Freitag, 12. September 2014

Würfelwelt 1541

Johann August Apel:
Der Freischütz. Eine Volkssage
Gefunden bei: http://www.goethezeitportal.de/wissen/enzyklopaedie/carl-maria-von-weber/carl-maria-von-weber-freischuetz-illustrationen-von-ramberg.html
Quelle: Gespensterbuch. Hrsg. von Johann August Apel und Friedrich Laun [d.i. Friedrich August Schulze]. Tl. 1. Leipzig : Göschen 1810.



Der Freischütz 1
würfelweltmäßig bearbeitet von Uwe Vitz
Erste Ebene vor 306 Jahren


“ Höre Mutter “ - sagte der alte Förster Bertram in Lindenhayn “ du weißt, ich tue dir gern alles zuliebe, aber den Gedanken schlag dir aus dem Kopf, und bestärke mir auch das Mädchen weiter nicht drin. Schlag's ihr rund ab, so weint sie ihr Tränchen und ergibt sich drein, mit dem langen Trödeln und Hinhalten wird nichts gut gemacht.”

“ Aber Väterchen “ - wandte die Försterin vorbittend ein - “ kann denn unser Kätchen mit dem Amtsschreiber nicht ebenso glücklich leben, als mit dem Jäger Robert? Du kennst den Wilhelm noch gar nicht, er ist so ein braver Mensch, so herzensgut.”

“ Aber kein Jäger “ - fiel der Förster ein. - “ Meine Försterei ist nun seit länger als zweihundert Jahren immer vom Vater zum Sohn vererbt. Hättest du mir einen Jungen gebracht, statt des Mädchens, da möcht` es sein, dem hinterließ' ich meine Stelle, und das Mädel, wenn eins dazugekommen wär', möchte freien, wen es wollte; aber so ... nein! Erst hätt' ich Mühe, Angst und Wege gehabt, dass der Graf meinen Schwiegersohn zum Probeschuss lassen will, wenn er nur sonst ein braver Jäger ist, und nun sollt' ich das Mädel verschleudern? Nein, Mutter Anne, auf den Robert besteh' ich just nicht; wenn er dir nicht gefällt, such' dem Mädel einen andern flinken Jägerburschen aus, dem ich meine Stelle bei Lebzeiten übergeben kann, da wollen wir in Ruhe bei den Kindern unsre alten Tage verleben, aber mit dem Federschützen bleib mir vom Halse. “

Mutter Anne hätte gern noch ein gutes Wort für den Amtsschreiber gesprochen, aber der Förster, der die Kraft der weiblichen Überredungskunst kannte, wollte seinen Entschluss nicht einem wiederholten Angriff aussetzen; er nahm seinen Bogen von der Wand und ging in den Wald.
Kaum war er um die Ecke des Hauses, da steckte Käthchen ihr blondes Lockenköpfchen freundlich zur Tür herein. Ist's gut gegangen, Mutterchen? Ja? - rief sie, und sprang nun munter in das Zimmer und an den Hals der Försterin.

“ Ach, Käthchen, freue dich nicht zu sehr - sagte diese - der Vater ist gut, herzensgut, aber er gibt dich keinem andern als einem Jäger, und davon geht er nicht ab, da kenne ich ihn schon. “

Käthchen weinte und wollte lieber sterben als von ihrem Wilhelm lassen. Die Mutter tröstete und schmähte abwechselnd, endlich weinte sie mit der Tochter. Sie versprach eben, noch einen Hauptsturm auf das Herz des Försters zu versuchen, da klopfte es an der Türe, und Wilhe1m trat herein.

“ Ach Wilhelm “ - rief ihm Käthchen mit verweinten Augen entgegen - “ wir müssen scheiden! Suche dir ein anderes Mädchen, mich sollst du nicht frein und ich dich nicht; der Vater will mich dem Robert geben, weil er ein Jäger ist, und die Mutter kann uns nicht helfen. Aber, muss ich auch von dir lassen, so will ich doch keines anderen sein, und bleibe dein, und dir treu bis zum Tode. “

Mutter Anne suchte den Amtsschreiber, der nicht wusste, was er aus Käthchens Reden machen sollte, zu besänftigen, und erzählte ihm, wie Vater Bertram gegen seine Person gar nichts einzuwenden hätte, aber nur seiner Försterei wegen durchaus darauf bestand' einen Jäger zum Eidam zu haben.

“ Ist es weiter nichts “ - sagte Wilhelm beruhigt und drückte das weinende Mädchen an seine Brust - “so sei gutes Mutes, liebes Käthchen. Ich bin der Jägerei nicht unkundig, denn ich habe bei meinem Ohm, dem Oberförster Finsterbusch, in Lehre gestanden, und musste nur meinem Paten, dem Amtmann, zuliebe den Bogen mit dem Schreibpult vertauschen. Was hilft mir die versprochene Amtmannsstelle, soll ich mein Käthchen nicht als Frau Amtmannin in das Amtshaus einführen? Willst du nicht höher hinaus als deine Mutter, und ist dir der Förster Wilhelm so lieb wie der Amtmann, so tausch' ich gleich, denn mir ist das lustige Jägerleben immer viel lieber gewesen als das steife Leben in der Stadt. “

“ Oh, du lieber, goldner Wilhellm “ - rief Käthchen, und alle Wolken waren von ihrer Stirn verschwunden, und nur ein glänzender Sonnenregen der Freude zitterte in ihren Augen - “willst du das, so sprich recht bald mit meinem Vater, eh' er vielleicht gar dem Robert sein Wort gibt. “

“ Wart, Käthchen “- sagte Wilhelm, “ ich geh' ihm gleich nach in den Wald. Er ist gewiss nach dem Hirsch, der morgen in das Amt geliefert werden soll. Gib mir Pfeil und Bogen, ich such' ihn auf, stelle mich ihm mit einem Jägergruß vor und biete ihm gleich meine Dienste als Jägerbursch an. “

Mutter und Tochter fielen ihm um den Hals, halfen den neuen Jäger, so gut sie konnten, aufputzen, und sahen ihm mit Hoffnung und Bangigkeit in den Wald nach.

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