.

“ Und ich werde dir helfen, mein Junge “, sagte da eine bekannte Stimme.

Erschrocken und erfreut sah Wilhelm den Stelzfuß aus dem Wald heraus treten.


“ Ich habe mir ein klein wenig zusammen gespart, ich werde dreizehn Sklaven in Tantoria kaufen und hier auf der Wegkreuzung, werde ich sie an Bäume ketten, und alles für dich vorbereiten, doch heute Nacht, morgen Nacht oder spätestens in der folgenden Nacht, muss es dann geschehen, ihr Blut und deine Seele musst du dem Fürsten des Bösen opfern “, erklärte der Veteran

“ Ich soll dreizehn Morde begehen und den Fürsten des Bösen anrufen?” rief Wilhelm verzweifelt.

“ Für deine Liebe und dein Glück musst du es wagen, für Kätchen “, sagte der alte Soldat.

“ Ja, für Kätchen werde ich es tun “, seufzte Wilhelm.






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Donnerstag, 18. September 2014

Würfelwelt 1547

Johann August Apel:
Der Freischütz. Eine Volkssage
Gefunden bei: http://www.goethezeitportal.de/wissen/enzyklopaedie/carl-maria-von-weber/carl-maria-von-weber-freischuetz-illustrationen-von-ramberg.html
Quelle: Gespensterbuch. Hrsg. von Johann August Apel und Friedrich Laun [d.i. Friedrich August Schulze]. Tl. 1. Leipzig : Göschen 1810.

Würfelweltmäßige Bearbeitung von Uwe Vitz

Der Freischütz 7
(Erste Ebene vor 306 Jahren)


Vater Bertram war mit Wilhelm zufrieden, aber dieser ging den ganzen Tag in stiller Verzweiflung umher, und selbst Käthchens Liebkosungen vermochten nicht, ihn aufzuheitern.
Auch am Abend saß er noch ganz stumm und bemerkte kaum, dass der Förster mit Rudolf in ein ziemlich lebhaftes Gespräch geraten war, bis ihn endlich jener aus seiner Betäubung weckte.

“ Das darfst du nun so wenig dulden als ich, Wilhelm “ - rief er dem Träumenden zu -
“ dass jemand unsrem Altvater Kuno solche Dinge nachsagt, wie Rudolf eben. Haben die Engel damals ihm und dem armen unschuldigen Menschen beigestanden, wie wir es in den Schriften vieler Göttergläubiger auf dieser Ebene lesen, so ist dies keine Teufelskunst. Die lass' ich meinem Urvater nicht nachsagen. Er starb sanft und selig auf seinem Bette unter Kindern und Enkeln, aber wer Teufelskünste treibt, mit dem nimmt's niemals ein gutes Ende, wie ich selbst angesehen habe, als ich noch in der Nähe von Zentahr die Jagdkunst gegen allerlei magische Wesen lernte. “

Oh, erzählt doch, wie das war “, rief Rudolf, und die andern stimmten bei.

“ Schlimm genug war es” - fuhr der Förster fort -” es graut mir noch, wenn ich daran denke. Da war damals in Zentahr ein junger Mensch, Georg hieß er, ein verwogener, wilder Bursch, sonst aber brav und flink, der war ein starker Liebhaber von der Jagd, und so oft er konnte, kam er zu uns. Er wär' auch ein tüchtiger Jäger geworden, aber er war zu flüchtig und schoss daher oft neben weg. Einmal, wie wir ihn damit aufzogen, vermaß er sich hoch, er wolle bald besser schießen als alle Jäger und es solle ihm kein Wild entgehen, weder in der Luft noch im Gebüsch. Aber er hielt schlecht Wort. Ein paar Tage drauf pocht uns früh ein unbekannter Jäger heraus, und sagt an, draußen auf der Straße liege ein Mensch halb tot und ohne Hilfe. Wir Burschen machen uns gleich auf und hinaus, da liegt der Georg überall blutig und zerkratzt, als wär' er unter wilden Katzen gewesen, sprechen konnte er nicht, denn er war ganz besinnungslos und gab kaum ein Lebenszeichen von sich. Wir trugen ihn gleich ins Haus, und einer meldet' es in Zentahr, wo er auch bald abgeholt wurde. Da hat er denn vor seinem Ende ausgesagt, dass er mit einem alten Bergjäger habe Zauberpfeile herstellen wollen, die allezeit treffen, und weil er etwas dabei versehen, habe ihn ein Teufel so zugerichtet, dass er's mit seinem Leben bezahlen müsse. “

“ Was hatte er denn versehen “- fragte Wilhelm bebend - “ kann der Fürst des Bösen denn nicht auch Gutes bringen?” “

“ Niemals “ - erwiderte der Förster -” Ich weiß wohl, manche schwatzen davon, dass sie den Fürsten des Bösen mit Geschick überlistet hätten, aber ich bleibe dabei, wer sich mit ihm einlässt ist verloren. “

Wilhelm schöpfte etwas freier Atem.
“ Hat denn der Georg nicht erzählt, was ihn so übel zugerichtet? “fragte er den Förster.

“ Freilich “- antwortete dieser - “vor Gericht hat er's ausgesagt. Er war mit dem Bergjäger auf einen Kreuzweg gegangen; da hatten sie mit einem blutigen Degen einen Kreis gemacht und den mit Totenschädeln und Knochen kreuzweise belegt. Draufhatte der Bergjäger Georg unterrichtet, was er zu tun habe. Der Bergjäger gab Georg dreizehn Sklaven und einen Zaubersamen. Die dreizehn Sklaven sollte Georg dem Fürsten des Bösen opfern und ihr Blut über den schwarzen Samen fließen lassen. Dann sollte ein Schwarzer Baum in der Dunkelheit heranwachsen, dessen Früchte Zauberpfeile seien, diese Pfeile sollte er pflücken. Nicht mehr und nicht weniger als dreizehn, einer über oder unter diese Zahl, wenn die Erste Sonne aufging, so wär' er verloren. Dafür müssten aber auch zehn von seinen Pfeilen unfehlbar treffen, und nicht mehr als drei würden fehlen.
Georg hatte nun den Dolch schon in der Hand um die unglücklichen Sklaven zu ermorden.
Aber im letzten Augenblick schreckte er vor der Untat zurück.
Da verfluchte ihm der Bergjäger und Georg stürzte bewusstlos zu Boden.
Erst in Zenthar ,unter den Händen der Ärzte und dem Zuspruch der Priester, sei er wie aus einem Traum erwacht. “

“ Die Götter mögen jeden Menschen bewahren vor solchen Schlingen des Bösen - “sagte die Försterin .

“ Der Georg war also ein übler Schurke?” - fragte Rudolf weiter.

“ Das will ich nicht grade behaupten “- versetzte der Förster - “denn es heißt: Richtet nicht. Aber das bleibt doch immer ein schwerer Frevel, wenn der Mensch sich in Dinge einlässt, wo der Böse leicht an ihn kommen und ihm an Leib und Seele verderblich werden kann. Der Feind kommt wohl von selbst, ohne dass der Mensch ihn ruft, oder ein Pakt mit ihm schließt. Doch Macht gewinnt er erst über uns, wenn wir uns seiner Dienste bedienen. Ein echter Jäger braucht das auch nicht, du hast es nur erst erprobt, Wilhelm, ein guter Bogen und gute Wissenschaft, da braucht der Jäger keine Zauberpfeile und trifft doch, wohin er soll. Ich möcht' auch um keinen Preis einen solchen Pfeil abschießen, denn der Feind ist ein arger Schalk und könnte mir einmal die Pfeile nach seinem Ziel führen, statt nach dem meinen.”







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Mittwoch, 17. September 2014

Würfelwelt 1546

Johann August Apel:
Der Freischütz. Eine Volkssage
Gefunden bei: http://www.goethezeitportal.de/wissen/enzyklopaedie/carl-maria-von-weber/carl-maria-von-weber-freischuetz-illustrationen-von-ramberg.html
Quelle: Gespensterbuch. Hrsg. von Johann August Apel und Friedrich Laun [d.i. Friedrich August Schulze]. Tl. 1. Leipzig : Göschen 1810.

Würfelweltmäßige Bearbeitung von Uwe Vitz

Der Freischütz 6
(Erste Ebene vor 306 Jahren)


In wenigen Tagen hatte sich Wilhelm an seine Glückspfeile so gewöhnt, dass er in ihrem Gebrauch nichts Bedenkliches mehr ahnte. Er ging täglich durch den Wald in der Hoffnung, dem Stelzfuß wieder zu begegnen, denn sein Pfeilvorrat hatte sich bis auf zwei vermindert, und wollte er seinen Probeschuss mit Sicherheit bestehen, so war die äußerste Sparsamkeit nötig. Er schlug sogar dem alten Förster heute seine Begleitung auf die Jagd aus; denn morgen wurde der Landjägermeister erwartet, und es konnte möglich sein, dass dieser noch außer dem eigentlichen Probeschuss einen Beweis seiner Geschicklichkeit zu sehen verlangte. Allein am Abend kam statt des Jägermeisters ein Bote, der eine starke Wildbretlieferung für den Hof bestellte und die Ankunft seines Herrn auf vier Tage später ansagte.
Wilhelm glaubte zu Boden sinken zu müssen, und sein Erschrecken hätte Verdacht erregt, wären nicht alle geneigt gewesen, es der getäuschten Hoffnung des Bräutigams zuzuschreiben. Er musste nun auf die Jagd und wenigstens einen seiner Pfeile aufopfern. Von den andern, schwur er, solle ihn nichts trennen als der entscheidende Schuss am Verlobungstage.
Der Vater schmollte, als Wilhelm mit einem einzigen Hirsch von der Jagd zurückkam, denn die verlangte Lieferung war beträchtlich. Er zürnte am andern Mittag noch mehr, als Rudolf mit reicher Beute und Wilhelm ganz leer nach Haus kam. Am Abend drohte er, ihn fortzuschicken und die Einwilligung zu seiner Verbindung mit Käthchen zurückzunehmen, wenn er nicht den folgenden Morgen wenigstens noch zwei Rehböcke bringen würde. Käthchen war in der größten Angst und bat ihn bei aller ihrer Liebe, doch ja allen Fleiß anzuwenden und lieber auf der Jagd gar nicht an sie zu denken.
So ging Wilhelm verzweiflungsvoll in den Wald. Käthchen sah er in jedem Fall für sich verloren, es blieb ihm nichts übrig als die traurige Wahl, auf welche Art er sein Glück zerstören wollte.
Indem er, unfähig zu wählen, sich in Betrachtung seines Schicksals verlor, zeigte sich ihm ganz in der Nähe ein Rudel Rehe. Langsam griff er nach seinem Pfeil, er lastete ihm zentnerschwer in der Hand. Schon wollte er ihm in den Köcher zurückstecken, entschlossen, den Schatz zu bewahren, es koste, was es wolle. Da sah er in der Ferne den Stelzfuß auf sich zu kommen; freudig spannte er seinen Pfeil ein , und schoss, und zwei Rehböcke sanken zu Boden. Wilhelm ließ sie stürzen und eilte nach dem Invaliden, aber dieser musste einen andern Weg eingeschlagen haben; er war nicht zu finden.

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